TEST

Huawei Ascend P7 im Test

Portrait des Authors


Werbung

Nur jeder zweite Befragte kennt den Namen Huawei, dennoch ist der chinesische Hersteller mittlerweile die Nummer 3 auf dem Smartphone-Markt. Ein Grund für die geringe Bekanntheit trotz des Erfolgs dürften die meist unscheinbaren Einsteiger- und Mittelklasse-Geräte sein. Dass man jedoch seit geraumer Zeit auch Modelle anbietet, die sich im oberen Preissegment tummeln, ist für viele im Verborgenen geblieben. Mit dem Ascend P7 soll sich dies nun aber endgültig ändern.

Um das Prinzip der Ascend-P-Reihe und das Dilemma Huaweis zu verstehen, muss man ein wenig in die Vergangenheit zurückkehren. Im Januar 2012 kündigte das Unternehmen das Ascend P1 an, das mit einer durchaus überdurchschnittlichen Ausstattung Marktanteile für die Chinesen sammeln sollte. Aber: Das Gerät kam erst vier Monate später auf den Markt und zwischenzeitlich hatte man die „Wunderwaffe“ Ascend D quad auf dem MWC vorgestellt. Letzteres wurde mit großem Tamtam präsentiert und sorgte bei den anwesenden Journalisten für großes Staunen. Ein schneller SoC aus eigener Entwicklung, eine großes und hochauflösendes Display sowie eine Kamera, die gute Aufnahmen auch bei schlechtem Licht versprach - das Ascend D quad galt als klare Attacke auf Samsung.

{jphoto image=55027}

Ein Erfolg wurde das Topmodell am Ende nicht, denn wie so oft konnte der versprochene Starttermine nicht gehalten werden, erst sechs Monate später war das Smartphone zu haben. In der Zwischenzeit hatten die Mitbewerber nachgerüstet, vor allem der eigene SoC war kaum noch konkurrenzfähig. Das Ende der Ascend-D-Reihe war somit besiegelt, fortan war es an den Ascend-P-Modellen, das Aushängeschild darzustellen.

Optik, Haptik, Hardware

Anfang Juni soll diese Aufgabe das Ascend P7 von seinem Vorgänger, von dem 4 Millionen Exemplare verkauft werden konnten, übernehmen. Zumindest in der ersten Zeit nach dem Verkaufsstart müssen Interessierte jedoch aufpassen. Denn die Verwechslungsgefahr ist hoch, das Ascend P7 sieht in weiten Teilen aus wie das Ascend P6. Der Grund hierfür: Huawei setzt erneut auf das „Double C“-Design.

Das bedeutet, dass Vorder- und Rückseite über die untere Kante hinweg ein C bilden, gleichzeitig jedoch auch die rechte und linke Seite über die obere. Daraus resultiert eine sehr eigenständige und moderne Optik, vor allem, da das Smartphone mit 139,8 x 68,8 x 6,5 vergleichsweise klein für ein 5-Zoll-Gerät ausfällt. Allerdings stand nicht nur der direkte Vorgänger - dem schon eine gewisse Ähnlichkeit zum iPhone anzusehen ist - in Sachen Design Pate, auch Sony war für das ein oder andere Detail Vorbild; vor allem der Einschalter auf der rechten Seite könnte aus japanischer Produktion stammen. Dennoch: In Summe wirkt das Design stimmig und hochwertig, letzteres vor allem aufgrund der Glas-Vorder- und -Rückseite sowie dem Aluminiumrahmen. Aber auch die geringe Dicke sowie die beinahe schon skandinavisch nüchterne Rückseite tragen ihren Teil zum gelungenen Auftritt bei.

Die Rückseite als Highlight

Die Rückseite als Highlight

In puncto Verarbeitung leistet sich Huawei nur einen einzigen Schnitzer: Die Unterteilung des Rahmens im oberen Bereich führt zu einer deutlich erfühl- und erkennbaren Kante, was den ansonsten hervorragenden Eindruck etwas schmälert. Weitere Kritikpunkte gibt es hier nicht, die drei Tasten auf der rechten Seite - Lautstärke und Einschalter - sind passgenau verbaut und haben kein überflüssiges Spiel, gleiches gilt für die microSD- und SIM-Träger, die ins Gehäuse geschoben werden. Nicht genügend betont werden können dabei die lediglich 6,5 mm, die das Smartphone in der Höhe misst.

Denn trotz des dünnen Gehäuses hat Huawei es geschafft, teils aktuelle Technik zu verbauen. Wichtigste Komponente ist dabei der hauseigene SoC. Der Kirin 910T ist wie schon sein inoffizieller Vorgänger K3V2 als Quad-Core-Lösung konzipiert und setzt wie dieser erneut auf ARMs Cortex-A-9-Kerne. Neu ist hingegen die Fertigungstechnik, denn der Kirin 910T wird in 28 statt 40 nm gefertigt. Trotz höherer Taktraten - der neue SoC erreicht bis zu 1,8 GHz - dürfte sich der Energiebedarf in Grenzen halten. Mit an Bord ist ARMs GPU Mali-T450 mit vier Kernen. Anders als noch 2012 kann Huawei somit nicht mehr behaupten, einen der schnellsten SoCs im Programm zu haben, auch ohne Benchmarks ist klar, dass sich der Chip in puncto Rechenleistung allenfalls im oberen Mittelfeld einsortieren kann.

Trotz Parallelen zu Sony und Apple: Das Design wirkt eigenständig

Trotz Parallelen zu Sony und Apple: Das Design wirkt eigenständig

Schwer einzusortieren ist das Ascend P7 hinsichtlich der weiteren Ausstattung. Denn einerseits spielt das Smartphone mit einem Full-HD-Display und LTE nach Cat 4 in der Oberklasse mit, andererseits werden nur Single-Band-WLAN nach n-Standard und eine Hauptkamera ohne besondere Highlights wie Zeitlupenvideos oder Echtzeit-HDR geboten. Mit NFC, Bluetooth 4.0 und 16 GB internem Speicher wird ebenfalls nichts Außergewöhnliches geboten. Allenfalls der 2.500 mAh fassende Akku lässt aufhorchen, wenn man ihn in Relation zum dünnen Gehäuse setzt. Gegenüber dem Vorgänger Ascend P6 beutetet dies eine Steigerung der Kapazität um 25 Prozent, gleichzeitig wurde des Gehäuse aber nur 0,3 mm dicker.

Aluminium und Glas statt Kunststoff

Aluminium und Glas statt Kunststoff

Eine Randnotiz: Auch wenn das Gehäuse des Ascend P7 über keine IP-Zertifizierung verfügt, sollte Feuchtigkeit in gewissem Rahmen nicht gleich zum Ausfall führen. Denn laut Huawei ist das Innenleben durch eine Nano-Versiegelung für Wasser und anderen Flüssigkeiten geschützt, Details nennt man aber nicht.

Ergonomie

Überraschend gut schneidet das Smartphone hinsichtlich der Ergonomie ab. Denn prinzipiell kommen mit einem sehr dünnen und gleichzeitig aufgrund des Displays großen Gehäuses gleich zwei Probleme zusammen. Denn für gewöhnlich sprechen diese Punkte zum einen gegen einen sicheren Halt in der Hand, zum anderen fällt die Bedienung mit nur einer Hand meist schwer. Huawei hat für beide Aspekte jedoch Lösungen gefunden. Denn durch das kantige Design liegt das Ascend P7 sicher in der Hand, daran ändert auch die gläserne Rückseite nichts. Gleichzeitig sind die Tasten so platziert, dass sie auch bei Einhandbedienung problemlos mit dem Daumen erreicht werden können. Allerdings muss auf zwei Hände zurückgegriffen werden, wenn die gesamte Display-Fläche erreicht werden soll, auch bei großen Händen und langen Fingern reicht eine nicht aus. Dabei nimmt die Anzeige einen überdurchschnittlich hohen Teil der Front ein, ganze 72 Prozent entfallen auf sie. Vom Spitzenwert, der derzeit bei etwa 75 Prozent liegt, ist man somit nicht weit entfernt.

Quellen und weitere Links KOMMENTARE (0) VGWort