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Motorola Moto X Play im Test

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Nach den überzeugenden Smartphones des Jahres 2013 konnte Motorola an deren Qualität im vergangenen Jahr nicht anknüpfen. Vor allem beim Moto X war dies zu spüren. Mit der dritten Auflage soll sich dies wieder ändern. Der gravierendste Unterschied: Erstmals wird es zwei unterschiedliche Versionen geben, die sich aber kaum mehr als den Namen teilen. Das Moto X Play als günstiger Einstieg, das Moto X Style als echtes Oberklassegerät. Ob der Plan zumindest beim erstgenannten Modell aufgeht, zeigt der Test.

Dabei muss sich das Moto X Play gegen zahlreiche Konkurrenten durchsetzen. Denn mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 349 Euro wird das Smartphone im am härtesten umkämpften Segment platziert. Ein Vorteil dürfte dabei die Erfahrung Motorolas sein. Denn schon mit dem Moto E und Moto G bot man zuletzt ein überraschend gutes Preis-Leistungsverhältnis.

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Zumindest der erste Blick auf die Ausstattungsliste lässt diesen Schluss beim neuen Gerät, das von 1&1 zur Verfügung gestellt wurde, nicht zu. Denn weder der Snapdragon 615 noch die Schnittstellenbestückung (WLAN nach 802.11n, LTE mit Cat-4-Geschwindigkeit, Bluetooth 4.0) stechen in diesem Preissegment hervor.

Helles blaues Display

Am ehesten gilt dies noch für das 5,5 Zoll große Display mit seiner Full-HD-Auflösung. Mit einer Pixel-Dichte von 401 ppi ist die Darstellung ausreichend scharf, dank IPS-Panel überzeugen Blickwinkel und Farbsättigung. Die wahre Stärke spielt die Anzeige jedoch in den Punkten Helligkeit und Kontrast aus. Denn mit einem Spitzenwert von 618 cd/m² kann das Moto X Play problemlos auch bei direkter Sonneneinstrahlung genutzt werden, Spiegelungen spielen hier kaum eine Rolle.

Das große Display ist sehr hell, leidet aber unter einem Blaustich

Das große Display ist sehr hell, leidet aber unter einem Blaustich

Das zunächst gut wirkende Kontrastverhältnis von 1.537:1 relativiert sich beim Blick auf den Schwarzwert. Denn mit 0,402 cd/m² ist dieser alles andere als überzeugend, gute Bildschirme liegen im Bereich von 0,3. Weitaus schlimmer ist es jedoch um die Farbtemperatur bestellt. Denn mit 8.405 Kelvin driftet die Darstellung unübersehbar ins Blaue ab. Ein Wechsel zwischen den beiden hinterlegten Farbmodi macht dabei keinen Unterschied.

SoC mit Schluckauf

Ebenfalls nicht in Gänze überzeugen kann der SoC. Der unter anderem auch im Samsung Galaxy A7 und Sony Xperia M4 Aqua verbaute Chip bietet im Moto X Play nur mittelmäßige Leistung – in mancher Situation auch weniger. Im 3DMark sind es rund 7.600 Punkte, im PCMark nicht ganz 4.000, AnTuTu spricht von 32.800. Zum Vergleich: Das etwa gleichteure und erst kürzlich getestete Honor 7 ist in fast allen Tests schneller, was zu einem großen Teil auf die höheren Taktraten der CPU zurückzuführen ist. Dort wie hier kommen ARMs Cortex-A53-Kerne zum Einsatz – insgesamt acht Stück, die gleichmäßig auf zwei Cluster verteilt sind; das langsamere erreicht 1,0, das schnellere 1,7 GHz.

Der PCMark deutet es an: Die Leistung ist nicht über jeden Zweifel erhaben

Der PCMark deutet es an: Die Leistung ist nicht über jeden Zweifel erhaben

Aber auch die GPU vom Typ Adreno 405 scheint offensichtlich schnell überfordert zu werden. Denn nicht nur, dass die mäßigen Benchmark-Ergebnisse auch auf ihre Kappe gehen, auch in fordernden Spielen kam es im Test immer wieder zu leichteren Rucklern. Ähnliches war mitunter auch bei der Darstellung der Benutzeroberfläche zu beobachten. Erstaunlich ist dies vor allem aufgrund des Einsatzes des nackten Androids ohne bremsenden Aufsatz. Ob mehr Arbeitsspeicher helfen würde, ist unklar – Nutzer müssen mit 2 GB vom Typ LPDDR3 auskommen.

Überzeugend beim Telefonieren

Die bereits erwähnte, eher unspektakuläre weitere Schnittstellen-Ausstattung umfasst neben LTE-Modem, WLAN- und Bluetooth-Modulen auch einen NFC-Chip, einen FM-Tuner sowie eine Micro-USB-Buchse. Hinsichtlich der Übertragungsqualitäten gab es im Test keine negativen Auffälligkeiten: Die Datenraten im WLAN erwiesen sich stabil, ebenso die Verbindungen in Mobilfunknetzen. Beim Telefonieren profitiert man von einer guten Eliminierung störender Nebengeräusche sowie einer klaren, wenn auch leicht höhenlastigen Audio-Qualität des Lautsprechers. Die Freisprechfunktion wird über den unübersehbaren Lautsprecher auf der Front realisiert, der überraschend gut abschneidet.

Unter anderem das gut versteckte zweite Mikrofon sorgt für eine hohe Qualität beim Telefonieren

Unter anderem das gut versteckte zweite Mikrofon sorgt für eine hohe Qualität beim Telefonieren

Angeboten wird das Moto X Play mit 16 und 32 GB großem internen Speicher, mehr Kapazität kann über eine microSD-Karte geschaffen werden.

Großer Akku

Keine Wahl hat man hingegen beim Akku. Dieser ist festverbaut, dank Fast Charging kann er aber zügig wieder geladen werden. Dafür ist jedoch ein anderes als das mitgelieferte Netzteil vonnöten. Denn dieses bietet lediglich eine Leistung von knapp 6 W, kann aber immerhin zwei Geräte gleichzeitig wiederbefüllen. Drahtloses Laden ist hingegen nicht möglich. Dies wird allerdings von den Laufzeiten mehr als wettgemacht. Die Video-Schleife wurde mit einer Ladung mehr als elf Stunden lang abgespielt, im PCMark hielt das Moto X Play knapp neun Stunden durch.

Hinter der entfernbaren Rückseite steckt ein großer Akku - gewechselt werden kann er aber nicht

Hinter der entfernbaren Rückseite steckt ein großer Akku - gewechselt werden kann er aber nicht

Im Alltag glänzte das Smartphone ebenfalls mit guten Werten. Mit einigen Telefonaten pro Tag, dem Surfen per WLAN und LTE und dem Abgleich zweier E-Mail-Konten konnten gut zweieinhalb Tage überbrückt werden – am Morgen vom Netz getrennt musste am späten Abend des übernächsten Tages wieder geladen werden. Wer sich für den Energiesparmodus entscheidet, kann etwa einen halben Tag zusätzlich gewinnen. Dann muss jedoch auf so manches Komfortmerkmal verzichtet werden, unter anderem werden einige Synchronisierungen im Standby deaktiviert.

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