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Großer Umfang, schwache Klemmen: Die Endstufe
Ein nicht minder wichtiges Element befindet sich auf der Rückseite des Subwoofers, denn dort wurde die Endstufe verbaut. Auch an dieser Stelle merkt man dem S760D an, dass das Set für weit mehr gedacht ist, als die einfache Beschallung des Schreibtischs. Der Endverstärker bietet für jeden Satellitenkanal eine Leistung von 60 Watt, während für den Tieftöner 240 Watt zur Verfügung stehen. Die hohe Leistung hat aber nicht nur Vorteile hinsichtlich der maximalen Lautstärke, sondern führt auch dazu, dass die Endstufe bei einer normalen Zimmerlautstärke weit von ihrem Maximum entfernt ist, entsprechend kontrolliert kann sie an die Arbeit gehen.
Anschlusstechnisch kann die Endstufe größtenteils überzeugen. Es gibt vier Digitaleingänge (3x optisch, 1x koaxial), dann übernimmt das S760D die Dekodierung des Audiomaterials. Wer eine externe Decoder-Einheit nutzen möchte, beispielsweise den Blu-ray-Player, der kann auf einen analogen 6-Kanal-Eingang (Cinch) zurückgreifen. Abgerundet wird das Anschlussportfolio von zwei Stereo-Eingängen. Damit werden auch für größere Audio-Setups prinzipiell mehr als genügend Anschlüsse geboten. Wer das S760D doch am Rechner betreiben möchte, der könnte in der heutigen Zeit einzig einen USB-Anschluss vermissen.
Wie bereits bei den Lautsprechern haben wir auch beim Subwoofer im Grunde genommen nur einen Kritikpunkt: Die Anschlussklemmen fallen leider auch hier für unseren Geschmack etwas unterdimensioniert aus.
Gut gesteuert ist halb gewonnen
Edifier setzt beim S760D auf zwei Wege zur Bedienung. Zum einen gibt es ein stationäres Bedienelement, das optisch ansprechend gestaltet wurde und einen direkten Zugriff auf die wichtigsten Funktionen bietet. Mittels eines großen Drehreglers, der allerdings gern noch etwas griffiger sein könnte, erfolgen die eigentlichen Einstellungen. Durch einen Druck auf den Regler kann zwischen den verschiedenen Einstellungen gewechselt werden. So können beispielsweise die Pegel der einzelnen Kanäle angepasst werden. Wichtig ist das Steuerdock aber in erster Linie für Anwender, die das S760D klassisch als Schreibtisch-System nutzen.
Gerade im Wohnzimmer geht die Steuerung mit der mitgelieferten Fernbedienung deutlich komfortabler von der Hand. Edifier setzt auf ein schmales, aber recht langes Modell, das einen gut strukturierten Aufbau besitzt, aber insgesamt betrachtet etwas lang ausfällt, um wirklich handlich zu sein. Ein häufiges Umgreifen ist leider erforderlich. Dafür gestattet der Hersteller aber einen direkten Zugriff auf die meisten Funktionen, sodass die Fernbedienung in den allermeisten Fällen das Bedienelement der Wahl sein sollte.
Klangcheck: Präzision geht über alles
Das Edifier S760D besitzt eine stattliche Erscheinung und schreit förmlich nach enormen Pegeln und einem immensen Bassdruck. In unseren Hörtests erlebten wir allerdings ein etwas anderes, deutlich ausgewogeneres Auftreten - doch erst einmal der Reihe nach.
Edifier hat beim S760D klar den Surround-Einsatz im Sinn, seien es nun Filme oder Spiele. Entsprechend muss sich das Set vornehmlich in diesen Szenarien beweisen. Gleichzeitig wollen wir aber auch die Stereo-Wiedergabe nicht ganz außer Acht lassen.
Wer nun (mit Blick auf den gigantischen Subwoofer) erwartet, bei den ersten Tönen von einem überbordenden Bass „erschlagen“ zu werden, der irrt - und das ist auch gut. Im Gegenteil, das S760D kann bereits ohne große Spielerei an den Reglern mit einem ausgewogenen Klang aufwarten. Die Höhen sind luftig aber dennoch präzise, die Mitten dort wo sie hingehören und der Bass natürlich vorhanden, aber immer kontrolliert und zurückhaltend.
Wie jedes Boxenset muss sich auch das Edifier S760D mit unserem Referenz-Song „Forgiven not Forgotten“ der Corrs auseinandersetzen - zugegebenermaßen einer alten Kamelle, aber einem Song, der schon auf unzähligen Boxensystemen gelaufen ist, was eine Einordnung natürlich einfacher macht.
Die zunächst einsetzende Geige wird sehr natürlich und präzise wiedergegeben, ohne dass eine gewisse Schärfe in den Klängen liegt. Gleichzeitig zeigen die Satelliten schon recht schnell, dass sie sehr räumlich klingen und eine breite Bühne aufziehen können. Das etwas später einsetzende Schlagzeug fordert erstmal den Subwoofer, der (wie bereits erwähnt) recht zurückhaltend zu Werke geht. Dabei lässt der Tieftöner aber weder den nötigen Tiefgang noch die Präzision vermissen. Die neutrale Abstimmung des gesamten Sets belegt dann auch der erste Gesangeinsatz, der entspannt und schlussendlich „richtig“ klingt.
Im Surround-Einsatz genutzt kann der vergleichsweise große Center-Speaker gut gefallen. Er bietet ein gutes Abstrahlverhalten, sodass sich der neutrale Klang auch dann nicht verändert, wenn sich der Zuhörer nicht im Sweetspot befindet. Die Surround-Speaker integrieren sich gut in das gesamte Klangbild und sorgen dafür, dass S760D eine gute Räumlichkeit erzeugt - wenn sie denn korrekt eingepegelt wurden, im Idealfall sollte ein Receiver mit automatischer Einmessung oder aber ein Schallpegel-Messgerät genutzt werden. Da Edifier bei allen Satellitenlautsprechern auf die gleiche Chassis-Bestückung setzt, gibt es keine hörbaren Unterschiede, wenn sich ein Geräusch durch den Raum bewegt. Gerade dann, wenn es in Games oder einem Actionfilm „ordentlich zur Sache geht“, kann der Subwoofer zeigen, was wirklich in ihm steckt - und das ist eine ganze Menge. Der Subwoofer wirft Explosionen ansatzlos und knochentrocken in den Raum, gleichzeitig kann er sehr tief in den Frequenzkeller hinabsteigen. Gegenüber vielen Bassreflex-Woofern kann ihm aber, je nach persönlichem Geschmack das letzte Bisschen an Volumen fehlen. Der spektakuläre Auftritt bleibt damit ein wenig auf der Strecke.
Wer das S760D in großen Räumen einsetzen möchte, kann dies problemlos tun, denn die leistungsstarke Endstufe sorgt für hohe Pegel, gleichzeitig klingt das Set aber nie so, als würde es am Limit laufen.