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Mehr und mehr Tablets werden als Allrounder oder gar als reine Arbeitstiere positioniert, selbst wenn es an dafür essentiellen Fähigkeiten fehlt. Dass ein Modell entgegen dieses Trends vor allem als Entertainer beworben wird, ist da schon eine kleine Überraschung. So ganz auf Produktivität will Huawei dann beim MediaPad M2 10.0 aber optional doch nicht verzichten - was durchaus gut ist, wie der Test zeigt.
Vorgestellt wurde das Tablet bereits auf der CES im Januar, nach und nach füllen sich nun auch die Lager der hiesigen Händler. Zur Wahl stehen dabei vier verschiedene Varianten. Die Standard-Version muss mit 2 GB RAM und 16 GB internem Speicher auskommen, das Premium-Modell verfügt über 3 und 64 GB. Zusätzlich legt Huawei letzterem einen Stylus sowie eine Lederhülle bei; beides soll aber auch separat erhältlich sein. Zusätzlich werden beide Konfigurationen mit und ohne LTE-Modul angeboten. Die unverbindlichen Preisempfehlungen reichen von 349 bis 499 Euro, für den Test stand die Standardkonfiguration plus Stylus zur Verfügung.
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Metallgehäuse mit Auffälligkeiten
Wer denkt, das MediaPad M2 10.0 sei lediglich ein größerer Aufguss des MediaPad M2 8.0, der irrt und liegt zugleich richtig. Denn prinzipiell liegt beiden Tablets der gleiche Gedanke zugrunde: Ein gutes Display sowie qualitativ hochwertige Lautsprecher sollen unterhalten. Huawei hat aber darauf verzichtet, das Gehäuse einfach nur zu vergrößern, ein unübersehbares Maß an Eigenständigkeit ist vorhanden.
Auffallend ist zunächst, dass es mit 239,8 x 172,8 x 7,4 mm vergleichsweise kompakt ausfällt, nicht wenige Konkurrenten fallen um den ein oder anderen Millimeter größer aus. Etwas anders sieht es beim Gewicht aus, 500 g werden von einigen anderen Tablets dieser Größenordnung unterboten - auf der Couch können auch nur 50 g einen Unterschied machen.
Die wichtigste Parallele zwischen beiden MediaPad-Modellen findet man beim Blick auf den Rahmen. Denn auch beim 10-Zoll-Tablet nutzt Huawei einen kleinen optischen Trick, durch den das Display wie aufgesetzt wirkt - Gehäuse und Bildschirm erscheinen wie zwei eigenständige Bauteile. Übernommen hat man aber auch die Form der Lautsprecheröffnungen sowie die Tasten für Standby und Lautstärke. Es gibt aber auch klare Unterschiede, den deutlichsten findet man auf der Front. Denn wo man beim 8 Zöller noch versucht hat, den Display-Rahmen möglichst schmal wirken zu lassen, gibt es nun unübersehbare Ränder. Wie sehr der optische Eindruck aber täuschen kann, zeigt die Messung. Beim MediaPad M2 8.0 nimmt das Display knapp 70 % der Front ein, beim MediaPad M2 10.0 sind es immerhin rund 71 %.
Auffällig ist auf der Vorderseite aber auch noch etwas Anderes. Denn Huawei setzt untypischerweise auf einen dedizierten Home-Button. Dabei handelt es sich allerdings in erster Linie nur um einen Fingerabdrucksensor, der das Entsperren des Geräts einfacher machen und gleichzeitig bei der Bedienung helfen soll. Unter anderem lässt sich mit einem einfachen Wisch zwischen den geöffneten Applikationen wechseln.
An der Verarbeitung des beinahe komplett aus Metall bestehenden Gehäuses gibt es nichts Wesentliches zu kritisieren, einzig die Antennenabdeckung auf der Rückseite ist auffällig. Diese schließt nicht bündig mit dem Rest des Gehäuses ab und ist in einem leicht anderen Farbton gehalten - die Konkurrenz macht das in der Regel aber auch nicht besser.
In puncto Ergonomie landet das MediaPad M2 10.0 im oberen Mittelfeld. Alle Tasten und Anschlüsse sind überlegt platziert und gut erreichbar, die leicht angeraute Rückseite sorgt für einen gewissen Halt in der Hand. Da die insgesamt vier Lautsprecher am oberen und unteren Rand untergebracht sind, werden diese im üblichen Landscape-Betrieb auch nicht verdeckt.
Beim Display geht mehr
Weit mehr Gemeinsamkeiten zwischen beiden MediaPad-Tablets gibt es bei der verbauten Technik. Zunächst wäre da das Display. Für die 10,1 Zoll große Anzeige verwendet Huawei auch hier ein IPS-Panel, das mit 1.920 x 1.200 Pixeln auflöst. Mit 224 ppi fällt die Schärfe natürlich geringer als beim kleinen Schwestermodell aus, mehr als ausreichend ist sie aber dennoch.
An anderer Stelle spielen die Unterschiede dann aber doch eine größere Rolle. So fällt die maximale Helligkeit mit 341 cd/m² geringer aus und kann den Einsatz im Freien unter Umständen beeinträchtigen, zudem ist der Kontrast mit 1.046:1 schlechter. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass beide Werte immer noch gut sind. Das gilt insgesamt auch für die Farbdarstellung, bei der aber die nicht optimale Weißdarstellung auffällt. Wer das Tablet mit den Werkseinstellungen betreibt, wird mit schlechten 8.500 Kelvin und einem kräftigen Blaustich konfrontiert - wer Hand anlegt, kann rund 6.800 Kelvin erreichen. Das ist besser, aber dennoch allenfalls ausreichend.
Übernommen hat Huawei den Eye-Care-Modus, der sich wieder in den Einstellungen versteckt. Damit lässt sich der Blauanteil verringern, was vor allem beim Lesen eine spürbare Erleichterung darstellt, aber auch mit einer Verschlechterung der Farbdarstellung einhergeht.
Nicht zu viel, aber ausreichend Leistung
Beim Thema SoC und Systemleistung kann problemlos auf den Test des MediaPad M2 8.0 verwiesen werden. Der Grund: Huawei setzt auch im MediaPad M2 10.0 auf den inzwischen nicht mehr ganz taufrischen Kirin 930. Da weder an den Taktraten noch am Arbeitsspeicher gedreht wurde, sind die Messungen wenig überraschend.
Der Achtkerner mit seinen zwei 1,5 und 2,0 GHz schnellen Cortex-A53-Clustern und der Mali-T628 MP4 sorgt im 3DMark (Ice Storm Unlimited) für rund 12.000 Punkte, in AnTuTu 5 und 6 werden rund 48.200 und 50.200 Punkte ausgewiesen. Mit aktuellen SoCs kann der Kirin 930 somit nicht mithalten, im Alltag ist aber nicht mit Einschränkungen zu rechnen.
Im Test kam das Tablet auch mit anspruchsvollen Applikationen zurecht, einzig bei sehr GPU-lastigen Spielen waren kürzere Einbrüche der Bildwiederholrate zu beobachten. Inwiefern der Griff zur Premiumversion mit ihren 3 GB RAM ein Leistungsplus bietet, kann nicht vollends beurteilt werden. Erfahrungsgemäß bietet mehr Arbeitsspeicher aber nur dann einen Vorteil, wenn mit überdurchschnittlichen großen oder vielen Anwendungen respektive Dateien gearbeitet wird.
Hinsichtlich der Schnittstellen hat Huawei ebenfalls nichts verändert. Das Einstiegsmodell bietet schnelles WLAN (802.11ac) sowie Bluetooth 4.0, aber kein NFC. Wer sich für die LTE-Variante entscheidet, kann via Mobilfunknetz mit bis zu 150 Mbit/s im Downstream (Cat 4) surfen. Und wem 16 GB interner Speicher zu wenig sind, der kann zur microSD-Karte greifen.
Vier Lautsprecher sollen locken
Was macht man, wenn man ein Tablet mit nach eigenen Angaben überragenden Lautsprechern in puncto Audio nochmals übertreffen will? Man verdoppelt einfach die Zahl der Boxen.
Auch beim MediaPad M2 10.0 wurden diese in Zusammenarbeit mit harman/kardon entwickelt, erneut verspricht man „kraftvollen“ Sound. Dabei helfen sollen verschiedene Ansätze, darunter SWS 2.0 und Clari-Fi. Damit sollen der räumliche Eindruck verbessert und kompressionsbedingte Qualitätseinbußen verringert werden, was der Test in beiden Fällen bestätigt. Im Vergleich mit anderen Tablets schneidet Huawei in beiden Punkten besser ab, insgesamt gefällt Lenovos Yoga Tab 3 Pro 10 aber noch etwas besser. Dort sind die Tiefen etwas präsenter, zudem schneidet der Konkurrent bei den Verzerrungen besser ab; das MediaPad M2 10.0 neigt bei hohen Pegeln schnell dazu.
Das heißt aber nicht, dass Huawei hier unbefriedigend abschneidet. Denn die Masse der Mitbewerber kann man klar hinter sich lassen, anstelle von vier Lautsprechern hätte man im Zweifelsfall aber lieber nur zwei verbauen und diesen noch etwas mehr Aufmerksamkeit schenken sollen. Auch eine andere Positionierung wäre eine gute Wahl gewesen. Leichte Kritik verdient die Verteilung der Audio-Einstellungen.