Im Rahmen des Tests zum Xeon w9-3495X sind wir bereits am Rande darauf eingegangen, wollen den dort verwendeten Speicher aus dem Hause G.Skill aber noch etwas genauer unter die Lupe nehmen. Die Zeta-R5-Kits dürften so mit das Exotischste an Arbeitsspeicher sein, das man aktuell bekommen kann. Was sie so besonders macht und welche Vorteile sie haben, klären wir im Rahmen eines kleinen Artikel.
Intel hat sich ein paar Partner gesucht, um die Prozessoren der Xeon-W-2400- und Xeon-W-3400-Serie nicht nur rein aus Sicht des Workstation-Marktes attraktiv zu machen, sondern auch ein paar Enthusiasten anzulocken. Im Falle des Xeon w9-3495X bieten die 56 Performance-Kerne des Sapphire-Rapids-Designs eine brachiale Leistung, allerdings verbrauchen sie auch entsprechend viel und nicht immer können sie die 64 Kerne eines Ryzen Threadripper PRO schlagen. Acht DDR5-Speicherkanäle (zu diesen kommen wir gleich) und im Falle der Xeon-W-3400-Serie bis zu 112 PCI-Express-5.0-Lanes zeigen das Potenzial der Plattform allerdings deutlich auf.
Nur auf den Workstation-Markt bezogen, hätte sich kein Speicherhersteller bemühen müssen, ein spezielles DDR5-Kit auf den Markt zu bringen. Registered Module (RDIMM) gibt es von den etablierten Speicherherstellern in verschiedenen Kapazitäten. DDR5-4800 und CL40 sind hier allerdings das Maximum, was bisher von den Speicher-, Mainboard- und Prozessorherstellern validiert wurde. Für eine Enthusiasten-Plattform sind DDR5-4800 allerdings nur ein mäßiges Argument, denn schließlich haben wir bei den Desktop-Prozessoren bereits 8.000 MT/s erreicht. Aber es sollte auch klar sein, dass ein Quad- oder gar Octa-Channel-Betrieb mit hohen Transferraten durchaus eine Herausforderung sein können.
Hier kommt nun G.Skill ins Spiel. Bis zu 6.400 MT/s und Timings von CL28 bis CL32 bei 1,4 V haben nichts mit dem zu tun, was der Arbeitsspeicher-Markt sonst an RDIMMs zu bieten hat. Die gesamte Serie ist wie folgt aufgestellt:
Transferrate | Timings | Kits |
6.400 MT/s | CL32-39-39-102 | 4x 16 GB / 8x 16 GB |
6.000 MT/s | CL28-39-39-96 | 4x 16 GB / 8x 16 GB 4x 32 GB |
6.000 MT/s | CL30-39-39-96 | 4x 16 GB / 8x 16 GB 4x 32 GB / 8x 32 GB |
6.000 MT/s | CL32-38-38-96 | 4x 16 GB / 8x 16 GB 4x 32 GB / 8x 32 GB |
5.600 MT/s | CL28-34-34-89 | 4x 16 GB / 8x 16 GB 4x 32 GB / 8x 32 GB |
Ein Blick in den Preisvergleich zeigt, welche Preise aktuell für die Zeta-Kits von G.Skill aufgerufen werden. Viermal 16 GB DDR5-6400 kosten beispielsweise 679 Euro. Andere Kits werden zwar aufgeführt, sind aber nicht verfügbar. Das Kit, welches uns zur Verfügung stand (DDR5-6400 CL32) soll 1.250 Euro kosten.
Intel setzt bei der Xeon-Plattform auf RDIMMs, weil diese im Vergleich zu Standard-DDR5-Modulen einige Vorteile haben. Die Module besitzen zwei Register-Chips, durch die die Signale zum Speichercontroller geführt werden. Dies reduziert die elektrische Belastung. Zudem wird das Taktsignal über einen PLL-Baustein aufbereitet. Um die Entlastung der Adressleitungen zu reduzieren, sind die R-DIMMs häufig nicht als Double-Sided-Module (zwei Bänke) verfügbar, sondern nur als Single-Sided-Module.
Allerdings ist der Aufwand im Aufbau der Module auch größer. Die Pinbelegung der 240 Pins ist eine andere und R-DIMMs erscheint das Eingangssignal erst genau einen Taktzyklus später an den Ausgängen, als dies bei Unregistered Modulen der Fall ist.
Vier oder acht Speicherkanäle
Schon der Unterbau, sprich das Mainboard entscheidet, ob ein Betrieb der Xeon-Prozessoren mit vier oder acht Speicherkanälen möglich ist. Für den Test des Xeon w9-3945X stand uns einerseits das ASUS Pro-WS-W790E-SAGE-SE zur Verfügung, welches acht Speicherkanäle unterstützt und andererseits auch das ASRock W790 WS, welches zwar ebenfalls acht Steckplätze bietet, hier aber nur vier Speicherkanäle bzw. zwei DIMMs pro Speicherkanal ermöglicht. Beide Mainboards haben wir im Artikel ausführlich beschrieben.
An dieser Stelle sei noch einmal erwähnt: Die Prozessoren der Xeon-W-2400-Serie unterstützten nur vier Speicherkanäle, während es bei der Xeon-W-3400-Serie derer acht sind.
In wiefern der Nutzer von einem Quad- oder gar Octa-Channel-System profitiert, hängt von den verwendeten Anwendungen ab. Für die nun folgenden Tests haben wir teilweise Benchmarks verwendet, die gut skalieren, die aber nicht zwangsläufig auch zeigen, dass alle Anwendungen in diesem Maße profitieren.
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Diese Lese-, Schreib- und Kopierbandbreite steigt in AIDA64 wie erwartet mit zunehmender Anzahl an Speicherkanälen deutlich an – sollte sich in der Theorie verdoppeln. Damit ist ein langsames Octa-Channel-Kit auch schneller als ein schnelles Quad-Channel-Kit. Entsprechend kann man hier bereits festhalten: Wer auf eine hohe Speicherbandbreite angewiesen ist, kann bei den Octa- oder Quad-Channel-Systemen bereits mit langsamen Kits deutlich profitieren.
Abstriche muss man natürlich bei der Latenz machen. Von den etwa 60 ns eines schnellen DDR5-Kits im Dual-Channel-System ist man weit entfernt. Spielt die Latenz also eine Rolle, wie zum Beispiel in Spielen, gehen die Vorteile wieder verloren.
Der Y-Cruncher-Benchmark zeigt die Leistungsvorteile durch die höhere Speicherbandbreite recht deutlich. Ähnlich wie bei den Durchsätzen im AIDA64 sehen wir klar die Abstufungen für Dual-Channel, Quad-Channel und Octa-Channel. Auch die höhere Taktung des Speicherkits macht sich hier bemerkbar.
Wieder sehen wir die Abstufungen in der Anzahl der Speicherkanäle, aber deutlich skaliert die Leistung im 7-Zip mit dem Takt des Speichers.
Fazit
Bei der gesamten Plattform, speziell aber im Bereich der darauf ausgelegten Speicherkits bewegen wir uns in einem Enthusiasten-Bereich – einer Nische der Nische. Die Prozessoren der Xeon-W-2400- und Xeon-W-3400-Serie sind für den Workstationbereich vorgesehen und kommen hier auch zum Einsatz. Wie sehr sie den Ryzen-Threadripper-Pro-Prozessoren Konkurrenz machen können, steht noch einmal auf einem anderen Blatt. Im B2B-Bereich ist die reine Leistung der Hardware oft nicht das ausschlaggebende Argument. Wer einfach nur ein Quad- oder Octa-Channel-Kit für seinen Xeon-Prozessor sucht, der findet RDIMMs mit einer Einzelmodulkapazität von 16, 32 und 64 GB für DDR5-4800 CL40. 16 GB sind dabei ab 100 Euro zu haben. Für 32 GB geht es bei 130 Euro los und ein Modul mit 64 GB kostet ab 280 Euro.
Wer etwas mehr Takt bei strammeren Timings garantiert haben möchte, muss tief in die Tasche greifen. Das von uns getestete Kit soll 1.250 Euro kosten. Solche von Kingston mit 8x 32 GB DDR4-5600 CL36 sind für 1.689 Euro zu finden. Für den Preis eines solchen Speicherkits bauen sich andere einen kompletten Gaming-PC zusammen.
Aber darum geht es bei den G.Skill Zeta R5 nicht. Sie sind auf die Plattform angepasst bzw. garantieren einen bestimmten Takt bei bestimmten Timings, was sie im Test auch problemlos erfüllt haben. Der Preis ist sicherlich gesalzen, aber das trifft auf die gesamte Plattform zu – egal ob Prozessor, Mainboard oder eben den Speicher.
Enthusiasten und Overclocker sind abseits der professionellen Nutzer die Zielgruppe der gesamten Plattform. Für den Speicher bleiben wohl nur noch die beiden erstgenannten Nutzergruppen übrig. Dass Unternehmen einen solchen Aufwand betreiben, für diese Plattform eine eigene Speicherserie auf den Markt zu bringen, hat aber sicherlich ausschließlich mit dem damit verbundene Prestige zu tun.
- lieferte hohe Taktraten und niedrige Timings
- hohe Speicherbandbreite möglich
- XMP-3.0-Unterstützung
- auf bestimmten Mainboards getestet (QVL-Liste)
- extrem teuer
- noch immer schlecht verfügbar