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Tesoro Optical Switches im Test - Zeit für eine Switch-Revolution?

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Tesoro Optical Switches im Test - Zeit für eine Switch-Revolution?
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Mechanische Switches erleben ein beispielsloses Revival, funktionieren aber praktisch seit Jahrzehnten nach dem gleichen Prinzip. Tesoro möchte die Entwicklung nun mit eigenen Optical Switches vorantreiben. Wir haben uns die potenziell revolutionären Switches einmal genauer angesehen.  

Bei einem konventionellen mechanischen Mikroschalter wird bei der Auslösung ein mechanischer Schalter betätigt. Der dafür genutzte metallische Kontakt kann verschleißen und oxidieren. Der gesamte Schalter kann so einen Defekt erleiden. Durch Optimierungen des Kontakts, wie sie Cherry mit der Gold-Crosspoint Kontakt-Technologie nutzt, lässt sich das Risiko reduzieren und die Lebensdauer steigern. Trotzdem bleibt die Frage, ob die Auslösung nicht auf anderem Weg möglich wäre. Die Antwort können optische Switches liefern - und genau solche bringt Tesoro mit den Tesoro Optical Switches auf den Markt. 

Tesoro hat länger an der Entwicklung dieser Switches getüftelt. Erstmalig wurden sie uns zur Computex 2016 vorgestellt. Und auch auf der diesjährigen DreamHack waren die Optical Switches wieder Thema bei Tesoro. Doch der Verkaufsstart erster Tastaturen mit den optischen Schaltern rückt näher und so haben wir jetzt erstmalig die Gelegenheit erhalten, sie außerhalb des Messe- und Eventrummels zu testen. Tesoro hat uns dafür eine Tastatur zur Verfügung gestellt, die so wohl nie in den Handel kommen wird. Die Tesoro Excalibur SE Spectrum mit Tesoro Optical Switches ist praktisch eine Erprobungsplattform für die Switches. Entsprechend ist dieser Artikel auch kein typischer Tastaturtest, sondern wird sich nach einer knappen Vorstellung der Excalibur SE Spectrum vor allem auf die Switches konzentrieren. Für Endkunden sollen die Optical Switches erstmalig als Switch-Option für die flache GRAM Spectrum verfügbar werden - und zwar voraussichtlich Ende Februar oder Anfang März. 

Technische Details - Excalibur SE Spectrum:

  • Switches: Tesoro Optical Switches, Blue
  • Betätigungskraft: 60 g
  • Tastenweg bis zur Auslösung: 2,2 mm
  • Tastenweg insgesamt: 4 mm
  • Lebensdauer: 100 Millionen Auslösungen
  • Key Rollover: 6-key / N-key
  • Beleuchtung: RGB
  • Kabel: 1,8 m, glatt
  • Highlights: neue optische Switches, spritzwassergeschützt
  • Abmessungen: 45 x 15 x 3,4 cm
  • Gewicht: 1,24 kg
  • Preis: aktuell kein Verkauf geplant

Die Tastatur im Detail

Tesoro bietet bereits eine Reihe von Excalibur-Tastaturmodellen an. Es handelt sich immer um klassisch designte mechanische Tastaturen im Full-Size-Format, also mit Num-Pad. Die Excalibur SE Spectrum macht da keine Ausnahme. Hinter der klassischen Fassade verbirgt sich bei ihr allerdings die innovative, optische Schaltertechnologie. Dank einer integrierten RGB-Beleuchtung können die Tasten in verschiedenen Farben und mit verschiedenen Effekten beleuchtet werden. Tesoro verzichtet aber auf jede Software, sodass sämtliche Einstellungen - und zwar nicht nur für die Beleuchtung - direkt an der Tastatur vorgenommen werden müssen. Den Beleuchtungseffekten fehlt es an gleitenden Übergängen. In der Praxis dürften die meisten Nutzer aber ohnehin eine statische Beleuchtung bevorzugen. 

Typische Gaming-Features wie Full N-Key / 6 Key Rollover oder die Sperrmöglichkeit für Windows- und Fn-Taste dürfen nicht fehlen. Und selbst Makros können genutzt werden. Die Aufzeichnung startet über die Tastenkombination Fn + Home. Die Zweitbelegung von F1 bis F4 dient dann zum Aufrufen der Makros. Damit man nicht den Überblick für die zahlreichen nutzbaren Tastenkombinationen verliert, legt Tesoro sogar einen Aufkleber mit den verschiedenen Kombinationen bei.

Angebunden wird die Excalibur SE Spectrum mit einem 1,8 m langen und glatten USB-Kabel. Sie ruht regulär auf vier Gummistreifen, kann durch Ausklappen von zwei Standfüßen aber auch angeschrägt genutzt werden. Rein äußerlich fällt insgesamt nicht auf, dass die Excalibur SE Spectrum besondere Mikroschalter nutzt.  

Die Tesoro Optical Switches

Und auch die Switches selbst unterscheiden sich von außen betrachtet kaum von anderen Switches. Tesoro nutzt die vor allem von Cherry bekannte Kreuzaufnahme für die Tastenkappen und packt die Schalter in transparente Gehäuse. Oberhalb des Stößels leuchten die RGB-LEDs durch das Gehäuse. Nur der Tesoro-Schriftzug lässt zumindest erkennen, dass es sich bei den Switches um eine Eigenentwicklung handelt. 

Wir greifen deshalb auf Schnittbilder des Herstellers zurück, um den Aufbau der Tesoro Optical Switches besser aufzeigen zu können. Auf den ersten Blick zeigen auch die Schnittbilder einige Ähnlichkeiten zu den typischen mechanischen Switches. Die Tastenkappen sitzen auf dem Stößel, der Stößel wiederum überwindet bei Betätigung den Widerstand einer Feder. Was es bei den Optical Switches aber nicht gibt, das ist die mechanische Auslösung. Stattdessen wird Infrarot-Licht für eine Lichtschranke genutzt.   

Beim Betätigen der Taste wird das Signal der Lichtschranke unterbrochen, die Taste löst aus. Tesoro zeigt diese Funktionsweise nicht nur in Schaubildern, sondern auch in einem eigenen Video:

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Dass es keine mechanische Auslösung gibt, soll gleich mehrere Vorteile mit sich bringen. Wo es keinen Kontakt gibt, gibt es auch keinen mechanischen Verschleiß. Die Lichtschranke ist zudem auch korrosionsbeständig. Tesoro kann deshalb eine extrem hohe Lebensdauer von 100 Millionen Betätigungen angeben. Die verbreiteten Cherry MX-Switches sind "nur" auf über 50 Millionen Betätigungen getestet. Auch das reicht aber völlig aus, um eine Tastatur jahrelang intensiv nutzen zu können. Zudem können solche Angaben von uns nicht ohne Weiteres überprüft werden - es erscheint aber zumindest logisch, dass die optischen Schalter weniger verschleißanfällig sind. Dazu kommt, dass die optischen Switches durch ihren Aufbau staub- und spritzwassergeschützt sind. Sie sollen dementsprechend nicht nur mehr Betätigungen, sondern auch Staub und das eine oder andere Missgeschick überstehen können.  

Gerade für Spieler dürfte schließlich ein weiterer Vorteil interessant sein. Durch das Auslösen über die Lichtschranke soll die Auslösung unmittelbarer als bei einem mechanischen Schalter erfolgen. Tesoro gibt für die Switches selbst eine Reaktionszeit von 0,1 ms an. Wirkliche Vergleichswerte z.B. von Cherry fehlen allerdings - und der Wert sagt auch nichts darüber aus, wie die Reaktionszeit der gesamten Tastatur ausfällt.  

In der Praxis

Zuerst sorgt das Tippgefühl mit den Optical Switches Blue für eine Überraschung. Man könnte vermuten, dass das Ersetzen von mechanischer Auslösung durch optische Auslösung für weniger Feedback sorgt. Gerade die Blue-Variante kann dem aber wirksam entgegenwirken. Wie Cherry MX Blue ist auch diese Tesoro-Variante als klickender und taktiler Schalter mit 60 g Betätigungskraft ausgelegt. Man spürt und hört die Auslösung also trotz der optischen Auslösung und kann entsprechend sehr definiert und kontrolliert tippen. Dass der Betätigungsweg mit 2,2 mm minimal länger als bei Cherry MX Blue ist, fällt hingegen nicht wirklich auf. Allerdings ist auch die Geräuschkulisse mit der von MX Blue vergleichbar. Man sollte die Tastatur entsprechend möglichst allein im Zimmer nutzen, denn sonst zieht man sich schnell den Unmut von Kollegen oder Mitbewohnern auf sich. 

Wie für MX Blue gilt auch für die klickenden und taktilen Optical Switches, dass sie für die meisten Spieler nicht die optimale Wahl sein dürften. Sie bevorzugen typischerweise leichtgängige lineare Switches. Tesoro plant für die Zukunft sicherlich aber auch andere Varianten der Optical Switches, die dann für diese Klientel noch besser passen könnten. Mit weiteren Varianten könnte auch noch ein zusätzlicher Vorteil der Optical Switches zum Tragen kommen - die Switches können mit einem passenden Werkzeug selbt im laufenden Betrieb ausgetauscht werden. Damit könnten für verschiedene Tastaturareale unterschiedliche Switches eingesetzt und die Tastatur haptisch individuell gestaltet werden. Auch die Lebensdauer der Tastatur kann so noch einmal gesteigert werden. Falls doch einmal ein Mikroschalter ausfällt, könnte er einfach ausgetauscht werden.            

Fazit

Das Funktionsprinzip der Optical Switches weicht deutlich von dem traditioneller mechanischer Switches ab. Gerade mit den getesteten Optical Switches Blue ist davon aber wenig zu spüren. Sicher erfolgt die Auslösung der Switches mit nur minimaler Verzögerung, aber in der Praxis konnten wir keinen signifikanten Unterschied zu typischen mechanischen Gaming-Tastaturen z.B. mit Cherry MX-Switches erkennen. 

Ansonsten ist es aber gerade angenehm, dass der gefühlte Unterschied zu den gewohnten mechanischen Switches gering ausfällt. Man muss sich dadurch nicht erst groß umgewöhnen. Wer mit Cherry MX Blue zurechtkommt, dürfte so auch mit den Optical Switches Blue gut fahren. Extreme Vielschreiber könnten über Jahre hinweg vielleicht auch von dem geringeren Verschleiß profitieren, den der Aufbau erwarten lässt. Und auch die Unempfindlichkeit gegenüber Staub und Spritzwasser kann ein gewichtiger Pluspunkt sein.

Im Endeffekt werden klassische mechanische Switches durch die Optical Switches nicht überflüssig. Tesoros Mikroschalter sind aber allemal eine Bereicherung für den Markt. Die getestete Blue-Variante kann als Alternative zu den klickenden und taktilen Switches anderer Hersteller voll überzeugen. Und ohne sich dramatisch anders anzufühlen, bietet sie doch auch einige ganz eigene und durchaus attraktive Eigenschaften.  

Positive Aspekte der Tesoro Optical Switches:

  • konzeptbedingt nur minimaler Verschleiß und lange Lebensdauer zu erwarten
  • versprechen minimale Reaktionszeit der Switches
  • staub- und spritzwassergeschützt
  • Switches austauschbar

Negative Aspekte der Tesoro Optical Switches:

  • in der Blue-Variante ähnlich laut wie Cherry MX Blue, nicht für jedes Umfeld geeignet
Quellen und weitere Links

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