Nach den ersten Tests der NVIDIA Titan V, die sich hauptsächlich mit der Leistung in Spielen beschäftigt haben, wollen wir uns nun anschauen, wie sich die Karte im Overclocking verhält. In den Spielebenchmarks hat sich recht schnell gezeigt, dass die Titan V je nach Grafik-API und damit Anwendung kaum in der Lage ist, die Mehrzahl an Shadereinheiten auszuspielen. Low-Level-APIs wie DirectX 12 und Vulkan hingegen können davon profitieren. Ob die Leistung auch gut mit dem Takt skaliert, das schauen wir uns nun an.
Da die Karte bereits am Temperaturlimit arbeitet, mussten wir die Kühlung verbessern. Mit dem Referenzkühler ist dies nur durch ein Anheben des Temperaturlimits und/oder durch einen schnelleren Lüfter möglich. Wir haben die Lüfterdrehzahl auf 100 % gesetzt, was 4.000 Umdrehungen pro Minute entspricht. Zugleich haben wir das Powertarget auf +20 % gesetzt, um eventuellen Limitierungen durch die Leistungsaufnahme aus dem Weg zu gehen.
Aus früheren Test und den bisherigen Erfahrungen mit Pascal-basierten GPUs haben wir gelernt, dass eine möglichst niedrige GPU-Temperatur dem Taktverhalten zuträglich ist. Eine GPU-Temperatur von über 60 °C schränkt die Leistung aufgrund verschiedener Rahmenbedingungen bereits ein. Leckströme sind hier nur ein Punkt. Geht die GPU-Temperatur über 80 °C, sind diese Effekte natürlich noch einmal größer.
Uns war es aber trotz eines Lüfters auf 100 % nicht möglich, die GPU unter Last signifikant kühler zu bekommen. Daher müssen wir für das Overclocking auch eine Temperatur von 80 °C und mehr in Kauf nehmen.
In der Folge haben wir damit begonnen, die Taktraten von GPU und HBM2 sukzessive zu steigern. Ein gleichzeitiger 3DMark-Stresstest sollte uns bis an die Grenze der Stabilität führen. Wir haben außerdem andere Anwendungen verwendet, um die Stabilität zu testen. Letztendlich angekommen sind wir bei einem GPU-Takt-Offset von +225 MHz. Den HBM2 konnten wir mit einem Offset von +200 MHz übertakten. Damit sind wir bei folgenden Werten gelandet:
- HBM2-Takt: 1.039 MHz – entspricht einer Speicherbandbreite von 797,9 GB/s
- GPU-Takt zwischen 1.830 und 1.953 MHz
Getestet haben wir hier übrigens mit dem neuen Testsystem. In den Benchmarks und den Messungen der Leistungsaufnahme und Temperaturen stellte sich dies wie folgt dar:
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Messungen: Lautstärke, Temperatur und Leistungsaufnahme
Einschätzung des Overclockings
Die Überaktung der NVIDIA Titan V zeigt ein sehr ähnliches Bild, wie wir es bereits von den Pascal-Karten kennen, es setzt sich aber auch das fort, was wir bei den Spieletests feststellen konnten: Eine alte Grafik-API wie DirectX 11 bekommt die Leistung der Titan V nicht so recht auf die Straße. Zwar steigt die Leistung mit dem höheren Takt an, allerdings skaliert sie nicht annähernd linear mit dem höheren Takt.
Anders sieht dies in Spielen aus, die DirectX 12 oder Vulkan verwenden. Beispiele dafür sind Star Wars Battlefront 2 und Wolfenstein 2: The New Colossus. Hier sehen wir eine deutlichere Leistungssteigerung. Die NVIDIA Titan V genehmigt sich dann aber auch ein paar Watt mehr aus der Steckdose. Letztendlich wird die Karte aber klar durch die Kühlung limitiert. Diese Karte mit einem Full-Cover-Waserkühler oder für extreme Tests sogar mit einem LN2-Pot könnte sicher noch einmal deutlich zulegen. Eine GPU-Temperatur von mehr als 80 °C tut dem Taktverhalten der Karte einfach nicht gut.