Mit dem letzten Treiber der Radeon VII (Test) wurden offenbar einige Verbesserungen nachgereicht, die sich positiv auf das Overclocking der Karte auswirken sollen. Bereits in unserem ersten Test haben wir die Karte von möglichst vielen Seiten aus beleuchtet – auch das Overclocking spielte damals schon eine Rolle. Doch die Software stellte uns vor einige Hürden, die nun beseitigt sein sollten.
Wer sich bisher am Overclocking der Radeon VII versucht hat, dem wurde es nicht leicht gemacht. Zahlreiche Bugs im WattMan sorgten dafür, dass die Karte entweder gar keine veränderten Einstellungen annehmen wollte oder sogar schlechter als zuvor lief. Wir konnten die Probleme umgehen, im dem wir über die Radeon Software im WattMan die Änderungen vorgenommen haben, dies dann aber noch einmal über Radeon Overlay direkt im Spiel erneut getan haben. Erst dann wurden die Einstellungen übernommen. Aber auch mit diesem Workaround sind wir irgendwann an einige Grenzen gelangt.
Der nun veröffentlichte Radeon Software Adrenalin 2019 Edition 19.2.2 soll die meisten dieser Probleme und Fehler beheben und ein schneller Test zeigte uns dann auch, dass dies wirklich der Fall ist. Also haben wir uns die Radeon VII noch einmal geschnappt und uns erneut ans Overclocking gewagt.
Derzeit einzige Möglichkeit etwas an den Einstellungen der Radeon VII zu ändern ist und bleibt der WattMan von AMD selbst. Wir haben zum Einen ein möglichst hohes Overclocking versucht, auf der anderen Seite aber auch erneut das Undervolting untersucht.
Für das Overclocking haben wir den Leistungsregler auf +20 % gesetzt. Damit liegt die Thermal Design Power der Radeon VII bei 360 W. Die Spannung lässt sich von 0,808 bis 1,802 V einstellen. Allerdings nimmt die Karte keine höhere Spannung als 1,218 V an. Da der von AMD verbaute Luftkühler zunächst einmal ein limitierender Faktor sein dürfte, haben wir den Lüfter auf 100 % ihrer maximalen Drehzahl gestellt. Bei dann 3.500 Umdrehungen pro Minute sind die drei Lüfter aber unerträglich laut.
Letztendlich haben wir unterschiedliche Szenarien untersucht:
- Was ist mit der Radeon VII und dem Referenzkühler maximal zu erreichen?
- Welches sind die effizientesten OC-Einstellungen, die wir erreichen können?
- Wie stellt sich das Undervolting dar?
Für die 16 GB HBM2 konnten wir einen stabilen Betrieb bei 1.200 MHz feststellen. Die Spannung lässt sich beim Speicher nicht verändern. Damit liegt die theoretische Speicherbandbreite bei 1.228 GB/s – doppelt so hoch wie bei der GeForce RTX 2080 Ti mit 616 GB/s und 2,5mal so hoch, wie bei der Radeon RX Vega 64 (484 GB/s). Unsere ersten Tests der Radeon VII haben bereits gezeigt, dass sie aufgrund der ohnehin schon hohen Speicherbandbreite nur minimal von einem etwas höherem Speichertakt profitiert. Damals haben wir den GPU-Takt aber unangetastet gelassen und dies wird dieses mal nicht der Fall sein, so dass eine gewisse Skalierung des Speichertaktes durchaus sinnvoll sein sollte.
Für den maximalen Takt der Radeon VII ist die Schwelle von 2 GHz aufgrund der funktionierenden Einstellungen im Speicher schnell erreicht. Maximal möglich waren uns 2.060 MHz bei einer Spannung von 1,18 V. Auch mit 1,19 oder 1,2 V waren nicht mehr als 2.060 MHz möglich bzw. die Karten war dann nicht mehr stabil zu betreiben.
Für ein weiteres Szenario haben wir es mit einer deutlich niedrigeren Spannung versucht, wollten aber dennoch über 1,95 GHz GPU-Takt bleiben. Letztendlich haben wir genau diese 1.950 MHz bei einer Spannung von 1,08 V erreicht. Wir sprechen also von einer um 0,1 V bzw. 9 % niedrigeren Spannung, der Takt ist mit 1.950 MHz im Verhältnis aber nur um 5 % reduziert worden. Wir bewegen uns also in einem deutlich effizienteren Bereich aus Takt und Spannung.
Unser Ergebnis für das Undervolting konnten wir aber nicht verbessern. Hier sprechen wir also weiterhin von 1.850 MHz bei einer Spannung von 0,955 V. Allerdings haben wir die Einzelmessung der Stromverbrauchs wiederholt und einen deutlich niedrigeren Stromverbrauch der Karte gemessen.
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Temperatur und Lautstärke sind sicherlich Punkte, die hier der Referenzkühlung zugeschrieben werden können. Eine Wasserkühlung täte der Karte also sicherlich recht gut und würde auch für bessere Ergebnisse sorgen. Dies könnte auch dafür sorgen, dass die Karte nicht mehr ständig mit einer Junction Temperature von 110 °C und damit an der Grenze zur Drosselung arbeitet.
Was ein funktionierender Treiber so alles bewirken kann, zeigt der erneute Overclocking-Test der Radeon VII. Der Radeon Software Adrenalin 2019 Edition 19.2.2 hätte bereits zum Launch der Karte, noch besser auch schon ein paar Tage früher der Presse zur Verfügung stehen sollen, denn dies hätte einige Kritikpunkt an der Karte minimiert. Die Radeon VII ist und bleibt zu laut und bietet auch mit ihren 16 GB HBM2 kaum Herausstellungsmerkmale, die ihr zu Gute kommen. Wer aber etwas Zeit und Mühe in die richtigen Einstellungen investiert, bekommt die Karte nicht nur deutlich leiser als im Auslieferungszustand, sondern kann auch ein leichtes Leistungsplus herauskitzeln.
Wer es aber auf ein Maximum an Leistung anlegt, dem wird der verbaute Luftkühler schnell die Grenzen aufzeigen – nicht zwingend in Form eines schwachen Overclocking-Ergebnisses, wohl aber in Form zu hoher Temperaturen und vor allem einer unerträglichen Lautstärke.
Wir sind nun gespannt, welche Ergebnisse eine Radeon VII mit Fullcover-Wasserkühler erreichen kann. Beim Takt dürfte noch etwas gehen, vor allem aber bewegen sich die Temperaturen und Lautstärke in einem erträglichen Rahmen. EK Water Blocks spricht davon, in einigen Wochen einen Wasserkühler anbieten zu wollen. Ähnliches war auch schon von Bitspower zu hören. Bisher hat sich aber noch kein Wasserkühlungshersteller zu einer konkreteren Aussagen hinreißen lassen.
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