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Retro-Gaming auf AMD-APU

AYANEO Retro im Test

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AYANEO Retro im Test
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Eine kleine, aber feine Fangemeinde ist nicht nur an den aktuellsten AAA-Titeln interessiert, sondern hat viel mehr als Spaß an alten Klassikern. Das Retro-Gaming alter Spiele ist auf vielerlei Art und Weise möglich. Mit dem Retro bietet AYANEO einen kleinen Komplett-PC, der mit AMD-Prozessor ausgestattet ist und damit für den Retro-Gaming-Einsatz prädestiniert sein soll. Wir haben uns den AYANEO Retro kurz angeschaut.

Bisher ist einigen Lesern von Hardwareluxx das Unternehmen AYANEO sicherlich eher für seine Handheld-Gaming-Systeme mit Windows bekannt. Im Test hatten wir den 2S mit Ryzen 7 7840U und auch der AYANEO Slide setzte auf die Phoenix-APU, kann aber unter dem Display eine volle Tastatur anbieten.

Die Rechenleistung eines modernen Prozessors nebst integrierter Grafikkarte reicht für das Retro-Gaming in den meisten Fällen aus. Egal ob 8, 16 oder 32 Bit, PlayStation 1, Arcade-Systeme und vieles mehr – alles was bis ins Jahr 2000 an Hard- und Software auf den Markt kam, kann selbst auf älteren Systemen problemlos ausgeführt werden. Der AYANEO Retro kann mit Ryzen 3 3200U, Ryzen 7 5700U oder Ryzen 7 5800U geordert werden. Zudem stehen den Prozessoren 8, 16 oder 32 GB an DDR4-Arbeitsspeicher zur Seite. Auf die weiteren Ausstattungsmerkmale gehen wir später noch genauer ein. An Rechenleistung soll es dem Retro-Gaming-System jedenfalls nicht mangeln – zumindest bis zu einer gewissen Grenze.

Zunächst ein paar Worte zu den rechtlichen Aspekten des Retro-Gaming, wenn alten Konsolen emuliert und ROMs geladen werden: Retro-Gaming, das nicht auf der originalen Hardware läuft ist bereits eine Grauzone. Dies geht schon beim Laden der BIOS- und Firmware-Dateien der Konsolen los. Häufig liefern die Emulatoren diese nicht mit bzw. sie müssen manuell nachgeladen werden, damit der Anbieter des Emulators nicht schon vor dem ersten Problem steht. Weiter geht es mit den ROMs und Disc-Images der Spiele. Images der eigenen Discs lassen sich per optischem Laufwerk anlegen, für Module braucht man einen Modulausleser wie den Retrode 2. Das Ausführen eigener ROMs und Images ist zu 100 % legal.

Andere Quellen können kommerzielle Spielesammlungen sein, wie man sie beispielsweise bei Steam findet. 

Werfen wir zunächst einen Blick auf die angebotenen Konfigurationen des AYANEO Retro:

Gegenüberstellung der Ausstattungsvarianten des AYANEO Retro

AYANEO Retro
Prozessor AMD Ryzen 3 3200U
AMD Ryzen 7 5700U
AMD Ryzen 7 5800U
Arbeitsspeicher 8, 16 oder 32 GB
bis zu 64 GB erweiterbar
HDD/SSD 256 GB, 512 GB oder 1 TB (PCIe 3.0 NVMe-SSD)
Barebone ohne Massenspeicher
Netzwerk-Interfaces Wi-Fi 6
Bluetooth 5.2
1.000 MBit/s Ethernet
Anschlüsse: 1x USB 3.2 Gen 1 Typ-C
3x USB 3.2 Gen 2 Typ-A
1x USB 2.0 Typ-A
1x HDMI 2.0
1x DiplayPort 1.4
1x 3,5 mm Klinke
1x RJ45
1x Netzteil-Anschluss
Abmessungen 132 x 132 x 60,5 mm
Gewicht 466 bis 486 g

Die Mobile-Prozessoren der Ryzen-3000-Serie basieren noch auf Picasso und setzen somit auf Zen+-Kerne und eine integrierte Grafikeinheit auf Basis der Vega-Architektur. Sie sind mit die ältesten Prozessoren, die AMD in dieser Form angeboten hat. Im Falle des AYANEO Retro bedeutet dies allerdings auch, dass die Ausstattung mit Ryzen 3 3200U, 8 GB RAM und 256 GB SSD nur 199 US-Dollar kostet. Mit einem Ryzen 7 5700/5800U müssen es 16 GB Arbeitsspeicher und mindestens eine 512 GB SSD sein. Der Preis für ein solches System liegt dann schon bei 359 US-Dollar. Die Top-Ausstattung mit Ryzen 7 5700/5800U, 32 GB RAM und 1 TB SSD kostet 449 US-Dollar.

Theoretisch kann der Arbeitsspeicher per DDR4-SO-DIMM auf 64 GB erweitert werden. Auch die SSD kann ausgetauscht werden: Es steht ein M.2-Steckplatz zur Verfügung, welcher die SSD per PCIe 3.0 anbindet. Es kann auch eine SSD/HDD mit 2,5 Zoll nachgerüstet werden.

Das Gehäuse des AYANEO Retro misst 132 x 132 x 60,5 mm. Je nach Ausstattung wiegt er zwischen 466 und 486 g. In der Optik will das Gehäuse an einen alten Monitor erinnern. Der Ein/Ausschalter sitzt dort, wo sich neben dem angedeuteten Schlitz des Diskettenlaufwerks der Auswurf-Taster befindet.

Auf der Unterseite befinden sich ein Typ-C-Anschluss sowie eine 3,5-mm-Klinke. Gedacht ist es also, den AYANEO Retro in dieser Form hinzulegen und weniger aufzustellen, wie wir dies auf den ersten Bildern getan haben.

Auf der Rückseite sind dann die weiteren Anschlüsse zu finden. Dies wären die vier Typ-A-Anschlüsse (3x USB 3.2 und 1x USB 2.0), jeweils einmal HDMI, DisplayPort und Ethernet sowie der Netzteilanschluss. Über den Anschlüssen sind auch die Lüftungsschlitze zu finden. Ein Lüfter saugt die Luft über die Unterseite an.

Das Regenbogenlogo auf dem AYANEO Retro kann ausgetauscht werden, denn es wird nur magnetisch gehalten. Im Lieferumfang befinden sich noch drei weitere Batches.

Das mitgelieferte Netzteil kann über den Aufsatz in verschiedenen Ländern verwendet werden. Die maximale Ausgangsleistung liegt bei 72 W, was für die gebotenen Austattungsvarianten mehr als ausreichend ist.

Uns stand die Ausstattungsvariante mit einem Ryzen 7 5700U und der integrierten GPU mit 512 Shadereinheiten zur Verfügung. Die APU hört auf den Namen Lucienne und bietet acht Kerne. Der Basistakt liegt bei 1,8 GHz, per Boost sollen bis zu 4,3 GHz möglich sein. Die TDP kann von 10 bis 25 W konfiguriert werden. Im Falle des AYANEO Retro ist die TDP auf 30 W festgelegt.

Die Retro-Gaming-Software

AYANEO liefert das Retro-Komplettsystem mit Windows aus. Um alles weitere muss sich der Anwender kümmern. So wird ihm aber auch die Wahl gelassen, ob er Retro-Spiele per Steam oder einem anderen Emulator ausführen möchte. Eine gute Alternative stellt Batocera-Linux dar, welches sich sogar von einem USB-Stick booten lässt. Auch die Einrichtung und Benutzeroberfläche von Batocera bietet zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten.

Die Firmware verschiedener Konsolen lässt sich laden. Gleiches gilt für die ROMs und Images, die eingespielt werden können. Über das einfache Ausführen der Spiele hinaus bietet eine solche Emulation auch die Möglichkeit des manuellen Speicherns zu einem beliebigen Zeitpunkt, das Zurückspulen oder die automatische Übersetzung von Sprachen. Über Batocera einbinden lässt sich auch eine Schnittstelle, über die Retro-Achievements verfügbar sind.

Die Möglichkeiten sind vielfältig und reichen eben von kleineren Spielen unter Windows, bis zur Installation von SteamOS oder einem Linux-Derivat. Viel wichtiger dürften die legalen Quellen für ROMs sein. Daher hier eine kleine Auswahl:

Viele ROMs gibt es auch bei GOG, zum Beispiel für den Neo Geo. Hier heißt es sich in den zahlreichen Foren für das Retro-Gaming mit den Möglichkeiten der legalen Beschaffung von ROMs zu beschäftigen, denn diese sind durchaus vorhanden.

Die Hardware lässt sich aufrüsten, aber ...

Der AYANEO Retro kann also Barebone ohne Speicher und SSD bestellt werden, in den meisten Fällen, zumal wenn es ein Ryzen 7 5800U/5700U sein soll, dann ist er bereits ausgestattet. Es besteht aber die Möglichkeit sowohl den Arbeitsspeicher als auch die SSD zu tauschen bzw. zu erweitern.

Über vier Schrauben kann der Boden des AYANEO Retro gelöst und entfernt werden. Dann wird auch der Blick auf den Kühler frei. Um an den Arbeitsspeicher und die SSD zu gelangen, muss der Lüfter allerdings entfernt werden. Das notwendige Werkzeug legt AYANEO bei.

Man muss aber festhalten, dass die Speichererweiterung nicht ganz einfach ist. Neben der Entfernung des Kühlers müssen auch Kabel und Stecker gelöst werden, damit das Mainboard mitsamt des Kühlers ausgebaut werden können. Auf der Unterseite befinden sich der Arbeitsspeicher und der M.2-Steckplatz für die SSD. 

Auch eine Erweiterung mit einer 2,5-Zoll-SSD oder -HDD ist möglich. Dazu befindet sich ein Montagerahmen im Lieferumfang, in den das Laufwerk eingebaut wird. Dieser Rahmen wiederum wird unten in das Gehäuse eingebaut. Ein Adapter für Strom und den SATA-Anschluss liegen ebenfalls bei. Ist der Montagerahmen eingebaut, wird das Mainboard wieder darüber platziert und befestigt. Einfacher wäre es natürlich, wenn der Arbeitsspeicher und die SSD über den Deckel getauscht werden können, ohne dass das komplette Mainboard entfernt werden muss.

Benchmarks und Messungen

Mit ein paar Benchmarks wollen wir nun noch versuchen die Leistung des AYANEO Retro darzustellen.

UL 3DMark

Night Raid (Grafikpunkte)

Futuremark-Punkte
Mehr ist besser

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UL 3DMark

Fire Strike (Grafikpunkte)

Futuremark-Punkte
Mehr ist besser

UL 3DMark

Time Spy (Grafikpunkte)

Futuremark-Punkte
Mehr ist besser

Große Wunder sollte man anhand der Benchmarks nicht erwarten. Die Werte sind aber auch wenig überraschend, denn die Leistung der integrierten Grafikeinheit der Ryzen-5000-Mobilprozessoren ist bekannt. Aktuelle Titel wird man also auch mit der Unterstützung der Upscaling-Techniken nicht spielen können. Aber darum geht es beim AYANEO Retro auch nicht.

Es sollen nur zwei Beispiele sein: Die Remaster-Versionen der alten Tomb-Raider-Titel laufen problemlos mit 60 FPS und dies gilt auch für Half-Life 2. In beiden Fällen wird die GPU noch nicht einmal voll ausgelastet.

Die verbaute SSD verwendet eine Anbindung per PCIe 3.0 mit vier Lanes. Die Übertragungsraten liegen mit 3,5 GB für das Lesen und 2,6 GB für das Schreiben von Daten im erwarteten Bereich. Für ein Retro-Gaming-System sind diese Leistungsdaten der SSD mehr als ausreichend.

Ein Problem haben wir allerdings mit den Temperaturen der SSD, die schon Idle-Betrieb sehr warm wird, im Benchmark aber sogar auf 108 °C kommt. Dies ist eindeutig zu viel. Ansonsten sind wir mit den Temperaturen recht zufrieden:

Gegenüberstellung der Temperaturen des AYANEO Retro

Idle Last
CPU-Temperatur
43,2 °C 71,8 °C
SSD-Temperatur 50 / 71 °C 79 / 108 °C
Lautstärke (aus 10 cm) 32,5 dB(A) 37,1  dB(A)

Der Lüfter des AYANEO Retro ist unter Volllast und in Spielen hörbar, aber nicht störend. Die 30 W werden über einen Axiallüfter abgeführt, wie man ihn von solchen Mini-Systemen her kennt.

Fazit

Wer sich für ältere Spiele interessiert, für den gibt es vielfältige Möglichkeiten diese auf unterschiedlichste Art und Weise zu erleben. Erkannt haben dies auch die ursprünglichen Hersteller der alten Konsolen und so gab es schon einen SNES Classic Mini oder einen NES Classic Mini mit einigen wenigen Titeln darauf.

Aber die Retro-Community ist weit größer als das. Kuratierte Sammlungen mit mehreren hundert Gigabyte gibt es. Nutzer pflegen ihre eigenen Sammlungen, fügen neue Cover-Arts oder ganze Videos hinzu und bauen komplette Benutzeroberflächen wie Batocera-Linux für alle erdenklichen Konsolen-Generationen.

Eine Hardware-Plattform mit ansprechender Optik soll der AYANEO Retro sein. Problemlos lassen sich darauf alle Plattformen und Spiele bis in die 2000er Jahre hinein ausführen, wenn man den richtigen Emulator findet. Das alleine kann schon eine Wissenschaft für sich sein, ist aber nicht Thema dieses Artikels. Stattdessen haben wir hinsichtlich der Leistung darzustellen versucht, dass die Ausstattungsvariante mit einem Ryzen 7 5700U durchaus potent ist – auch für Spiele die bis 2005 erschienen sind. Remastered-Versionen der Klassiker dürften ebenfalls kein Problem sein.

Vor allem aber bietet der AYANEO Retro mehr Flexibilität, als dies beispielsweise bei den offiziellen Retro-Konsolen der Fall ist. Ein SNES Classic Mini bietet nur 21 Spiele und hat 512 MB an Speicher. Anstatt sich rein auf SNES-Spiele und dabei nur auf eine Auswahl konzentrieren zu müssen, kann ein eigenes Retro-System deutlich mehr abbilden.

Das alles setzt natürlich voraus, dass man sich in einem legalen Rahmen bewegt. Wer aber im Besitz des Originals ist, dem steht offen, ob er sich daraus ein ROM oder Image macht und dieses auf anderer Hardware ausführt oder nicht.

Natürlich lässt sich die Hardware des AYANEO Retro auch nachbauen. Um in diesen kleinen Formfaktor zu kommen, muss man sich aber schon strecken und hier ist die Hardware samt Gehäuse einfach schon fertig. Dem Plastik-Charme der 90er können wir in diesem Fall durchaus etwas abgewinnen – es passt gut zum damaligen Look. Je nach Größe der ROM/Image-Sammlung muss es auch nicht die große Ausstattungsvariante sein und dann sind 359 US-Dollar für einen Retro-Liebhaber sicherlich eine interessante Möglichkeit, sich die Hardwarebasis zu schaffen. Kleine Komplettsysteme der etablierten Hersteller mit dieser Ausstattung sind teilweise deutlich teurer. Eine beliebte Alternative ist auch ein Raspberry-Pi-System.

Einen großen Kritikpunkt haben wir allerdings am AYANEO Retro: Die SSD wird einfach zu warm. Hier scheint es am Gehäuse am notwendigen Luftzug zu fehlen, der die Oberseite des Mainboards und die dort verbaute SSD einfach nicht erreicht.

Die Möglichkeit zur Bestellung des Retro findet ihr direkt bei AYANEO.

AYANEO Retro

  • schicke Emulator-Hardware im Retro-Look
  • zahlreiche Anschlüsse
  • Werkzeug und Upgrade-Kit selbst im Lieferumfang enthalten
  • Windows vorinstalliert

  • zu hohe SSD-Temperaturen
  • SSD/RAM-Upgrade recht kompliziert
Quellen und weitere Links KOMMENTARE (11) VGWort