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be quiet! hat die Dark Power Pro P10 in einigen Bereichen verbessert. Die von FSP Fortron/Source gefertigten Modelle setzten auf eine Topologie, wie sie auch bei den Spitzenmodellen anderer Hersteller zum Einsatz kommt. Das schon beim Vorgänger eingesetzte LLC-Resonanzwandlerprinzip kommt nun verbessert bei den stärkeren Modellen als "Full-Bridge-" und bei kleineren als "Half-Bridge-Variante" zum Einsatz. Zusammen mit den Technologien "Synchronous Rectification" und "DC-DC-Spannungswandlern" ergibt sich so ein Paket nach momentan technisch bestem Stand.
Hohen Wert legt be quiet! auf die Geräuschoptimierung, und so wurden auch die Dark Power Pro P10 dahingehend weiter optimiert. Die eingesetzten Lüfter, die von der Technik her auf den hauseigenen SilentWings-Modellen basieren, werden mit möglichst geringer Drehzahl angesteuert, und durch die Optimierung der eingesetzten Bauteile versucht be quiet! auch lästige Geräuschentwicklungen der Elektronik selber zu vermeiden. Mit Erfolg, denn wie bei allen zuletzt getesteten Modellen von be quiet! waren Effekte wie "Spulenzwitschern oder -zirpen" beim Dark Power Pro P10 nicht festzustellen.
Ebenfalls deutlich überarbeitet wurde das modulare Kabelmanagement der Dark-Power-Pro-Serie. So folgt auch be quiet! nun dem Ansatz, welcher von Seasonic erstmalig verwendet wurde, die meisten hochbelasteten Buchsen der 12V-Verbraucher direkt auf der Hauptplatine des Netzteils zu positionieren, um Leitungsverluste zu minimieren. Jedes eingesparte Milliwatt an Verlusten wirkt sich positiv auf den Wirkungsgrad des Netzteils aus und je näher sich die Hersteller den magischen 100 Prozent an Effizienz nähern, desto entscheidender werden auch die kleinen Dinge. Die weniger belasteten Buchsen für Peripheriegeräte finden sich dementsprechend auf der Tochterplatine wieder, welche - zumindest beim 550W-Modell - im Gegensatz zu anderen Herstellern nur zur "Leitungsführung" dient und - bis auf die Steuerung der Lüfteranschlüsse - keine Elektronik trägt.
be quiet! setzt beim modularen Kabelmanagement auf ein semi-modulares Konzept, wobei allerdings nur die ATX-Hauptstromleitung fest angebracht ist. Interessantes Detail bei diesem Kabel ist die Kabeldurchführung, welche als flexible Manschette ausgeführt ist.
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In der unteren Reihe mit 12-poligen Steckverbindern sind vier Slots für 12V-Verbraucher zu finden, welche PCI-Express-Geräte oder zusätzlich zu der mit P8/P4 beschrifteten Buchse auch die CPU-Spannungswandler versorgen können. Dabei greifen die Ports 1 und 2 auf 12V3 zurück, wohingegen 3 und 4 von der Spannungsschiene 12V4 versorgt werden. Über fünf Buchsen können Peripheriegeräte versorgt werden. Die weiße Buchse dient zum Anschluss des "Overclocking-Key", einem Slotblech mit Kippschalter, mit dem sich alle 12V-Rails zu einer "Single-Rail" zusammenschalten lassen, was im Grenzbereich des Netzteils für gewisse Reserven sorgen kann. Typisch für be quiet sind die vier kleinen 2-Pin-Buchsen, an denen sich über mitgelieferte Adapterkabel bis zu vier Lüfter anschließen lassen, welche dann vom Netzteil mitgesteuert werden.
Die Steckplätze auf dem Anschlussfeld sind zwar nicht mit den jeweils zugehörigen 12V-Rails beschriftet, aber zumindest lassen sich dementsprechende Informationen auf den letzten beiden Seiten des Handbuches finden. An der Umsetzung lässt sich nichts aussetzen, nur bei Vollbestückung inklusive dem dedizierten P8/P4-Kabel wird das Lösen der Peripherieanschlusskabel etwas fummelig. Bei anderen Herstellern sieht dies meist aber nicht anders aus.
Die Anschlusskabel für die Fan-Anschlüsse bringen je einen Standard-4-Pin-Stecker und einen 3-Pin-Lüfteranschluss mit. be quiet! weist darauf hin, dass je Kabel nur ein Lüfter angeschlossen werden darf. Die maximale Last auf allen vier Anschlüssen liegt zusammen bei 0,8 Ampere bzw. 9,6 Watt. Die Regelung erfolgt durch die Lüftersteuerung des Netzteils und initiiert beim Start auch einen Anlaufimpuls.
be quiet! ist stolz darauf, mit dem Overclocking-Key-System dem User die Freiheit zu bieten, sich nicht schon vor dem Kauf zwischen Multi- oder Single-Rail-Netzteil entscheiden zu müssen. Bei normalen Lasten und einer halbwegs intelligenten Verkabelung, bei dem alle Spannungsschienen ungefähr gleich belastet werden, macht es in der Praxis keinen Unterschied, ob das P10 im Multi- oder Single-Rail-Betrieb läuft. Einflüsse auf die Messwerte haben sich jedenfalls nicht gezeigt. Unserer Erfahrung nach dürfte das Umschalten in den Single-Rail-Betrieb nur dann einen Vorteil bringen, wenn man sich leistungstechnisch im Grenzbereich des Netzteils bewegt und das System bzw. seine Konfiguration einzelne 12V-Rails übermäßig belastet. Der Overclocking-Key ist also beileibe kein "Must-Have-Feature", aber andererseits stört es auch nicht. Ohne eingestecktes OC-Key-Slotblech läuft das Netzteil einfach im Multirail-Betrieb, möchte man dauerhaft - ohne Slotblech - im Single-Rail-Modus arbeiten, liefert be quiet! einen kleinen "Kurzschlussstecker" mit, den man anstelle des Slotblech-Steckers am Netzteil einstecken kann.
Wie bereits erwähnt kommt je nach Leistung ein Full- oder Half-Bridge-LLC-Design mit Synchronous Rectification und DC-DC-Wandlern zum Einsatz. Der Unterschied zwischen Full- und Half-Bridge liegt bei den Dark Power Pro P10 in der Anzahl der MOSFETs, die die hochfrequente Wechselspannung für den nachfolgenden LLC-Resonanzwandlerteil erzeugen. Die höherwattigen Modelle benötigen hier vier MOSFETs, wohingegen die schwächeren Modelle mit zwei Stück auskommen. Nach dem mit flexiblen Betriebsmodi ausgestatten LLC-Resonanzwandler folgt der mit "Synchronous Rectification" bezeichnete Teil, der mit Hilfe von vier bis acht von einem IC gesteuerten MOSFETs aus der Wechselspannung des Übertragers die 12V-Gleichspannung generiert, welche dann mittels der DC-DC-Wandler nach Bedarf in die "Nebenspannungen" 3,3 Volt und 5 Volt umgewandelt wird.
Dementsprechend leistungsstark ist das Dark Power Pro P10 ausgelegt und mit 540 Watt kombinierter Leistung steht es im Vergleich zu anderen modernen Netzteilen vergleichbar gut dar. Laut Handbuch ist zum ordnungsgemäßen Betrieb nur eine Mindestlast von 0,5 Ampere auf 5 Volt und 0,1 Ampere auf 12 Volt erforderlich. Die Nebenspannungen 3,3 Volt und 5 Volt sind mit bis zu 110 Watt belastbar, was auch im Rahmen des Üblichen liegt.
Da be quiet! nun seit geraumer Zeit eigene Lüfter im Angebot hat, welche sich noch dazu durch einen sehr leisen Betrieb einen Namen gemacht haben, lag auch beim P10 der Schritt nahe, wieder ein eigenes Modell zu verbauen. Aufgrund der Montage im Netzteil und des daher anders konstruierten Rahmens entspricht der verwendete 135-mm-SilentWings-Lüfter nicht direkt einem Retail-Produkt, aber er basiert auf der gleichen Technologie, welche u.a. eine FDB-Lagerung und optimierte Rotorblätter umfasst. Im Rahmen der Geräuschoptimierung wurde der Lüfter im Netzteil entkoppelt montiert und das Gehäuse mit einem Antivibrationsrahmen versehen, damit die Übertragung von Schwingungen auf das Rechnergehäuse reduziert wird. Intern wurde durch die Auswahl geeigneter Komponenten und eines entsprechendes Platinenlayouts die Luftführung optimiert.
Der eingesetzte Lüfter hat laut be quiet! eine maximale Drehzahl von 1500 U/min. Im Test begann er bei niedriger Last mit einer Drehzahl von ca. 500 U/Min, welche sich im Laufe des Tests bis Erreichen von 100 Prozent Last auch nur unwesentlich auf 525 U/Min steigerte. Dementsprechend leise arbeitet auch das Netzteil, da wie bereits erwähnt das Netzteil keinerlei Anzeichen von "Spulenzwitschern" zeigte. Laut einer Dokumentation soll das 550W-Modell bis hin zu 90 Prozent mit 450 U/min arbeiten und dann für Volllast auf 550 U/min "hochdrehen". Unser Sample trifft diese angegebene Kennlinie nicht ganz, aber in der Praxis macht das keinen Unterschied.
Ob jetzt die bereits von uns getesteten Straight Power E9 oder das jetzt untersuchte Dark Power Pro P10 leiser ist, ist nicht wirklich eindeutig zu sagen. Aus geringem Abstand, also ohne die Anströmung des Lüfters zu stören, ist bei einer normal lauten Umgebung fast kein Betriebsgeräusch wahrnehmbar. Auch das Dark Power Pro P10 550W verdient sich somit die Bezeichnung "extrem leise". Als kleinstes Modell der Reihe weist das 550W-Modell natürlich auch die kleinsten Lüfterdrehzahlen auf, aber auch die die größeren Modelle sollten mindestens bis hin zu mittelhoher Last ebenfalls sehr leise arbeiten.
Die Anschlussmöglichkeiten des Dark Power Pro P10 550W sind für seine Leistungsklasse überdurchschnittlich. Es bietet bis zu vier PCI-Express-Anschlüsse in flexibler 8(6+2)-Pin-Variante und zusätzlich noch einen 6-Pin-Stecker. Weiterhin lassen sich theoretisch drei 8-Pin-EPS-Stecker für die Mainboardversorgung nutzen. Das P10-550W dürfte somit eines der wenigen Netzteile sein, wo einmal die Leistungsfähigkeit den Anschlussmöglichkeiten deutlich hinterherhinkt. Das 550W-Modell verfügt über die exakt gleichen Anschlussmöglichkeiten wie das 650W-Modell. Die weitere Ausstattung mit bis zu neun SATA- und sechs Molex-Anschlüssen ist für die Klasse auch als sehr gut zu bezeichnen. Dazu kommt noch das modulare Kabelmanagement, der Overclocking-Key, die Lüfteranschlüsse und fünf Jahre Garantie mit 48h-Vor-Ort-Austausch im ersten Jahr, womit für die Ausstattung des P10-550W auch ein "sehr gut" zu vermerken ist.
Mit den technischen Daten, der Ausstattung und dem ausgesprochen leisen Betrieb hat be quiet! in Form des neuen Dark Power Pro P10 550W ein sehr gutes Paket zusammengestellt, auch wenn man das seltsame Gefühl bekommt, dass das 550W-Modell etwas zu gut ausgestattet ist. Wie die tatsächliche Performance aussieht, haben wir auf der nächsten Seite zusammengestellt.