Werbung
Bei einem klassischen Gaming-Netzteil zählen ja meist Leistung und niedriger Preis und weniger Effizienz und Lautstärke. Da Gigabyte mit der Marke Aorus aber offensichtlich eher Käufer von High-End-Komponenten ansprechen möchte, ergibt sich dadurch natürlich für ein Aorus-Netzteil eine gewisse Notwendigkeit, auch einen leisen Betrieb zu bieten. Gigabyte hat dem Aorus P850W eine Art semi-passiver Lüftersteuerung spendiert, welche bei Niedriglast den Lüfter ausgeschaltet lässt.
Abweichend zu den meisten anderen klassischen semi-passiven Lüftersteuerungen ist der Lastbereich, in dem der Lüfter ausgeschaltet bleibt, beim P850W vergleichsweise klein. Kurz vor Erreichen des 20-%-Lastpunkt aktvierte sich bereits der Lüfter. Üblich ist sonst eher, dass zumindest der 30-%-Lastpunkt noch passiv gefahren wird, wobei manche Netzteile bei guter Belüftung auch noch den 40-%-Lastpunkt mit ausgeschaltetem Lüfter erreichen. Vielleicht spricht Gigabyte daher von einer "Fan-Stop-Funktion". In der Praxis ist auch dieser eher knappe Passiv-Bereich aber dennoch hilfreich, denn die meisten Systeme schaffen es im Idle- oder "Multimedia-/Surf-Betrieb" unter 150 W zu bleiben, d.h. können den Passiv-Bereich auch nutzen.
Gigabyte setzt beim Aorus P850W einen Lüfter der bekannten Firma Yate Loon ein, welcher die Modellnummer D14BH-12 trägt und für die Lagerung Kugellager einsetzt. Kugellager garantieren meist eine lange Lebensdauer, aber erkaufen sich diese durch eine stärkere Geräuschentwicklung.
Last | 10 % | 20 % | 30 % | 40 % | 50 % | 60 % | 80 % | 100 % |
Lüfterdrehzahl (in U/min) | 0 | 450 | 450 | 450 | 450 | 460 | 900 | 1300 |
Wie bereits beschrieben, bleibt das Aorus P850W bis knapp unter 20 % Last im Passiv-Modus. Darüber hinaus startet der Lüfter mit einer Basisdrehzahl von ca. 450 U/min. Der Lüfter arbeitet dabei sehr leise und nur in direkter Nähe zum Netzteil ist die Kugellagerung etwas wahrzunehmen, aber das sollte bei der üblichen Einbausituation unten im Gehäuse auch in leisen Umgebungen kein Thema sein. Diese Basisdrehzahl hält das das P850W bis einschließlich des 60-%-Lastpunktes bei, bevor es dann mit der lastbedingten Drehzahlerhöhung beginnt. Die 900 U/min bei 80-%-Last sind dann noch als unauffällig und vergleichsweise leise zu beschreiben, aber schon wahrnehmbar. Unter Volllast bei 1.300 U/min ist dann das Lüfterrauschen schon recht deutlich wahrzunehmen, aber auch hier ist die Charakteristik eher unauffällig, d.h. man hört den Lüfter, aber nimmt ihn noch nicht als laut war.
Anzumerken ist noch, dass bis zum Erreichen der nominalen Leistungsfähigkeit von 850 W das Aorus P850W frei von jeglichen Elektronikgeräuschen wie z.B. Spulenfiepen arbeitet. Fast mit Überschreiten der Nominalleistung entwickelt sich dann langsam ein sirrendes Geräusch der Leistungselektronik, welches mit zunehmender Last deutlich bis zuletzt sogar sehr laut wird. Einen dauerhaften Betrieb im Überlastbereich gilt es wohl bei diesem Netzteil zu vermeiden.
Das voll-modulare Kabelmanagement beim Aorus P850W ist von seinen Anschlussmöglichkeiten her auf Gaming-Rechner ausgelegt, was sich daran äußert, dass der Fokus mehr auf den Anschlüssen für PCI-Express als auf denen für Peripheriegeräten liegt. Angesichts der weitläufigen Meinung, dass die Trends wie Multi-GPU-Setups und Mining-Rigs heutzutage an Bedeutung verlieren, stellt sich dann zwar die Frage, wofür überhaupt besonders viele PCI-Express-Anschlüsse benötigt werden, aber das ist ein anderes Thema.
Das Aorus P850W bietet zwei 8-Pin-EPS-Stecker jeweils an einem eigenen Kabelstrang, wobei diese mit 650 und 800 mm unterschiedlich lang sind. Bei den PCI-Express-Anschlüssen bietet Gigabyte insgesamt bis zu sechs Stück in einer Misch-Variante an. Zwei Anschlusskabel tragen je einen Abgriff, zwei weitere sind mit je zwei Stück versehen. Dieser Mix ist durchaus praktisch, denn damit lässt sich beispielsweise eine einzelne High-End-Karte optimal über zwei Kabelstränge versorgen. Das geht natürlich auch mit zwei Kabeln mit doppelten Abgriffen, aber dort baumelt dann jeweils der zweite unbenutzte Kabelrest samt Stecker nutzlos und unschön neben der Grafikkarte herum.
www
Mit dem Fokus auf 12-V-Verbrauchern und dem vergleichsweise kompakten Anschlussfeld des P850W ergibt sich weiterhin die Tatsache, dass insgesamt nur drei sechspolige Buchsen für Peripherieanschlüsse zur Versorgung stehen. Insgesamt stehen nur sechs SATA-, vier 4-Pin-Molex und ein Floppystecker zur Verfügung, welche sich auf die drei Kabel aufteilen. Zwei Kabel tragen je drei SATA- und einen 4-Pin-Molex-Stecker. Das dritte Kabel muss mit zwei 4-Pin-Molex-Steckern und dem Floppy-Stecker auskommen.
Wie eingangs vermutet, wollte Gigabyte hier wohl kein Allround-Netzteil schaffen, sondern den Fokus ziemlich auf High-End-Gaming-Systeme legen. Sprich, in solchen Systemen kommen meist schon M.2-SSDs zum Einsatz, vielleicht noch eine SATA-SSD und wenn es hochkommt, vielleicht noch eine 3,5-Zoll-Festplatte. Eindn weiteren SATA-Anschluss benötigt dann ggf. die Stromversorgung für die AIO-Wakü oder den Fan-Hub. Von daher ist Gigabytes Auslegung des Aorus P850W schon schlüssig, aber sie macht das P850W unattraktiv für User mit vielen Komponenten.
Die Kabel des Aorus P850W sind allesamt als schwarze Flachbandkabel ausgeführt, wobei diese auch alle relativ lang ausgeführt sind. Auch bei der Verarbeitung gibt es nichts zu bemängeln.
Einzig eine weitere technische Lösung fällt aus optischen Gründen negativ auf. Und zwar hat Gigabyte am 24-Pin-ATX-, den 8-Pin-EPS- und den meisten PCI-Express-Anschlüssen jeweils einen Kondensator angebracht, welcher mit etwas Kabel versehen und in Schrumpfschlauch verpackt, dort direkt am Stecker zu finden ist. Gigabyte verspricht sich davon eine "higher power quality", sprich geringere Ripple-/Noise-Spannungen. Gut, diese Variante ist insofern "ehrlicher", weil hier die Kondensatoren optisch zwar eher unschön am Stecker herumbaumeln, aber zumindest klar sichtbar sind und nicht das Verlegen der Kabel behindern. Bislang haben viele Hersteller Kondensatoren in Nähe zum Stecker unter Schrumpfschlauch mit in den Kabelstrang hereingequetscht, was dem User erst dann richtig (negativ) aufgefallen ist, wenn er versucht hat, die Kabel zu verlegen, aber dann an dem stocksteifen Schrumpfschlauchsegmenten gescheitert ist.