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Schaut man ein paar Jahre zurück, so empfahlen wir Hardwareluxx-Lesern meist ein Netzteil im 600- bis 800-W-Bereich. Das hat sich in den letzten Jahren stark verändert, mittlerweile sind durch die neuen Grafikkarten Netzteile über 1.000 Watt durchaus üblich. Mit dem MEGA TI 1650W stellt FSP nun ein neues Netzteil vor, das nicht nur mit den üblichen Raffinessen ausgestattet ist, sondern auch auf FSPs neuer High-End-Plattform basiert, die als Basis bei weiteren Modellen Verwendung finden wird. Grund genug natürlich, einen genauen Blick auf das Netzteil-Sample zu werfen.
Vor knapp zwei Jahren hatten wir FSPs letzte Plattform im High-End-Bereich im Test. Mit dem Hydro Ti Pro gelang FSP damals ein hervorragendes Testergebnis - was kein Wunder ist, denn der taiwanesische Hersteller ist auch als Auftragsfertiger für viele High-End-Netzteilbrands tätig. Nur selber hält man sich oft im Hintergrund, was sich jedoch mit dem neuen Netzteil-Lineup, das wir im letzten Jahr bereits vorgestellt haben, deutlich geändert hat. Sichtbar ist dies zunächst auch an einer logischen und einfachen Strukturierung der neuen Netzteile: Die VITA-Modelle sind für den Einstieg gedacht, ADVAN-Modelle im Mittelklasse-Bereich anzufinden und die MEGA-Modelle letztendlich für den High-End-Kunden vorgesehen. Das Topmodell aus den neuen Serien ist das vorliegende MEGA TI 1650W.
Wirft man einen Blick auf die Spezifikationen, so ist die High-End-Einordnung klar zu sehen: ATX 3.1/PCIe 5.1 wird natürlich vollumfänglich unterstützt, und natürlich finden wir auch eine Titanium-Zertifizierung vor - das Netzteil besitzt also die höchste Effizienzklasse.
Optisch kann das Netzteil auch etwas hermachen - sofern man es denn irgendwo in ein Gehäuse einbaut, wo es nicht unter einer Abdeckung verschwindet. Ein gebürstetes Gehäuse, mit schicker Lüfterabdeckung und dem modernen MEGA-TI-Schriftzug an der Seite, so braucht es sich nicht vor den anderen High-End-Netzteilen von Seasonic und Konsorten zu verstecken. Aber auch beim Innenleben hat FSP einiges zu bieten:
Hersteller und Bezeichnung | FSP MEGA TI 1650 |
---|---|
Straßenpreis | ca. 439 Euro (UVP) |
Homepage | fsplifestyle.com |
Leistungswerte | |
+3,3V | 20 A |
+5V | 20 A |
+12V | 137,5 A |
+5Vsb | 4 A |
-12V | 0,3 A |
Leistung 12V | 1-650 W |
Leistung 3,3V & 5V | 120 W |
Gesamtleistung | 1-650 W |
Anschlüsse | |
ATX | 24-Pin |
EPS/12V/CPU | 2x 8(4+4)-Pin |
PCI-Express (6P / 8(6+2)P / 8P) | 0 / 6 / 0 |
PCI-Express 5.0 (12VHPWR) | 2 |
SATA | 12 (drei Kabel) |
4-Pin Molex | 4 (ein Kabel) |
Floppy | - |
Features | |
Effizienz | 80 PLUS Titanium |
Maße (LxBxH) | 180 x 150 x 86 mm |
Lüfter | 135 mm |
Kabelmanagement | ja, voll-modular |
Herstellergarantie | 10 Jahre |
Besonderheiten | umschaltbare Lüftersteuerung ("Eco-Mode") |
Schon an den Anschlüssen wird klar, dass das Netzteil etwas für den High-End-Bereich ist. Gleich zwei 12VHPWR-Anschlüsse hat das Netzteil, und aufgrund seiner Leistungsangaben auch genügend Leistungsreserven für entsprechend zwei Grafikkarten. Neben der 80-Plus-Titanium-Zertifizierung hat FSP das Netzteil auch noch bei Cybenetics zertifizieren lassen, hier erhielt es ebenso Titanium als Zertifikat, wie auch A++ bei der Lautstärke im Cybenetics Lambda-Test.
Bei einem Preis von 439 Euro (UVP) reiht es sich natürlich ein bei den aktuellen Top-Netzteilen am Markt, wie dem be quiet Dark Power Pro 13 (399 Euro mit 1.600 W) oder dem Seasonic Prime PX-1600W (ca. 420 Euro für 1.600 W). Es gibt aber auch deutlich teurere Netzteile mittlerweile, beispielsweise das Prime TX-1600 Noctua Edition von Seasonic, das wir erst kürzlich getestet haben und das mit knapp 500 Euro über den Ladentisch geht. Oder das ASUS ROG-THOR mit 1.600 W, das mit knapp 700 Euro in einer anderen preislichen Liga liegt. Insofern: High-End-Netzteile kosten auch einen High-End-Preis.
Äußeres und Technik
Mit einem üblichen Lieferumfang ist das FSP MEGA TI 1650W sicherlich für sämtliche Systeme geeignet - egal ob man noch ältere MOLEX-Geräte mit Strom versorgen will, oder aber nur noch moderne Grafikkarten mit 12VHPWR-Anschluss und SATA-Port. Genügend Kabel liegen bei, Anleitung, Kabelbinder, Kabelkämme zum einfacheren Verlegen der Kabel und Rändelschrauben befinden sich auch mit im Lieferumfang. Auch an einen Überbrückungsstecker für den 24-Pin-ATX-Stecker hat man gedacht, falls man das Netzteil auch ohne Mainboard zum Laufen bekommen möchte.
Bei den äußeren Eigenschaften ist zu erwähnen, dass das Netzteil ein Off-Wet-, Off-Dust- und Off-Stain Coating besitzt. Diese Coatings sollen das Netzteil deutlich unanfälliger für äußere Einflüsse machen. Ein Semi-Fanless-Switch ist auch am Netzteil integriert, als Override-Funktion für die hinterlegte Lüftersteuerung. Das vollmodulare Design lässt es zu, dass man nur die Kabel auswählt, die man für den PC tatsächlich benötigt - und entsprechend aufgeräumt ist dann das System. Zwei native PCIe 12V-2x6-Anschlüsse findet man zudem auch nur bei aktuellen High-End-Netzteilen vor.
Wirft man einen Blick unter die Haube, so sieht man, dass FSP hier auf eine komplett neue Plattform aufbaut. Das FSP MEGA TI nutzt dabei eine interleaved PFC, die den Wirkungsgrad erhöht und gleichzeitig die Wärmeentwicklung reduziert. Normale Netzteile bieten so etwas nicht und kommen nur mit einer Active PFC. Bei einem Netzteil, das "interleaved", also phasenversetzt betrieben wird, werden parallel arbeitende PFC-Stufen genutzt. Dadurch wird die Restwelligkeit reduziert, was Effizienz und Leistung verbessert und vorteilhaft bei besonders hohen Wattklassen ist - denn die thermische Belastung wird ebenfalls reduziert.
Das Netzteil ist zudem in einer Full-Bridge-LLC-Topologie aufgebaut, mit synchronem Gleichrichter und DC-DC-Wandlern, was ein durchaus üblicher Aufbau für High-End-Netzteile der oberen Wattklassen ist. Der Aufbau ist fast komplett kabellos, bis auf die zwei Drähte direkt vom Stromeingang auf die seitliche erste stehende Platine (Primärseite).
Die Verarbeitung ist im Inneren auf einem extrem hohen Niveau, sehr aufgeräumt und auf Unterplatinen verteilt. Durch die Interleaved-PFC-Technik kann das Netzteil mit extrem wenig Kühlkörpern auskommen und bleibt trotzdem kühl - und als Nebeneffekt kann der Lüfter dabei sehr langsam drehen, was die Geräuschentwicklung positiv beeinflusst. Die hochkant stehenden Unterplatinen stehen zudem auch noch perfekt im Luftstrom. Das Design ist sehr durchdacht und hochwertig. Japanische Kondensatoren (hier Nippon Chemi-Con und rubycon) verstehen sich heute quasi von selbst.
Sämtliche Schutzmechanismen werden natürlich auch unterstützt: OVP, OCP, OPP, OTP, SCP, UVP, SIP und NLO. FSP gibt auf die High-End-Netzteile 10 Jahre Garantie - was bei dem qualitativen Aufbau kein Wunder ist. Im Betrieb bei 110 V empfiehlt FSP, das Netzteil zudem nur bis 1.500 W zu belasten, obwohl es bis 1.650 W zertifiziert ist und das auch ohne Probleme bei 110 V schafft. Für den Betrieb in unseren Breitengraden mit 240 V ist dies natürlich unerheblich.
Testresultate
Beginnen wir mit der Lüfterdrehzahl - und dass das Netzteil nicht sehr laut wird, konnte man aus unseren Technikbeschreibungen sicherlich schon heraus hören. Schaltet man das Netzteil in den aktiven Betrieb um, dann läuft der Lüfter auf minimal 474 rpm - für ein 135-mm-Modell ein entsprechend niedriger Wert. Selbst bei einer Last von 100 %, liegt die Umdrehungszahl des Lüfters nur bei 939 rpm, was immer noch weniger ist als bei vielen Netzteilen bei einer Last von 40 - 60 %.
Last | 10 % | 20 % | 30 % | 40 % | 50 % | 60 % | 80 % | 100 % |
Lüfterdrehzahl (in U/min) - aktiv | 474 | 474 | 474 | 474 | 474 | 477 | 553 | 939 |
Lüfterdrehzahl (in U/min) - semi-passiv | 0 | 0 | 0 | 0 | 474 | 477 | 553 | 939 |
Insofern haben wir hier nicht nur ein sehr leistungsfähiges, sondern auch ein sehr leises Netzteil. Ein Grund hierfür ist natürlich die Bauweise und die Effizienz.
Dabei wären wir schon beim zweiten großen Thema. Die Erwartungen an die Effizienzwerte sind natürlich bereits durch 80 Plus Titanium vorgegeben - und so erreichten wir einen Maximalwert von 94,952 % bei einer Last von 40 % - ein sehr gutes Ergebnis. Auch bei der Spannungsstabilität und Ripple Noise lieferte das Netzteil exzellente Ergebnisse. Zudem zeigte sich die Holdup-Time deutlich über den ATX-Spezifikationen (24,1 ms bei 80 % Last) und auch die Standby-Effizenz war mit ca. 85 % sehr gut.
Zur Info: Unsere Tests haben wir auf eine neue Plattform umgestellt, weshalb die fixen Messwerte für 90 W, 250 W und 500 W nicht unbedingt zu 100 % vergleichbar ist mit den bisherigen Testwerten aus alten Tests. Wer dennoch vergleichen möchte: Bei 90 W erreicht das Netzteil eine Effizienz von 86,16%, was für ein 1.650-W-Netzteil bei so geringer Belastung durchaus gut ist, bei 250 W sind es 93,19 % und bei 500 W klettert die Effizienz auf sehr gute 94,83 %. Wenn wir mehr Vergleichswerte haben, fügen wir wieder unsere üblichen Benchmarkdiagramme hinzu.
Als kleine Einschränkungen für die guten Testresultate konnten wir beim 5VSB-OCP-Test das Netzteil erst zu spät zum Abschalten bekommen. Bei einer inkrementellen Steigerung der Leistung senkte sich die Spannung auf bis zu 3,3 V ab, ohne einen Shutdown bei 5,5 A zu veranlassen - erst bei 5,8 A schaltete das Netzteil ab. FSP begründete dies mit Toleranzen bei verschiedenen Komponenten, die dazu führen können, dass die Abschaltung später durchgeführt wird. Hinzu kommt wohl, dass die OCP-Funktion bei der nun kaum benötigten 5VSB-Leitung auch zu vernachlässigen wäre.
Fazit
Die neue FSP-Plattform hat es in sich: Das Netzteil lieferte in unserem Test genau das ab, was man von einem High-End-Netzteil heutzutage erwartet. Die sehr guten 80-Plus-Titanium-Effizienzwerte konnten wir auch in unserem Test bestätigen, aber auch die Spannungen, Ripple Noise und Holdup Time waren auf exzellentem Niveau. FSP reiht sich damit ein in die Riege der High-End-Netzteile, die entsprechend erstklassig abschneiden.
Aber nicht nur unsere Messungen waren hervorragend, auch bei den anderen "Soft Skills" eines Netzteils kann FSP punkten. Der Lieferumfang ist super, und das neue Design der High-End-Serie kann auch gefallen. Angefangen vom Lüftergitter über das neue Branding hat man hier viel richtig gemacht. Das unter der Haube auch noch ein Lüfter steckt, den man aufgrund des semi-passiven Betriebs wohl nur selten zu hören bekommen wird - und der auch dann sehr leise arbeitet - ist dann noch die Krönung. Zusammen mit 10 Jahren Garantie kann man also nicht viel falsch machen.
Die Schattenseite ist wie immer der Preis, wobei FSP hier mit einem UVP ins Rennen geht, das auf dem Niveau der Marktpreise ähnlicher Netzteile unterwegs ist. Also könnte man erwarten, dass sich das FSP MEGA TI 1.650 W auch zu einem relativ attraktiven Marktpreis einpendelt. Natürlich wird man nicht in preislich attraktive Bereiche vorstoßen, aber im Vergleich zu anderen 1.600-W-Modellen mit 80-Plus-Titanium-Effizienz wird man sicherlich ein gutes Angebot bieten können.
Wir zücken für diese High-End-Leistung auch unseren Excellent-Hardware-Award - herzlichen Glückwunsch!

- Sehr gute Effizienz auf 80-Plus-Niveau
- Sehr gute Spannungswerte
- Sehr gute Standby-Effizienz und lange Hold-Up Time
- Passiv bis 50%, gute Lüftersteuerung, sehr leise
- 10 Jahre Garantie
- 5V VSB OCP bei unserem Modell problematisch
- hoher Kaufpreis