Zuletzt haben wir uns im Bereich der Netzwerke häufig mit Mesh-Systemen beschäftigt. Diese versprechen eine einfache Installation, hohe Übertragungsraten und eine einfache Möglichkeit der Erweiterung. Heute wollen wir uns aber wieder einmal mit einem klassischen WLAN-Repeater genauer ansehen. Der Netgear Nighthawk X6S EX8000 bietet ein Tri-Band-WLAN und erreicht im 5-GHz-Band theoretisch bis zu 1,7 GBit/s. Wir haben uns die Leistung einmal angeschaut.
Nicht immer reicht ein zentral aufgestellter WLAN-Router aus, um eine komplette Wohnung oder ein komplettes Haus abzudecken. Mesh-Netzwerk und Repeater sollen die Lücken stopfen. Der Nighthawk X6S EX8000 ist der erste Tri-Band-WLAN-Repeater von Netgear. Eine der drei möglichen WLAN-Verbindungen wird dediziert dazu verwendet, Kontakt mit dem Router aufzunehmen, zwei weitere Netzwerke stehen dann im 2,4- und 5-GHz-Band für die Anbindung der Clients zur Verfügung. Damit soll die maximale WLAN-Bandbreite geboten werden, denn die dedizierte Backhaul-Verbindung belastet das sonstige Spektrum nicht, wie sonst der Fall ist. Auf die technischen Daten gehen wir aber noch genauer ein.
An dieser Stelle noch ein Verweis auf die letzten Artikel aus diesem Bereich:
- Wie funktioniert eigentlich ein Mesh-Netzwerk?
- Fünf Mesh-Systeme von ASUS, AVM, Devolo, Google und Netgear im Test
- Netgear Orbi (RBK30 und RBK40) im Test
- AVM FRITZ!Box 7580 mit MU-MIMO im Test
Wir wollen den Netgear Nighthawk X6S EX8000 an dieser Stelle mit dem FRITZ!WLAN Repeater 1750E vergleichen, der sicherlich aufgrund der Nutzung von AVM-Hardware in Deutschland häufig gewählt wird. Als Basis dient eine FRITZ!Box 7580, die ein 4 x 4 WLAN AC + N mit Multi-User MIMO bzw. WLAN AC mit bis zu 1.733 MBit/s (5 GHz) bietet.
Modell | Netgear Nighthawk X6S EX8000 | AVM FRITZ!WLAN Repeater 1750E |
Preis | 169 Euro | 69 Euro |
WLAN | WLAN AC bis zu 1.733 MBit/s (5 GHz) WLAN AC bis zu 866 MBit/s (5 GHz) WLAN N bis zu 400 MBit/s (2,4 GHz) | WLAN AC bis zu 1.300 MBit/s (5 GHz) WLAN N bis zu 450 MBit/s (2,4 GHz) |
Verschlüsselung | WPA WPA2-PSK WEP WPS | WPA2 WPS |
Ethernet | 4x Gigabit-Ethernet | 1x Gigabit-Ethernet |
USB | 1x USB 2.0 | - |
Abmessungen | 227 x 170 x 93 mm | 76 x 155 x 63 mm |
Der Vergleich zwischen den beiden Router-Modellen zeigt durchaus Unterschiede, die auch den Preisunterschied verdeutlichen. So ist der AVM FRITZ!WLAN Repeater 1750E auf theoretisch 1.300 MBit/s limitiert, während der Netgear Nighthawk X6S EX8000 bis zu 1.733 MBit/s erreichen kann. Keinerlei große Unterschiede gibt es bei der Verschlüsselung, da WPA2 ohnehin immer verwendet werden soll. WPS, also das Aushandeln der Verschlüsselung auf Knopfdruck beherrschen beide.
Der AVM FRITZ!WLAN Repeater 1750E ist ein Repeater, der nahezu vollständig zur Erweiterung der WLAN-Reichweite bestimmt ist. Per Gigabit-Ethernet kann aber auch ein kabelgebundenes Gerät angebunden werden. Der Netgear Nighthawk X6S EX8000 bietet sogar vier Gigabit-Ethernet-Anschlüsse, eignet sich damit beispielsweise, um im Wohnzimmer in der Nähe des Fernsehers aufgestellt zu werden. Dort können der Fernseher und andere Streaming-Hardware dann per Ethernet anstatt WLAN versorgt werden – wenngleich das WLAN natürlich noch immer zwischen Netgear-Repeater und zentralem Router verwendet wird. Eine dedizierte Verbindung ist hier aber vorzuziehen – zudem erweitert der Repeater die WLAN-Reichtweite ab diesem Punkt auch wieder.
Aufgrund der aufwendigeren Antennen-Konfiguration und dem größeren Angebot an Anschlüssen ist der Netgear Nighthawk X6S EX8000 von den Abmessungen her deutlich größer. Versorgt wird er über ein externes Netzteil und benötigt auch dort wo er aufgestellt wird seinen Platz.
Der Netgear Nighthawk X6S EX8000
Netgear verpackt den Nighthawk X6S EX8000 in ein aufrecht stehendes Gehäuse, welches in einem einfachen Schwarz gehalten ist. Einzig der Netgear-Schriftzug und die LEDs auf der Front unterbrechen das Design etwas. Der WLAN-Repeater misst 227 x 170 x 93 mm und wiegt 860 g.
Im oberen Bereich des Gehäuses sieht Netgear einige Öffnungen vor. Hier kann die Abwärme der verbauten Hardware entweichen. Unter Dauerlast stellte sich auch durchaus eine gewisse Wärmeentwicklung ein, die an dieser Stelle gut abgeführt werden kann.
Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite. Hier zu sehen sind zum Beispiel die vier Gigabit-Ethernet-Anschlüsse. Links ist der Knopf für die WPS-Einrichtung zu sehen. Wird dieser gedrückt, hat man zwei Minuten Zeit am zentralen WLAN-Router ebenfalls den WPS-Knopf zu drücken. Im Idealfall wird die WLAN-Verbindung zwischen Router und Repeater automatisch eingerichtet. Der USB-Anschluss ist von Netgear nicht dokumentiert, denkbar ist hier aber die Möglichkeit einen Drucker anzuschließen. Der Ein/Ausschalter sowie der Netzteil-Anschluss und der Reset-Taster erklären sich von selbst.
Über eine Leiste an LEDs gibt der Netgear Nighthawk X6S EX8000 Auskunft über seinen Betriebszustand. Von links nach rechts zeigen die LEDs folgendes an:
- Verbindungs-LED: Zeigt an, ob eine Verbindung zwischen WLAN-Router und Repeater besteht. Eine weiße LED zeigt eine sehr gute Verbindung an, eine gelbe eine noch gute und eine rote eine schlechte.
- Durchsatz-LED: Die Backhaul-Verbindung verwendet das 5-GHz-Band. Ist diese LED aus, wird nur das 2,4-GHz-Band verwendet.
- Die beiden LEDs für das 2,4- und 5-GHz-Band zeigen an, ob und welches Band für Clients zur Verfügung stehen.
- Client-LED: Sind Clients mit dem WLAN des Repeaters verbunden, leuchtet diese LED weiß.
- Ist ein USB-Gerät am Repeater angeschlossen, leuchtet diese LED.
- WPS-LED: Beim Verbindungsaufbau und bei bestehender Verbindung zeigt die LED dies an.
- Netzwerk-LED: Ist mindestens ein Gigabit-Ethernet-Anschluss in Verwendung, leuchtet diese LED.
Einrichtung
Die Einrichtung des Netgear Nighthawk X6S EX8000 ist denkbar einfach. Das Netzteil wird in die Steckdose gesteckt und der Repeater in der Nähe des WLAN-Routers aufgebaut. Danach wird der WPS-Knopf gedrückt und in der Folge auch das Gegenstück auf dem WLAN-Router. Beide Geräte handeln die Verbindung automatisch aus.
Nach einem erfolgreichen Verbindungsaufbau zeigt die FRITZ!Box dies in den WLAN-Geräten auch an. Die SSID des erweiterten WLANs wird automatisch übernommen. Per Roaming sollen WLAN-Clients schnell und reibungslos zwischen dem WLAN des Routers und des Repeaters wechseln können. Allerdings haben einige Clients das Problem, dass sie an der alten Verbindung zu lange festhalten und nicht automatisch auf das bessere WLAN wechseln. Roaming oder besser Smart bzw. Fast Roaming sind im Standard 802.11k gegossen. Allerdings setzen Hersteller dies in Teilen proprietär um, sodass Clients damit nicht einheitlich umgehen. Ein solches Roaming ist auch nicht latenzfrei. Teilweise dauert ein Wechsel zwischen dem Router und Repeater eine Sekunde.
Ein Gegenkonzept ist Zero Handoff. Vor allem professionelle WLAN-Ausrüstung vertraut auf Zero Handoff. Hier wird ein Wechsel des WLAN-Eintrittspunktes in 45 bis 155 ms vollzogen – ist demnach deutlich schneller. Zero Handoff muss aber vom AP unterstützt werden und setzt auch eine gewisse zentrale Controller-Infrastruktur voraus. Diese ist bei einer einfachen Erweiterung des WLANs mittels Repeater aber nicht gegeben.
Über ein Menü des Repeaters, welches über die IP-Adresse aufgerufen werden kann, kann eine weitere Konfiguration vorgenommen werden. Dies ist aber nur dann notwendig, wenn der WLAN-Router kein WPS unterstützt oder die SSID versteckt wird.
Software
Der Netgear Nighthawk X6S EX8000 kann komplett ohne Zugriff auf die Firmware betrieben werden. Für manche Fälle sollte dennoch hin und wieder ein Blick in die Software-Oberfläche geworfen werden. So bietet die Oberfläche genauere Informationen über den Verbindungsstatus. Zudem kann hier eingesehen werden, welche Geräte verbunden sind.
Zudem kann ein Zeitplan festgelegt werden, zu welchen Zeiten der Repeater aktiv sein soll und zu welchen nicht. Die LEDs lassen sich per Software ausschalten und der USB-Anschluss deaktivieren. Auch für Firmware-Updates muss die Benutzeroberfläche bedient werden. Zur Ersteinrichtung aber gilt weiterhin: Aufstellen, per WPS verbinden und schon kann es losgehen.
Messungen der Übertragungsgeschwindigkeiten
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Für den Vergleich wollen wir den Fokus natürlich auf den Netgear Nighthawk X6S EX8000 und den AVM FRITZ!WLAN Repeater 1750E lenken. Bei diesen beiden handelt es sich um klassische Repeater. Im langsameren 2,4-GHz-Band kann der Nighthawk X6S EX8000 aber noch nicht so wirklich überzeugen. Mit 171 MBit/s ist die Datenrate aber noch immer hoch genug, um keine Limitierung zu sein.
Bei einer Erweiterung des WLANs über eine recht kurze Strecke liefert der Netgear Nighthawk X6S EX8000 dann mehr als ansprechende Übertragungsraten. Reicht es vom Flur, dem Eintrittspunkt des DSLs mit WLAN-Router, nicht bis ins Wohnzimmer, liefert der Repeater mit 511 bzw. 785 MBit/s eine ausreichende Bandbreite für das Streaming und einen gleichzeitigen Download am Notebook – sofern denn die Internetverbindung solche Übertragungsraten auch hergibt.
Über eine größere Distanz bzw. über mehrere Etagen brechen die Übertragungsraten aber dann doch recht stark ein. Das Netgear-Orbi-System verwendet ebenfalls eine Backhaul-Verbindung, daher sind die Werte in etwa vergleichbar. Noch immer aber reichen die Übertragungsraten hier aus, denn 20 MB/s werden wohl nur in den seltensten Fällen benötigt.
Fazit
Auch wenn eine Netzwerk-Verkabelung noch immer die beste Wahl ist, so ist ein Haushalt ohne schnelle WLAN-Versorgung kaum noch vorstellbar. Smartphone, Tablet, Smart-TV, Streaming-Stick, Spielekonsole – schnell kommen bei einem Zwei-Personen-Haushalt ein Dutzend WLAN-Geräte zusammen und allesamt wollen schnellstmöglich angebunden sein. Ein zentral aufgestellter WLAN-Router reicht bei 35 bis 40 qm Wohnfläche (und auch etwas mehr) sicherlich noch aus. Bei größeren Wohnungen, in Einfamilienhäusern und ungünstigen Rahmenbedingungen durch die Positionierung des WLAN-Routers wird eine Verbesserung des WLAN-Signals aber oftmals notwendig.
Für das Aufrufen einer Webseite sowie den Login im Facebook-Profil mögen auch geringe WLAN-Geschwindigkeiten noch ausreichen, sollen der Streaming-Stick UHD-Inhalte am heimischen Fernseher darstellen und die Spielekonsole größere Spiele und Updates herunterladen, ist eine schnelle WLAN-Verbindung aber auch hier sicherlich wünschenswert.
WLAN-Repeater sind die einfachste Möglichkeit das WLAN-Signal zu erweitern. Was früher noch eine technische Herausforderung war, funktioniert heute meist recht einfach. Per WPS handeln Router und Repeater die SSID und die Verschlüsselung aus, danach kann es auch schon losgehen – so zumindest das Versprechen vieler Hersteller.
Der zuvor bereits getestete AVM FRITZ!WLAN Repeater 1750E erledigt diese Aufgabe sehr gut. Auch wegen der guten Software von AVM, die eine zentrale Steuerung über die Fritz!Box ermöglicht. Netgear verspricht mit dem Nighthawk X6S EX8000 ein ebenso einfaches Vorgehen und hat dieses Versprechen in unserem Test gehalten. Wir haben die Stromversorgung hergestellt, auf den fertige Boot-Vorgang gewartet, den WPS-Knopf am Repeater und danach an der Fritz!Box gedrückt und schon war die Verbindung hergestellt. SSID und alle weiteren Einstellungen werden übernommen und die WLAN-Geräte konnten sich problemlos einloggen. Per LEDs gibt der Nighthawk X6S EX8000 zudem auf einen Blick Auskunft über die Verbindungsqualität zum WLAN-Router und eventuellen Datenverkehr.
Im Vergleich zum FRITZ!WLAN Repeater 1750E bietet der Nighthawk X6S EX8000 nicht nur eine einfache Verstärkung des WLANs, sondern zudem auch noch vier Ethernet-Anschlüsse, die es zum Beispiel ermöglichen Smart-TV, Apple TV, PlayStation und/oder Xbox per Ethernet-Kabel anzuschließen. Ein weiterer Pluspunkt: Die Daten werden über die Backhaul-Verbindung in einem eigenen WLAN-Band übertragen und beschränken damit nicht das zur Verfügung stehende Spektrum der anderen WLAN-Hardware. Das ist bei Repeatern üblicherweise der Fall.
Während einige der Mesh-Systeme den Netgear Nighthawk X6S EX8000 im 2,4-GHz-Band noch abhängen können, spielt dieser seine Stärken im 5-GHz-Band sowie bei vielen IP-Streams aus. Hinsichtlich der WLAN-Übertragungsleistung kann der Repeater überzeugen, kämpft aber auch gegen die Mesh-Konkurrenz alias Orbi aus eigenem Hause.
Mit etwas über 170 Euro liegt der Preis des Netgear Nighthawk X6S EX8000 deutlich über dem, was WLAN-Repeater üblicherweise kosten. Dies relativiert sich allerdings, wenn man die Möglichkeit des Anschlusses von vier Ethernet-Geräten betrachtet und das dritte WLAN-Frequenzband berücksichtigt. Einige Mesh-Systeme bieten ebenfalls mehrere Ethernet-Ports, liegen dann preislich aber auch über einfachen Reapter-Modellen.
Positive Aspekte des Netgear Nighthawk X6S EX8000:
- hohe Übertragungsraten im 5-GHz-Band
- hohe Übertragungsraten bei vielen IP-Streams
- dedizierte Backhaul-Verbindung
- 4x Gigabit-Ethernet
Negative Aspekte des Netgear Nighthawk X6S EX8000:
- für einen Repeater recht große Abmessungen/Standfläche
- nur USB 2.0
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