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Dell Latitude 13 7000 Serie (7370) im Test - Gehäuse, Leistung, Laufzeit, Fazit

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Dunkles Leichtgewicht

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Von Grund auf neu konzipiert hat man das Gehäuse. Zwar hätte Dell hier auf die Hülle des XPS 13 zurückgreifen können und nur Kleinigkeiten ändern müssen, vermutlich in Hinblick auf die CPU hat man sich aber für einen anderen Weg entschieden.

Mit 304,8 x 210,5 x 14,3 mm fällt das Latitude 7370 tiefer, aber kaum breiter aus. Zudem ist es minimal dünner. Auffallend sind die Abweichungen nur, wenn man beide Notebooks übereinanderlegt. Ähnlich verhält es sich mit dem Gewicht: Dass das Business-Gerät mit 1,1 kg etwa 200 g leichter ausfällt, ist nur im direkten Vergleich erkennbar.

Formensprache und Materialmix kennt man so von Dell, dennoch wirkt das Latitude 7370 eigenständig

Formensprache und Materialmix kennt man so von Dell, dennoch wirkt das Latitude 7370 eigenständig

Die Design-Unterschiede sind hingegen sofort unübersehbar - auch wenn es bei den Materialien und der grundsätzlichen Form Parallelen gibt. Die Non-Touch-Versionen ziert ein Deckel bestehend aus Aluminium, dem Touch-Modell spendiert Dell hier Carbon-Fasern. Aus denen besteht in beiden Fällen das restliche Gehäuse, in weiten Teilen liegt darüber eine Soft-Touch-Oberfläche. Das sorgt für eine etwas rauere Haptik, aber auch für eine hohe Schmutzempfindlichkeit. Fingerabdrücke, Staub und anderes lassen sich nur schwer wieder entfernen.

Die Verarbeitung ist tadellos, gleiches gilt für die Verwindungssteife. Nur mit sehr hohem Kraftaufwand lässt sich die Handballenauflage eindrücken. Für sicheren Halt sorgt das Display-Scharnier, das auch stärkere Ruckler kompensiert und eine Öffnung um 180° erlaubt. Nach dem Entfernen der Bodenplatte lassen sich WLAN-Modul und Massenspeicher tauschen.

Die Soft-Touch-Oberfläche wirkt optisch hochwertig, zieht Schmutz aber magisch an

Die Soft-Touch-Oberfläche wirkt optisch hochwertig, zieht Schmutz aber magisch an

Ob das XPS 13 am Ende über das bessere oder schlechtere Gehäuse verfügt, bleibt eine Streitfrage. Das Latitude 7370 wirkt durch das dunkle Aluminium sowie die Soft-Touch-Oberfläche gediegener, das XPS 13 hingegen etwas moderner.

Für Office gemacht

Im Abschnitt zum Gehäuse klang es schon an: In Sachen Prozessor geht Dell einen anderen Weg als beim XPS 13. Tatsächlich handelt es sich hier um den wohl größten Unterschied zwischen beiden Notebook-Reihen. Denn wo die Texaner in der Consumer-Familie auf die leistungsstarken Core-i-Chips setzen, muss das Latitude 7370 mit den Core-m-Verwandten auskommen. In der günstigsten Konfiguration handelt es sich um einen Core m5-6Y54, in der hier getesteten darüber liegenden Ausstattung um einen Core m5-6Y57 und in den beiden teuersten Versionen um einen Core m7-6Y75.

Kennern dürfte dabei auffallen, dass das Einstiegsmodell sich damit für so manches Unternehmen erledigt hat. Das dort in vielen Fällen wichtige vPro unterstützt das dort verbaute Prozessor-Modell nicht, Verantwortliche dürften es deshalb eher nicht auf ihrer Kandidatenliste stehen haben. Ansonsten nehmen sich die drei Chips nur wenig. Alle verfügen über zwei Kerne plus Hyper-Threading, einen 4 MB großen L3-Cache sowie eine integrierte GPU vom Typ HD Graphics 515.

Der Core m5-6Y57 arbeitet nominell mit 1,1 GHz, kann jedoch bei ausreichendem thermischen Budget bis zu 2,8 GHz erreichen. Die TDP beläuft sich dabei auf 4,5 W - wie auch bei den anderen Core-m-Varianten. Die GPU arbeitet hingegen in einem Bereich zwischen 300 und 900 MHz, muss ohne dedizierten Cache oder Speicher auskommen, versteht sich aber immerhin wie alle Skylake-Grafikeinheiten auf die wichtigen und aktuellen Standards bezüglich DirectX, OpenGL etc. Für das Business-Umfeld nicht unwichtig: Der Prozessor kann maximal drei Displays ansteuern, das Limit liegt bei 4K mit 60 Bildern pro Sekunde, wenn Thunderbolt 3 genutzt wird.

Nicht nur das Design ist unauffällig: Die Leistung reicht für Office und Co., obwohl Dell eine Bremse eingebaut hat

Nicht nur das Design ist unauffällig: Die Leistung reicht für Office und Co., obwohl Dell eine Bremse eingebaut hat

Dell stellt dem Prozessor in allen Fällen 8 GB RAM zur Seite, die fest verlötet und nicht erweiterbar sind. Dass es sich um Module vom Standard LPDDR3 handelt, ist anders als bei den Core-i-Geschwistern kein Problem; Core m unterstützt keine DDR4-Module.

Der Blick auf die Leistungsmessungen zeigt, dass sich das Latitude 7370 wie erwartet schlägt. Die Office-nahen Benchmarks PCMark 7 und 8 sprechen von etwa 3.800 und 2.200 Punkten was eine Platzierung im Mittelfeld bedeutet. Dabei profitiert das Notebook von seiner schnellen NVMe-SSD, die beim Lesen und Schreiben in der Spitze rund 1.300 und 1.000 MB/s schafft.

Auffällig ist jedoch die CPU-Leistung. Im Cinebench-Test landet das Latitude 7370 sowohl in den Single- als auch den Multi-Thread-Durchläufen hinter fast allen anderen, mit Core m bestückten Geräten. Die Erklärung dafür: Dell lässt den maximalen Takt nur für knapp eine halbe Minute zu, anschließend wird der maximale Energiebedarf auf 5,5 W gebremst. Das wiederum führt zu reduzierten Taktraten und am Ende zu den vergleichsweise schlechten Leistungswerten. Die GPU ist davon aufgrund der bei Intel typischen Prioriserung nicht betroffen.

Wird das Notebook für Office und ähnliches eingesetzt, ist davon in der Praxis nichts zu spüren. Programme werden schnell gestartet, auch mit umfangreichen Excel-Listen gibt es keine Performance-Probleme. Eine Multimedia-Maschine soll und kann das Latitude 7370 nicht sein.

Im Extremfall zu warm

Mit dem Einsatz eines Core m wird eine aktive Kühlung auch im Latitude 7370 obsolet. Trivial wird das Temperatur-Management aber nicht. Schließlich müssen Design und Materialien des Gehäuses dementsprechend ausgerichtet werden, was Dell fast überzeugend gelungen ist.

Bei geringer Prozessorlast erwärmt sich das Äußere auf durchschnittlich knapp 35 und 38 °C an der Ober- und Unterseite. Die Spitzen liegen dabei bei punktuell 42 und 44 °C. Nach 15 Minuten unter Volllast steigt der Durchschnitt auf 37 und 40 °C, das Maximum laut Messung beträgt hier 45 und 50 °C. Letzterer Wert ist dabei als kritisch anzusehen, schließlich kann es bei derartigen Temperaturen und direktem Hautkontakt zu ernsthaften Verletzungen kommen. Allerdings gelten die Messwerte nur für den Volllastbetrieb, im Praxiseinsatz unterschreitet das Notebook diese Temperaturen. Trotz fehlenden Lüfters bleibt der Prozessor auch beim Ausreizen aller Reserven kühl. Mehr als 67 °C erreichte der Core m im Test nicht.

Dass er dennoch drosselt, liegt an der bereits erwähnten Bremse, die Dell eingebaut hat. Der CPU-Part rechnet dann nur noch mit etwa 700 MHz, die GPU mit 400 MHz.

Zu kleiner Akku

Wirklich positiv könnten die Akkulaufzeiten ausfallen. Immerhin arbeitet der Core m effizient. Bei geringer Last beträgt die Package Power nur rund 0,6 W, das gesamte System - bei 120 cd/m² Display-Helligkeit - kommt dann mit 4,1 W aus. Und selbst unter voller Last sprechen die Messungen nur von 7,8 und 16,7 W, Bestwerte für ein Notebook der 13-Zoll-Klasse.

Im flachen Gehäuse steckt ein zu kleiner Akku

Im flachen Gehäuse steckt ein zu kleiner Akku

Die Formulierung im Konjunktiv hat aber einen Grund. Denn Dell verbaut lediglich einen 34 Wh fassenden Akku, nur optional wird ein 43-Wh-Modell angeboten. Am Ende reicht es so nur für überdurchschnittliche, aber keine uneingeschränkt guten Werte. Bei geringer Last (Battery Eater Reader’s Test) muss nach gut 10 Stunden zum Netzteil gegriffen werden, bei hoher Last (Battery Eater Classic) nach knapp 4. PCMark 8 spricht hingegen von etwas mehr als 4,5 Stunden. Wer einen kompletten Arbeitstag außerhalb des Büros plant, sollte dementsprechend das maximal 45 W liefernde Ladegerät nicht vergessen.

Dank ExpressCharge sorgt das zumindest dafür, dass eine Ladung von 0 auf 80 % innerhalb von rund 70 Minuten erreicht wird - die von Dell versprochenen 60 Minuten konnten nicht erreicht werden.

Fazit

Mit dem Latitude 13 7000 Serie bietet Dell eine interessante Lösung an. Auf Wunsch mit fast allen für den Einsatz im Unternehmen wichtigen Funktionen ausgestattet, aber dennoch optisch so gefällig wie ein Consumer-Gerät. Man könnte von einem XPS 13 für den Business-Einsatz sprechen. Doch das ein oder andere Detail trübt das Bild.

Der im Grundpreis enthaltene Akku ist eindeutig zu klein, womit so mancher Konkurrent vorbeizieht. Man stelle sich vor, das Latitude 7370 hätte den Energiespeicher des XPS 13 erhalten: Einem minimal dickeren und schwereren Gehäuse stünden dann Laufzeiten von bis zu 14 oder gar 15 Stunden gegenüber. Ein anderes Manko ist die Drosselung des Prozessors. Einen ungebremsten Core m darf niemand erwarten, die von Dell eingebaute zusätzliche Bremse sollte aber nicht sein. Es mag sein, dass man nur so noch höhere Gehäusetemperaturen verhindern kann. Allerdings muss damit im schlimmsten Fall auf Leistung verzichtet werden, die die Konkurrenz bietet.

Den wenigen Schwachpunkten stehen aber viele Stärken gegenüber. Da wären die exzellente Verarbeitung, das insgesamt überzeugende Display und die aktuellen Schnittstellen, zu denen gegen Aufpreis auch ein LTE-Modem und ein WiGig-taugliches WLAN-Modul gehören. Als störend könnte sich hier der Verzicht auf so manche älteren Ein- und Ausgang entpuppen, der den Einsatz von Adaptern nötig macht - die übrigens allesamt nicht mitgeliefert werden.

Dell Latitude 7370: Gehäuse, Display, Schnittstellen und Tastatur gefallen, die Laufzeiten könnten aber besser sein

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Womit man direkt beim Preis landet. Mit brutto knapp 1.970 Euro ist die hier getestete Variante alles andere als ein Schnäppchen, dabei ist der aktuell gewährte Rabatt in Höhe von 35 % auf den Listenpreis bereits berücksichtigt. Ein in Hinblick auf Display und Massenspeicher vergleichbar ausgestattetes XPS 13 wäre für etwas mehr als 1.200 Euro zu haben. Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, dass Dell das Latitude 7370 ohne Aufpreis mit seinem dreijährigen ProSupport ausstattet und Fingerabdruck-Sensor, Smartcard-Reader und andere Business-Feature ihren Preis haben. Sichtbar ist das bei so manchem Konkurrenten, Lenovos ThinkPad X1 Carbon startet beispielsweise bei rund 1.700 Euro.

Eine echte Wahl dürfte die Zielgruppe aber nur selten haben, hier entscheiden oftmals die IT-Verantwortlichen über die anzuschaffenden Geräte. Wer das Notebook hingegen selbst bezahlt, sollte genau abwägen. Werden die Business-Funktionen wirklich benötigt, fällt die XPS-Familie durch das Raster - ebenso wie zahlreiche Modelle anderer Hersteller. Sind sie hingegen ein „nice to have“, aber nicht zwingend erforderlich, sollte das XPS 13 bevorzugt werden. Hier gibt es mehr Leistung und Laufzeit für weniger Geld, ohne dabei auf ein hervorragendes Gehäuse und das Infinity Display verzichten zu müssen.

Positive Aspekte des Dell Latitude 13 7000 Serie (7370):

  • mattes und helles Display mit überzeugendem Kontrast
  • passive Kühlung
  • aktuelle Schnittstellen
  • WWAN-Adapter möglich
  • Tastatur und Touchpad fast ohne Makel
  • hervorragende Verarbeitungsqualität

Negative Aspekte des Dell Latitude 13 7000 Serie (7370):

  • zu kleiner Akku
  • Prozessor wird unter hoher Last gedrosselt
Quellen und weitere Links

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