Der Blick auf das Gehäuse zeigt, dass beim Medion Erazer X6805 dank des Tong-Fang-Barebones absolut keine Abstriche bei der Verarbeitungsqualität gemacht werden müssen. Wie es um die Leistungsfähigkeit der Hardware bestellt ist und wie die Kühlung ausfällt, schauen wir uns nun näher an.
Systemleistung
Herzstück des Medion Erazer X6805 ist wie in vielen anderen Gaming-Notebooks auch ein Intel Core i7-8750H. Ihn hatte Intel erst im April zusammen mit weiteren Coffee-Lake-H-Prozessoren ins Notebook gebracht und vor allem an der Multicore-Leistung geschraubt, denn im Vergleich zum direkten Kaby-Lake-Vorgänger bietet er mit sechs Rechenkernen 50 % mehr. Dank SMT-Support können zwölf Threads zur gleichen Zeit verarbeitet werden.
Um die TDP nicht weiter zu erhöhen und um den Prozessor weiterhin in der 45-W-Klasse einzusortieren, musste Intel daher die Taktraten teils deutlich nach unten korrigieren. Während der Intel Core i7-7700HQ sich mit einem Basis- und Turbo-Takt von 2,8 bis 3,8 GHz ans Werk macht, muss der Intel Core i7-8750H mit einem Grundtakt von 2,2 GHz auskommen. Im Turbo werden jedoch bis zu 4,1 GHz erreicht, um auch die Single-Core-Performance weiter zu steigern. Der maximale Turbo-Takt wird jedoch nicht bei der Auslastung aller Kerne erreicht.
Ansonsten bietet die Coffee-Lake-H-CPU einen 9 MB großen L3-Cache sowie einen 1,5 MB großen Zwischenspeicher in zweiter Reihe. Der Daten- und Instruktions-Cache beläuft sich hingegen auf jeweils 32 KB. Gefertigt wird der Prozessor wie die meisten aktuellen Intel-Modelle im 14-nm-Verfahren. Ein Wechsel auf eine kleinere Strukturbreite ist aufgrund von Fertigungsproblemen derzeit nicht in Sicht. Konkurrent AMD kann hier jedoch nicht mithalten. Die Ryzen-2-CPUs verfügen meist über eine Verlustleistung von 65 W und liegen damit ein über den Intel-Modellen.
Um den Preis weiter zu drücken und vor allem mit Blick auf die derzeit sehr hohen Speicherpreise, verbauen viele Hersteller trotz Coffee Lake H gerne langsameren DDR4-Speicher. Medion reizt den Speichercontroller des Intel Core i7-8750H jedoch voll aus, in dem man zwei Module per Dual-Channel-Modus mit einer Taktrate von 2.666 MHz anbindet. Damit wird eine Speicherbandbreite von guten 25,31 GB/s erreicht.
Ebenfalls nicht gespart hat Medion bei der SSD. Hier setzt man auf einen flotten Flashspeicher, welcher per PCI-Express über vier Lanes angebunden wird. Das ermöglicht eine durchschnittliche Lese- und Schreibrate von 2.580,2 bzw. 1.165,6 MB/s. Andere Geräte dieser Preis- und Leistungsklasse können hier nicht immer mithalten und brechen vor allem bei der Schreib-Performance deutlich ein. Mit 256 GB steht ausreichend Kapazität für das Betriebssystem und die wichtigsten Programme zur Verfügung, nicht aber für die eigene Spielesammlung. Hierfür ist ein zusätzliches 2,5-Zoll-Laufwerk mit einer Speicherkapazität von 1 TB verbaut. Dieses ist jedoch anders als die SSD vergleichsweise langsam. Die Festplatte erreicht in unseren Tests gerade einmal Übertragungsraten von 73,51 bis 79,5 MB/s.
Im Komprimierungstest von 7-Zip erreicht das Medion Erazer X6805 damit sehr gute 33.796 MIPS, was für Coffee-Lake-H-Verhältnisse sogar etwas überdurchschnittlich ist. Das liegt durchaus am Core i7-8750H, welcher seine Taktraten sehr gut halten kann, denn im Multicore-Preset der beiden Cinebench-Benchmarks erreicht er stolze 12,78 und 1.130 Punkte. Die Single-Core-Leistung liegt mit 1,91 und 170 Punkten ebenfalls auf gutem Niveau.
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Gaming-Leistung
Viel wichtiger für den ambitionierten Spieler ist natürlich die Grafikkarte. Während andere Geräte dieser Preisklasse eher eine NVIDIA GeForce GTX 1050 Ti oder gar eine GeForce GTX 1050 verbauen, haben sich Medion und Tong Fang für eine NVIDIA GeForce GTX 1060 der Mittelklasse entschieden. Sie basiert auf der rund 4,4 Milliarden Transistoren starken GP106-GPU und steht ihrem Desktop-Gegenstück leistungsmäßig in nichts nach.
Wie gewohnt stehen vier Graphics Processing Cluster zur Verfügung, die mit zahlreichen Streaming-Multiprozessoren und ALUs bestückt sind, womit es die GeForce GTX 1060 auch im Notebook auf 1.280 Shadereinheiten und 80 Textureinheiten bringt.
Um am Ende dennoch innerhalb der TDP-Klasse zu bleiben, hat NVIDIA die Taktraten etwas nach unten korrigiert. Während sich die GeForce GTX 1060 im Desktop mit Taktraten von 1.507 bzw. mindestens 1.708 MHz ans Werk macht, arbeitet die Notebook-Variante mit 1.405 bzw. 1.671 MHz leicht gedrosselt. Der 6 GB große GDDR5-Videospeicher, welcher wie gewohnt über ein 192 Bit breites Interface angeschlossen ist, bringt es hingegen auf eine Geschwindigkeit von 2.002 MHz und erreicht damit eine Speicherbandbreite von theoretisch bis zu 192,2 GB/s.
Ansonsten wird der Grafikchip wie die meisten Pascal-Grafikkarten im 16-nm-Verfahren bei TSMC gefertigt. Einen Nachfolger gibt es anders als im Desktop noch nicht. Die Taktraten kann das Medion Erazer X6805 auch hier ganz gut halten. Selbst unter absoluter Volllast, bei der die Kühlung mit Furmark an ihre Leistungsgrenze gezwungen wird, sind es mit rund 1.445 MHz etwas mehr als von NVIDIA im Basis-Takt mindestens angegeben. In Spielen werden meist 1.721 MHz erreicht.
Ein Spielen ist damit selbst in den höchsten Grafikeinstellungen problemlos möglich, was vor allem daran liegt, dass sich Medion für einen Bildschirm mit nativen 1.920 x 1.080 Bildpunkten entschieden hat. Somit sind in der Regel zwischen 53 und 116 Bilder pro Sekunde drin, denn während es für "The Witcher 3" nur für etwa 53 FPS reicht, läuft "Wolfenstein 2" mit über 116 FPS über das Display. In "Grand Theft Auto V" sind es fast 74 FPS, in "Project Cars 2" und "Call of Duty: WWII" jeweils knapp 64 Bilder pro Sekunde. Einzig in "Assassin's Creed: Origins" schrammt der Gaming-Bolide knapp an der magischen 60-FPS-Marke vorbei.
Damit reicht die Spieleleistung des Medion Erazer X6805 für alle aktuellen Spieletitel und Grafikkracher aus und das selbst in den höchsten Einstellungen – zumindest mit dem nativen Full-HD-Bildschirm.
Die Software-Ausstattung
Bei der Software liefert Medion nicht nur alle notwendigen Tools für die Lautsprecher, die Webcam und die Grafikkarte mit, sondern hat auch das "Control Center" von Tong Fang, das wir bereits vom XMG Neo 15 her kennen, in einer leicht modifizierten und angepassten Variante vorinstalliert. Die Software dient als zentrale Anlaufstelle für alle wichtigen Systemparameter des Medion Erazer X6805.
Hier lässt sich nicht nur die RGB-Hintergrundbeleuchtung der mechanischen Tastatur einstellen oder die LED-Bar direkt unter der Tastatur konfigurieren, sondern auch das Farbprofil aus einigen vorgefertigten Voreinstellungen anpassen. Außerdem lassen sich Einfluss auf die Kühlung nehmen und die Lüftergeschwindigkeit per Hand regeln. Im Gaming-Modus, der standardmäßig eingestellt ist, will man einen guten Mix aus Kühlleistung und Lautstärke kreiert haben. Über den integrierten System-Monitor können die wichtigsten Systemparameter ausgelesen werden. Neben der Auslastung von Prozessor und Grafikkarte zeigt das Tool die Speicherauslastung und die aktuellen Datenübertragungsraten im Netzwerk sowie die Temperaturen der wichtigsten Hardware-Komponenten an.
Leider kommt das Medion Erazer X6805 nicht ohne Demoversionen und unnütze Software-Tools aus. Medion installiert auch eine 30-Tages-Testversion von Microsoft Office 365 und von McAfee LiveSafe vor. Ebenfalls mit dabei ist Valves Steam-Client.
Gute Oberflächen-Temperaturen
Probleme bei der Kühlung treten in unseren Tests nicht auf. Sowohl die Temperaturen des Intel Core i7-8750H wie auch der NVIDIA GeForce GTX 1060 liegen selbst unter absoluter Volllast im grünen Bereich, wobei die CPU mit 83 °C etwas wärmer als die GPU mit ihren 72 °C ist. Die Temperaturen an der Oberfläche stimmen ebenfalls.
Durchschnittlich erreichen sie unter Last im Bereich des Topcases etwa 30,2 °C, während das Medion Erazer X6805 auf der Unterseite mit 34,2 °C etwas wärmer wird. Seine Höchsttemperaturen erreicht unser Testgerät jedoch nicht im zweiten Quadranten und damit genau dort, wo die Kühlung von Prozessor und Grafikkarte zusammenläuft, sondern direkt in der Mitte. Hier haben wir an der Unterseite in der Spitze bis zu 46,4 °C gemessen. Etwas weiter oben und unten herrschen aber noch immer bis zu 43,1 und 35,5 °C.
Im normalen Office-Betrieb bleibt das Medion Erazer X6805 zwei bis vier Grad kühler – wir haben im Schnitt zwischen 28,4 und 28,2 °C gemessen, wobei der 15-Zöller auch hier an der Unterseite wärmer wird und im Bereich von CPU und GPU mit 31,5 °C seine höchsten Werte erreicht.
Für einen Gaming-Boliden dieser Leistungsklasse bleibt das Medion Erazer X6805 erfreulich laufruhig. Im Office-Modus haben wir gerade einmal 33,1 dB(A) gemessen, was durchaus als flüsterleise zu bezeichnen ist, sodass unser Testkandidat mit zu den leisesten Geräten überhaupt zählt. Unter Last kann die Kühlung jedoch deutlich aufdrehen.
Im Spielebetrieb erreicht unser Testmuster eine Geräuschkulisse von 47,2 dB(A) und bleibt somit unterhalb der 50-dB(A)-Marke, die von vielen Gaming-Notebooks gerne durchbrochen wird. Damit ist das Gerät durchaus hörbar. Werden Prozessor und Grafikkarte mit Furmark und Prime95 voll ausgelastet und die Kühlung damit an ihre Grenzen gezwungen, sind es bis zu 57,2 dB(A), was im Übrigen dem Maximal-Modus entspricht, der sich mit nur einem Tastendruck direkt neben dem Power-Button aktivieren lässt.
Passable Laufzeiten im Akku-Betrieb
Mit einer Kapazität von 46,7 Wh ist der Akku des Medion Erazer X6805 vergleichsweise schwachbrüstig, denn viele Hersteller verbauen in der Regel Stromspender mit rund 60 Wh. Die Laufzeiten halten sich daher vor allem mit Blick auf die Leistung und den Stromhunger des Intel Core i7-8750H sowie der NVIDIA GeForce GTX 1060 im Rahmen. Wird unterwegs gespielt, geht dem Gerät schon nach 108 Minuten und damit nach nicht einmal ganz zwei Stunden der Saft aus. Im Office-Betrieb hält unser Testgerät immerhin 348 Minuten lang und damit fast sechs Stunden ohne Steckdose durch. Wieder voll einsatzbereit, ist der Akku nach anderthalb Stunden.
Dann genehmigt sich das Medion Erazer X6805 im Leerlauf 13,1 W und im Spielebetrieb gut 159,1 W. Im absoluten Worst-Case-Szenario werden hingegen Lastspitzen von bis zu 182 W erreicht, womit das externe 180-W-Netzteil gerade noch so ausreichend dimensioniert ist. In der Praxis solche Werte jedoch kaum erreicht.