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Qualcomm Snapdragon 855 - erste Benchmarks

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Qualcomm Snapdragon 855 - erste Benchmarks
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Im Dezember hat Qualcomm sein neues Flaggschiff SoC Snapdragon 855 offiziell vorgestellt. In Las Vegas hatten wir nun die Möglichkeit erste Messungen mit dem neuen Premium-SoC vorzunehmen. Wir zeigen, wie schnell die 2019er Smartphone-Riege also werden könnte, noch sind die Ergebnisse aber mit etwas Vorsicht zu genießen.

Wie in der Vergangenheit, wird auch dieses Jahr ein Großteil der High-End-Smartphones wieder auf das aktuelle Top-Modell von Qualcomm setzen. Der neue, im 7-nm-Verfahren produzierte Snapdragon 855 (zur ausführlichen News) stellt dabei eine Abkehr vom, bislang bei den Amerikanern gewohnten big.Little-Prinzip dar. Der neue Snapdragon 855 setzt auf einen neuen Tri-Cluster-Aufbau, noch immer mit acht Kernen aufwartet, diese aber etwas anderen verteilt. Es gibt noch immer Efficiency-Cluster und Performance-Cluster, allerdings sind es nicht mehr jeweils vier Kerne. Das Efficency-Cluster mit vier Kernen basiert auf Cortex A55, während das Performance-Cluster mit drei Kernen bestückt wird, die auf Cortex A76 basieren. Die Neuerung stellt der achte Kern dar, bei dem es sich um den sogenannten Prime-Core handelt. Dieser basiert zwar auch auf Cortex A76, taktet aber nicht wie das Performance-Cluster mit maximal 2,42 GHz, sondern mit 2,85 GHz. Davon verspricht man sich eine deutlich gesteigerte Leistung beim App-Launch sowie generell bei Single-Core-Anwendungen. Als GPU kommt eine Adreno 640 zum Einsatz. Diese soll 50 % mehr ALUs bieten, als noch die Adreno 630 im Vorgänger-Snapdragon. Der Hersteller selbst spricht von einer um 20 % höheren Rendering-Leistung.

Im Vorfeld der diesjährigen CES hatten wir die Möglichkeit den Snapdragon 855 im Rahmen eines Benchmark-Events unter die Lupe zu nehmen. Die Messungen wurden auf einem Referenz-Design von Qualcomm durchgeführt, das so nicht in den Handel kommen wird. Entsprechend sind die hier aufgeführten Messwerte allenfalls als Richtwerte zu verstehen. Je nach Umsetzung der einzelnen Hersteller wird es also zu Abweichungen kommen, sei es nun durch ein Betriebssystem, das mit zahlreichen Erweiterungen vollgepackt ist, oder ein anderes thermisches Design im Inneren des Smartphones.

Darüber hinaus bestand nur die Möglichkeit, mit vorinstallierten Benchmarks zu testen, die entsprechend von Qualcomm ausgewählt wurden. Da es sich dabei um viele der aktuellen Standard-Benchmarks handelt, kann eine erste grobe Einschätzung zur Performance des neuen SoC aber vorgenommen werden. Ein umfassendes Bild wird sich aber erst dann ergeben, wenn die ersten tatsächlichen Geräte mit Snapdragon 855 in den Handel kommen.

Antutu

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Geekbench 4 - Single

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Geht es um die Rechenleistung, kann der neue Snapdragon 855 eine überzeugende Leistung an den Tag legen und sich in Antutu beispielsweise deutlich von seinem Vorgänger absetzen und auch Apples A12 hinter sich lassen. Wie viel sich in zwei Jahren tut, zeigt ein Blick auf die Leistung des Snapdragon 835. Wer also den typischen zweijährigen Upgrade-Rhythmus der Handyverträge beibehält, wird mit einem dicken Leistungsplus belohnt. 

Auch der Geekbench zeigt deutliche Zuwächse gegenüber den Vorgänger-Generationen. Während man im Multi-Core-Betrieb auch mit dem im iPhone Xs verbauten A12 mithalten kann, zieht Apple im Bereich Single-Core- und Computing-Performance davon. 

Eine eindeutige Abstufung zeichnet sich auch bei den uns möglichen GPU-Tests ab. Der Snapdragon 855 kann seine beiden Vorgänger auf Distanz halten und bietet im Android-Lager eine sehr gute Gaming-Performance. Betriebssystem-übergreifend kann Apples A12 aber noch einmal eine Schippe drauflegen und sich an die Spitze setzen. 

Im Belastungstest zeigt sich darüber hinaus, dass der Prime-Core seine maximale Leistung über einen recht langen Zeitraum halten konnte, natürlich aber immer wieder heruntergetaktet werden musste. Ebenso konnte das Performance-Cluster den Takt stabil halten und taktet erst nach einer langen Lastphase herunter. 

Gerade in dieser Disziplin gilt aber: Durch die Nutzung eines Referenz-Designs, sind die Ergebnisse nur bedingt belastbar. Je nach Kühlung und Stromversorgung kann es bei Endkunden-Designs am Ende doch ganz anders aussehen.

Alles in allem liefert Qualcomms neuer SoC einen überzeugenden ersten Eindruck ab. Im Vergleich zu den Vorgängern wird ein merklicher Geschwindigkeitsvorteil geboten. Mit Apples A12 liefert er sich je nach Bereich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, gerade die Grafikeinheit muss sich nach aktuellem Stand der Apple-Lösung aber geschlagen geben.

Ob sich der erste Eindruck in der Praxis bestätigt, wird sich aber erst in einige Wochen zeigen. Wenn die ersten Seriengeräte in den Handel kommen, kann mit allen Benchmarks gearbeitet werden und mögliche Einflüsse des Referenzdesigns fallen auch nicht mehr ins Gewicht.

Gleichzeitig legt Qualcomm Wert auf auf KI-Berechnungen direkt im Smartphone. Eine Messung dieser Leistung ist aktuell aber noch nicht so einfach. Hiermit werden wir uns auseinandersetzen, wenn die ersten Seriengeräte vorhanden sind. Gleichzeitig dreht Qualcomm natürlich nicht nur an der Performance-Schraube, sondern optimiert auch an anderen Stellen - gerade die Integration eines 5G-fähigen Modems macht den Chip zukunftsfähig, noch muss aber erst einmal die Infrastruktur geschaffen werden.

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