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SATA und X570

Welche Relevanz hat der Standard?

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Welche Relevanz hat der Standard?
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Blicken wir zurück auf die Storage-Reviews der letzten Monate, fällt natürlich sofort die unfreiwillige Fixierung auf NVMe-SSDs auf. Hier haben wir mittlerweile eine Datenbasis geschaffen, die von günstigen NVMe-Einsteigern bis zu Enterprise-Lösungen und selbstverständlich PCIe 4.0 reicht. Gerade letzteres wurde seit Einführung AMDs am Consumer-Markt immer wieder diskutiert, gilt letztlich auch als Hauptargument für den X570-Chipsatz. Kein Wunder, dass wir daher auch zu Beginn des Jahres unser SSD-Testsystem entsprechend aufgerüstet haben. Dass damit aber nicht automatisch alles besser wird, zeigt nun unser erster SATA-Test damit. 

Zugegeben: Natürlich sind NVMe-Reviews meist Leser die interessanteren, da neue High-End-Technik immer fasziniert, auch wenn noch immer sehr viele SATA-SSDs zum Einsatz kommen. Transferraten jenseits der 6 GB/s, temperaturbedingte Drosselungen und die Unterschiede der NAND-Typen sind fürs Auge spannender, selbst wenn der Alltagsbezug nicht immer im gleichen Maße vorhanden ist. Bei Einführung des X570-Chipsatzes war es daher kein Wunder, dass wir bei Hardwareluxx nur bedingt ein Augenmerk auf die SATA-Thematik geworfen haben. Denn, warum auch? Selbst die USB-Performance liegt heute weit über dem, was wir am aktuellen SATA-Standard mit theoretisch 600 MB/s (abzüglich Overhead) zu erwarten hätten. Folgerichtig bieten heute eine Reihe von SATA-SSDs längst eine Performance, die am Standard von 2009 limitiert ist.

Mit Beginn des Jahres wurde also, um für Tests mit PCIe 4.0 gerüstet zu sein, das SSD-Testsystem umgestellt. Das ASUS TUF Gaming X570 wurde nun Basis unserer Tests und wurde mit der Patriot Viper VPR100 zum ersten Mal gefordert. Die Ergebnisse waren plausibel, die NVMe-SSD bot eine zu erwartende Leistung. Mit der Seagate FireCuda 520 folge später auch die erste SSD mit PCIe 4.0, analog zu den Messwerten aus dem Mainboard-Test gab es dabei keinerlei Probleme. 

Doch dann kam die WD Blue

Es dauerte also bis Mai, dass nun auch eine SATA-SSD im Jahre 2020 in unser Testsystem Einzug hielt. Die Western Digital WD Blue 3D NAND SATA SSD sollte letztlich die erste Vertreterin ihrer Art sein, die vom neuen Testsystem gebencht werden würde. Als SSD, die zwar den günstigen Markt bedient, jedoch mit TLC-NAND und DRAM-Cache aufwarten kann, gab es durchaus eine gewisse Erwartungshaltung. Doch die Ernüchterung folgte sofort: sequenzielle Transferraten weit unterhalb dessen, was Western Digital versprach, dazu ein unerklärlicher Leistungsverlust bei vielen parallelen Zugriffen - die SSD stürzte teilweise auf den letzten Platz unserer Vergleichstabelle zurück.

Sollte es sich bei der SSD vielleicht also doch eher um einen Billigheimer handeln, der viel verspricht und wenig bietet? Der Verdacht drängte sich auf, doch zum Glück war ein Kollege kritisch und hakte nach. Also wurden die Tests auf einem ASUS ROG STRIX X570-E mit selbem Ergebnis wiederholt, parallel dazu etwas recherchiert und unter anderem dieser wenig beachtete Thread auf Reddit gefunden. Hier testete ein User seine Samsung SSD 860 EVO sowohl auf dem MSI MEG X570 Unify wie auch einem MSI B450M Mortar MAX und einem MSI GS60 6QE H170 und musste große Unterschiede feststellen, die vor allem bei den Ergebnissen des X570 sehr an unsere Erfahrung mit der WD Blue erinnerten.

Unglücklicherweise hatten wir zwar kein passendes B450-Board zur Hand, jedoch ein MSI Z370 Gaming Pro Carbon AC zusammen mit Intel i7-8700K, das so unserem vorherigen SSD-Testsystem sogar sehr nahe kam und wiederum eine Vergleichbarkeit früherer Benchmarks förderte. Wir haben also auch hier Windows installiert und kurzerhand den bewährten Testparcours gestartet. Schon beim ersten Durchlauf von AS SSD und CrystalDiskMark war offensichtlich, dass wir das Problem des Reddit-Threads bestätigen können. Die Unterschiede sind teilweise beachtlich:

An diesem Punkt angelangt, begannen wir den gesamten Testparcours nun auch auf der Z370-Plattform zu wiederholen, um abseits dieser Thematik zumindest das Review der WD Blue abschließen zu können. Die Sachlage schien klar, AMDs HighEnd-Plattform scheint ein Problem mit SATA zu haben. Doch so einfach sollte es nicht sein. Bei den realitätsnäheren Benchmarks des PCMark8 sollte plötzlich die AMD-Variante kumuliert rund 20% bessere Performance bieten.

Futuremark PCMark 8

Storage - Gesamtwertung

MB/s
Mehr ist besser

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Verkehrte Welt oder Werte vertauscht?

Das Gesamtergebnis (die einzelnen Werte finden sich natürlich im Review selbst) sorgte zunächst für weiteres Stirnrunzeln. Doch eine mögliche Erklärung konnte bereits im CrystalDiskMark (s.o.) gefunden werden. Während zwar die Intel-Plattform deutlich höhere sequenzielle Transferraten bot oder etwa erheblich besser mit parallelen Zugriffen skaliert, war der X570-Test bei den Random-4K-Q1T1-Lesezyklen ebenfalls etwa 20 % schneller. Auch wenn die Hersteller gerne mit beeindruckenden maximalen Transferraten werben, werden diese in der Realität tatsächlich nur selten benötigt - oder besser gesagt: ermöglicht. Die Zugriffsmuster des PCMark machen dies deutlich, je nach Anwendung liegt der Vorsprung bei knapp 60 %.

Zudem wird bei vielen Benchmarks meist verständlicherweise auf die Transferraten geschaut, entscheidend für die bei SSDs typische gefühlte Geschwindigkeit sind hingegen die üblicherweise sehr kurzen Latenzen. Verglichen nach mehreren Durchläufen unseres intensiven Belastungstests ergaben sich hier weitere Unterschiede zugunsten AMDs:

Zwar ist die Western Digital WD Blue 3D NAND SSD nicht unter Verdacht, die schnellste SSD am Markt zu sein, doch eben passend dazu konnten wir hier gut die unterschiedlichen Latenzen beim Lesen ermitteln. Beide Systeme performen mit der SSD in einem eher schwachen Bereich, jedoch mit deutlichen Unterschieden. Über die gesamte Dauer des Tests benötigt das Laufwerk auf dem Z370-System länger als bei der X570-Plattform, auch wenn diese wiederum den höchsten Ausschlag überhaupt zeigt.

An die Community: Wie geht ihr damit um?

Für das Review der WD Blue haben wir uns entschieden, mit offenen Karten jeweils beide Testergebnisse sowohl mit X570- und Z370-Plattform zu verwenden. Da wir in SSD-Reviews grundsätzlich ja die SSD bewerten und nicht das zugehörige System, erscheint uns das nur fair. Dem Leser steht es frei, die für ihn sinnigeren Vergleichswerte zu wählen. Außerdem möchten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es sich bei der Thematik ausschließlich um ein Problem mit X570 und SATA handelt - NVMe-Laufwerke sind offenbar nicht betroffen.

Zumal sich ganz offen die Frage stellt, die wir mit Euch diskutieren möchten: Welche Relevanz haben diese Werte für euch?

Seit Veröffentlichung des X570-Chipsatzes vor fast einem Jahr scheint die SATA-Thematik kaum aufgefallen sein, auch der oben verlinkte Reddit-Thread konnte nur vergleichsweise wenige Reaktionen hervorrufen. Wir stellen uns daher die Frage: Ist SATA heute zunehmend uninteressant? Oder ist das Verhalten des X570 sogar eher positiv zu bewerten, da die Alltagsleistung höher zu sein scheint? Gerne könnt ihr auch eigene Benchmarks posten, um zu vergleichen.

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