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Ob Apple Music gut oder schlecht ist, lässt sich einen Tag nach dem Start nicht sagen. Hierfür sind der Katalog und die Möglichkeiten, die unter anderem Connect bietet, zu umfangreich. Die Umsetzung des Dienstes kann aber sehr wohl schon jetzt bewertet werden. Und dieses Urteil fällt für Apple-Verhältnisse überraschend schlecht aus – gelten das Gestalten von Benutzeroberflächen und die Zugänglichkeit doch als die Stärken der Kalifornier. Was innerhalb der iOS-Apps jedoch geboten wird, ist in vielen Punkten einfach nur unbefriedigend. Interaktionsmöglichkeiten sind vielerorts zu klein, manchmal aber auch gar nicht erst als solche zu erkennen. Andererseits können Aktionen wie beispielsweise das Springen zum nächsten Titel auf gleich drei oder vier verschiedene Arten innerhalb eines Fensters erfolgen.
Für Verwirrung sorgt aber auch die nicht einheitliche Unterteilung der Sender, Wiedergabelisten, Alben und Titeln. Zwar hat man nach den ersten zwei, drei Stunden herausgefunden, wo Apple Music welche Art von Inhalt versteckt, als intuitiv kann man dies aber nicht bezeichnen. Schlimmer ist jedoch, dass es kein einheitliches Schema zur Kennzeichnung von offline verfügbaren Inhalten gibt. Mal wird das entsprechende Symbol eingeblendet, mal nicht. Mal kann ein einzelner Titel eines bereits offline gespeicherten Albums zusätzlich lokal abgespeichert werden, mal nicht. Hier muss Apple dringend nachbessern.
Handlungsbedarf besteht aber auch an anderer Stelle. Denn ohne die Unterstützung von Audio-Systemen wird man viele Nutzer der Konkurrenz nicht locken können. Doch bislang hat sich mit Sonos lediglich ein Hersteller vage zu entsprechenden Plänen geäußert, ausreichen dürfte dies am Ende nicht. Zu Gute halten muss man Apple hier jedoch, dass auch Spotify und Co. anfangs nicht mit derartigen Funktionen werben konnten. Und nach eigenen Angaben hat man in Cupertino zunächst die allgemeine Qualität des Dienstes sicherstellen, bevor man sich weiteren Baustellen widmet.
Rein technisch betrachtet hat sich dies ausgezahlt. Aussetzer oder Hänger waren in den ersten Stunden abgesehen von einem einzelnen Problem innerhalb der Account-Verwaltung nicht zu beobachten. Auch beim Laden der Streams oder dem lokalen Sichern von Musik gab es keine Auffälligkeiten. Eine gute Note verdient aber auch die automatisierte Zusammenstellung von Musik entsprechend der Nutzervorlieben. Im Vergleich mit Spotify schneidet Apple Music hier deutlich besser ab. Aber auch die von Kuratoren erstellen Wiedergabelisten gefallen – am Ende sind dies jedoch Punkte, die objektiv nicht bewertet werden können, dafür sind die Geschmäcker zu verschieden.
Was auch für Beats 1 gilt. Die Live-Station ist so etwas wie das Aushängeschild von Apple Music und erinnert – positiv betrachtet – an die guten, alten Radio-Zeiten. Das Moderatorenteam bietet ein wenig Smalltalk, eine überraschende Bandbreite an Musikstilen, die Möglichkeit, Titel zu wünschen und das Wichtigste: Läuft der Sender im Hintergrund, nervt er nicht.
Die Quintessenz: Technisch überzeugt Apple Music schon jetzt, an der Handhabung innerhalb der Apps muss jedoch dringend gearbeitet werden. Der Wechsel von Spotify und Co. lohnt zum aktuellen Zeitpunkt nur dann, wenn man viel Wert auf passende Musikvorschläge legt oder den Account mit mehreren Familienmitgliedern nutzen will. Denn beim Preis bei mehr als zwei Nutzern bietet ausgerechnet Apple mit seiner Familienoption das günstigste Paket.
Update: Anders als zunächst geschrieben, kann Musik auch unter iTunes lokal gesichert werden. Allerdings weicht Apple hier klar vom Vorgehen in der iOS-Applikation ab. Zunächst muss das gewünschte Album – oder der gewünschte Titel – zu „Meine Musik“ hinzugefügt werden, im Anschluss kann die Auswahl per Klick auf das bekannte iCloud-Symbol im oberen rechten Bereich heruntergeladen werden.