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Nachdem wir nun einige Worte über die technischen Details von Bitcoin verloren haben, kommen wir zur nächsten Frage: Wofür benutzt man diese "Währung" – so man ihr denn den Status einer Währung geben möchte.
Das hat sich in der Anfangszeit von Bitcoin, genauer gesagt im Mai 2010, auch ein Benutzer des Bitcoin-Forums gefragt und der Person, die ihm zwei Pizzen bringt oder bestellt, 10.000 Bitcoins geboten. Was in der damaligen Zeit ein angemessener Preis war, wären beim aktuellen Wechselkurs stattliche vier Millionen Euro. Bleibt zu hoffen, dass der Pizza-Lieferant starke Nerven und seine Bitcoins behalten hat.
Nicht nur bei der Hardware, auch bei den Geschäften, die mit Bitcoin abgewickelt werden, hat sich einiges getan. Personen, die für ein Verbot von Bitcoin eintreten, wählen als Beispiel gerne Umschlagsplätze für illegale Waren, bei denen die einzig akzeptierte Währung Bitcoin ist. Der bekannteste Name dürfte in diesem Zusammenhang wohl "Silk Road" sein, war es ehemals doch quasi das Amazon für Betäubungsmittel. Dabei wurde bei Silk Road ein "Mixer" eingesetzt, der die Bitcoins verschiedener Nutzer so gemischt hat, dass die Zahlungsströme nahezu vollständig undurchsichtig wurden. Um auf Silk Road zuzugreifen, musste man außerdem das Anonymisierungsnetzwerk Tor benutzen, welches hilft, die eigene IP-Adresse zu verschleiern. Geholfen hat das alles jedoch nichts: Der Betreiber wurde ausfindig gemacht, inhaftiert, und die Webseite abgeschaltet. Der Ermittlungserfolg der Behörden ist hierbei jedoch auf "Fehler" seitens der Betreiber zurückzuführen, Schwächen in Bitcoin oder Tor wurden – zumindest nach aktuellem Wissensstand – nicht genutzt.
Ansonsten ist Bitcoin natürlich ein begehrtes Spekulationsobjekt: Wie an einer echten Börse lassen sich die Kursschwankungen des Wechselkurses nutzen, um Geld zu verdienen. Dazu gesellen sich noch weitere Möglichkeiten wie Arbitrage-Handel zwischen verschiedenen Handelsplätzen und/oder Währungen. Ausgeführt werden diese Geschäfte häufig von Trading-Bots, die ihre Aufgaben komplett selbstständig erledigen. Das Arsenal der Spekulanten ist riesig und bedürfte wohl einer eigenen mehrseitigen Abhandlung. Schlecht sind diese Aktivitäten nicht unbedingt, denn Tradings-Bots tragen in der Regel zur Stabilisierung des Kurses bei. Auch wenn Bitcoin und stabiler Kurs zwei Sachen sind, die wohl nur selten im gleichen Satz genannt werden, ist das Handelsvolumen der Währung verglichen zum Aktienmarkt auch (noch) winzig, sodass die Kursschwankungen verglichen dazu immer sehr groß sein werden.
Ein Problem sind die Kursschwankungen von Bitcoin vor allem für den Online-Handel. Einen festen Bitcoin-Kurs auszuweisen, ist mit viel Risiko verbunden, da sich der Wechselkurs binnen eines Tages um 10-20 Prozent ändern kann. Eine Lösung für dieses Problem, die häufig genutzt wird, sind Zahlungsdienstleister vergleichbar zu PayPal, die sowohl für den Kunden als auch für den Verkäufer transparent eine Bitcoin-Einzahlung in Euro, Dollar usw. umwandeln. Die (theoretische) Gebührenfreiheit einer Bitcoin-Überweisung bekommt hier allerdings den ersten Knick, denn entweder muss der Händler an den Zahlungsdienstleister Gebühren bezahlen oder der Kunde bekommt einen etwas schlechteren Wechselkurs angeboten. Allerdings gibt es auch Plattformen, bei denen die Kaufabwicklung komplett in Bitcoin stattfindet und keine Umrechnung in anderen Währungen stattfindet. In großen Städten kann man mit etwas Glück auch ein Café finden, in dem man mit Bitcoin bezahlen kann.
Ein großer Motor für das Wachstum von Bitcoin ist auch China. Aufgrund einer vergleichsweise sehr restriktiven Geldpolitik sucht man dort Wege, um der Regulierung zu entkommen. Was könnte sich zu diesem Zweck mehr anbieten als ein dezentrales Finanznetzwerk wie Bitcoin? Viele Kurssprünge werden Meldungen aus China zugeschrieben, nach denen Investoren dort riesige Summen in die digitale Währung investieren. Positiv auf den Kurs ausgewirkt haben sich jedoch nicht nur Meldungen aus China, auch in den USA und Deutschland wurde – zumindest teilweise – Rechtssicherheit geschaffen.
In Deutschland hat die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) folgende Regeln für Bitcoin aufgestellt:
- Das Minen, Kaufen und Verkaufen von Bitcoins benötigt keine Zulassung, unabhängig davon, ob diese Tätigkeiten privat oder gewerblich stattfinden.
- Werden Bitcoins unter eigenem Namen für andere Personen gehandelt, handelt es sich um ein Finanzkommissionsgeschäfts und bedarf einer Zulassung als Finanzdienstleistungsinstitut. Dies zielt insbesondere auf Plattformen ab, auf denen Bitcoins selbst gehandelt werden.
Des Weiteren hat die Bundesregierung bekanntgegeben, dass Bitcoin als privates Geld anzusehen ist. Auf erzielte Gewinne aus Spekulationsgeschäften mit Bitcoin fallen Einkommensteuern an, außer man hat sie länger als ein Jahr gehalten. Dann sind Gewinne aus Bitcoin-Geschäften steuerfrei. Diesen Nachweis zu erbringen könnte sich unter Umständen als kompliziert erweisen, denn wie eingangs erwähnt ist eine feste Zuordnung einer Bitcoin-Adresse nicht vorgesehen. In den USA gelten ähnliche Regeln, Bitcoin wird dort als "Gegenstand" und nicht als Währung betrachtet. Gewinne aus Spekulationsgeschäften fallen auch dort unter die Steuerpflicht.
Andere Länder sind teilweise deutlich restriktiver und gehen in die Richtung, Bitcoin zu verbieten. Wobei das nur die alltägliche Nutzung betreffen wird, denn ein P2P-Netzwerk lässt sich schlecht abschalten – wer es benutzen möchte, der macht es. Auch können sich diese Regeln teilweise sehr schnell ändern, so wie man es zur Zeit in China beobachten kann. Der rege Handel mit der digitalen Währung hat die Aufmerksamkeit der lokalen Behörden geweckt, seitdem wurde vielen Instituten der Handel mit Bitcoin verboten. Andere Anbieter haben "freiwillig" angekündigt, Bitcoin nicht mehr zu akzeptieren. Als Konsequenz aus diesen Meldungen ist der Kurs auch prompt wieder gesunken.
Zusammengefasst: Wer mit Bitcoin arbeiten will, muss nicht nur mit starken Kursschwankungen leben, sondern sich auch stets über die aktuelle Rechtslage im Klaren sein. Im Zweifel sollte ein Steuerberater zu Rate gezogen werden.