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Nicht nur auf deutscher oder EU-Ebene wird seit Wochen und Monaten über eine Sicherung der Netzneutralität diskutiert, auch in den USA ist die Gleichbehandlung von Daten ein wichtiges Thema. Anders als diesseits des Atlantiks zeigen die Zeichen in den Vereinigten Staaten aber eher in Richtung Ende der Neutralität.
Denn ausgerechnet die eigentlich unabhängige Telekommunikationsaufsicht FCC (Federal Communications Commission) will die entsprechenden Gesetze dahingehend ändern, dass eine Ungleichbehandlung der Datenübertragung auf der sogenannten letzten Meile aktiv möglich sein wird. Konkret soll Unternehmen die Möglichkeit eingeräumt werden, eine höhere Priorisierung der eigenen Dienste bei den Netzbetreibern zu erwerben. In der Praxis könnten so beispielsweise Google, Netflix oder Amazon Providern wie Verizon oder AT&T bezahlen, im Gegenzug würden die Inhalte gegenüber anderen Daten bevorzugt werden.
Während Verbraucherschützer Sturm gegen die geplante Veränderung laufen und von einem Zwei-Klassen-Internet und einem großen Nachteil für kleine Unternehmen sprechen, verteidigt die FCC die eigenen Pläne. Laut Tom Wheeler, Vorsitzender der Kommission, wäre man „völlig falsch“ verstanden worden. Denn die Planungen würden die Netzneutralität schützen, soweit dies die jüngste Gerichtsentscheidung möglich machen würde. Im Januar hatte Verizon erreicht, dass Internet-Provider nicht als Netzbetreiber im klassischen Sinne eingestuft werden dürfen, entsprechend seien sie nicht zur Gleichbehandlung verpflichtet.
Wheeler zufolge müsse man dies akzeptieren und soweit reglementieren, wie es möglich wäre. Deshalb müssten die Provider offen legen, zu welchen Bedingungen sie Kapazitäten innerhalb des schnelleren Netzes anbieten würden. Eine Vorgabe sei dabei, dass sich die Unternehmen in einer „kommerziell vernünftigen Art und Weise verhalten“ müssten. Die FCC versteht darunter, dass Wettbewerber durch die Bevorzugung keine Nachteile erfahren dürfen.
Wie dies im Alltag aussehen wird, dürfte aber zu regen Diskussionen führen. Denn während finanzkräftige Unternehmen sich die „Überholspur“ im Netz leisten können, müssen vor allem kleinere aller Wahrscheinlichkeit nach darauf verzichten, was sich am Ende doch in einen Nachteil verwandeln kann. Für den Kunden von Netflix und Co. hat die geplante Änderung unter Umständen aber nicht nur Vorteile: Denn es gilt als sicher, dass die Unternehmen die Ausgaben für die schnellere Datenübertragung am Ende von den Nutzern in Form höherer Gebühren bezahlen lassen werden.