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Gestern Abend startete das ZDF mit seinem Thriller „App – Der Film“ ein weiteres Second-Screen-Experiment und versuchte damit vor allem seine jüngeren Zuschauer über eine zusätzliche Smartphone- bzw. Tablet-App näher in die Handlung des Geschehens miteinzubeziehen.
Tatsächlich ist dem ZDF beim jüngeren Publikum, das der Sender immer stärker erreichen zu versucht, ein kleiner Achtungserfolg gelungen. Hier erreichte der 75-minütige Streifen am Montagabend bei seiner Free-TV-Premiere als Auftakt zur Themenwoche „Die digitale Gefahr“ im ZDF laut Quotenmeter.de bei den 14- und 49-Jährigen mit 830.000 Zuschauern einen sehr guten Marktanteil von 10,2 Prozent. Der Senderdurchschnitt lag hier im Monat Mai bei gerade einmal knapp unter sechs Prozent und damit deutlich unter dem gestrigen Wert. Beim Gesamtpublikum tat sich der Film jedoch schwer und verfehlte mit nur 10,5 Prozent bzw. 2,12 Millionen Zuschauern den Senderschnitt um etwa zwei Prozentpunkte.
Insgesamt bediente sich die Handlung allen erdenklich möglichen Horror-Szenarien. So drohte jedem Nutzer der Tod, wenn er die „Iris“-App – im Übrigen ein Anagramm zu Apples „Siri“ – vom Smartphone entfernen wollte. Einem Handy-Verkäufer, bei dem die Protagonisten ihr Gerät gegen ein Neues eintauschen ließ, sprengte das Telefon gleich den ganzen Laden in die Luft und riss den armen Verkäufer mit in den Tod. Der Uni-Professor erschießt sich kurzerhand in der Kantine zwischen einer Vielzahl von Studenten selbst, weil zuvor ein kompromittierendes Video von ihm auf mysteriöse Weise im Hörsaal gezeigt wurde. Die App bestimmt nicht nur über Leben und Tod, sondern nimmt auch ein Einfluss auf andere technische Geräte und steuert sogar Aufzüge fern, um diese abstürzen zu lassen. Da ist die Tatsache, dass sich das Stück Software wie ein echtes Virus verbreitet, in dem es einfach von Handy zu Handy springt, ist da fast schon normal.
Verwirrende Story, nutzlose Zusatzinhalte
Insgesamt macht die Story von „App – Der Film“ einen eher unausgereiften Eindruck mit vielen Verwirrungen, die leider auch die von der Second-Screen-Technologie nicht aufgefangen wurden. In der App, die sich der Zuschauer vor der Sendung auf das Handy laden konnte, wurden passend zum Film-Geschehen immer wieder zusätzliche Inhalte präsentiert. Hier wurden nicht nur Chat-Verläufe gezeigt, die parallel zur derzeit gezeigten Film-Handlung stattfanden, sondern auch kurze Zeitungsausschnitte, die dem Zuschauer erklären sollten, was tatsächlich passiert war. Auch andere Kameraansichten wurden über die App gezeigt, um dem Zuschauer noch eine Zeit lang einen Blick in den Raum zu gewähren, der von den Protagonisten im Film gerade verlassen wurde.
Die vielen zusätzlichen Informationen, die zwischendurch über die App gezeigt wurden, trugen jedoch nicht zur Entwirrung der Geschichte bei, sondern verwirrten stellenweise noch viel mehr. Zudem war nicht klar, ob man das Geschehen lieber auf dem Smartphone oder doch im Fernsehen verfolgen sollte. Das ZDF nannte hier zwar das Smartphone, doch irgendwie hatte man immer das Gefühl, irgendetwas zu verpassen.
Da die App ständig im Vordergrund arbeitete, war der Zuschauer, der das Second-Screen-Experiment des ZDF ausprobierte, quasi durchgehend offline. In langweiligen Szenen hätte man noch einmal seine Facebook-Timeline checken, einen Blick auf die neusten Mails werfen und die neusten Nachrichten lesen können – eben all das, was man bislang sonst so mit seinem Smartphone vor dem Fernseher gemacht hat...