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Nachdem die Generalstaatsanwaltschaft Dresden vor wenigen Tagen zahlreiche Wohn- und Geschäftsräume in vier Bundesländern durchsuchte, die mutmaßlichen Betreiber der illegalen Video-Streaming-Plattform Kinox.to festnehmen wollte und die beiden Brüder inzwischen zur öffentlichen Fahndung ausgeschrieben hatte, durchsuchte die Polizei unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Köln nun in 14 Bundesländern insgesamt 121 weitere Wohnungen. Dieses Mal allerdings nicht im Fall von Kinox.to, vielmehr richtete sich die Maßnahme gegen mutmaßliche Verantwortliche der Plattform Boerse.bz, die schon seit vielen Jahren Download-Links zu illegalen Angeboten sammelt.
Insgesamt sollen mehr als 400 Polizeibeamte im Einsatz gewesen sein. Der Vorwurf lautet gewerbsmäßige Verbreitung von urheberrechtlich geschützten Filmen, Videospielen, eBooks und Musikstücken. Initiiert wurde das Verfahren mit einem Strafantrag durch die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU). Demnach soll es sich bei Boerse.bz um ein Download-Board in Form eines sogenannten „Vollsortimenters“ handeln, das unerlaubt Zugriff auf unlizenzierte Kopien von urheberrechtlich geschützten Werken ermöglicht. Zuletzt sollen registrierte Nutzer Zugriff auf über 11.200 eBooks, knapp 30.000 Videospiele für die unterschiedlichsten Plattformen, 13.500 TV-Serien und fast 62.000 Kino-Filme bekommen haben. Die Inhalte wurden über das Forum als Link zu Filehostern eingestellt und damit öffentlich zugänglich gemacht.
Nach Analysen der GVU habe das Board ein umfangreiches Moderatoren-Team unterhalten, das die Einhaltung der boardeigenen Reglern überwachte, aber auch mehrere Power-Uploader beschäftigt, die für ein kontinuierliches Angebot gesorgt haben sollen. Sie sollen regelmäßig und in großer Anzahl urheberrechtlich geschützte Inhalte auf einschlägig bekannte Online-Spieledienste geladen und die Links anschließend im Forum veröffentlicht haben. Diese Power-Uploader sollen im Fokus der GVU gestanden haben. Zu Festnahmen sei es im Rahmen der Durchsuchungen nicht gekommen, allerdings konnten Beweismittel in größerem Umfang sichergestellt werden. Über deren Auswertung erhofft man sich weitere Erkenntnisse über die Raubkopierszene, so die Behörde.
Nach Schätzungen von Similarweb.com wurde Boerse.bz im vergangenen Monat 5,6 Millionen Mal besucht. Über 880.000 Seitenaufrufe erfolgten dabei aus Deutschland, rund 490.000 aus Österreich und noch einmal fast 375.000 aus der Schweiz.