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Die EU Kommission hat trotz deutlicher Kritik seitens der Mobilfunkbranche die Pläne für die Streichung von Roaming-Gebühren im Bereich der Europäischen Union auf den Weg gebracht. Wie der britische Telegraph schreibt, haben alle 27 Kommissare dem Vorhaben zugestimmt, innerhalb der kommenden sechs Wochen sollen nun detaillierte Vorschläge zur Umsetzung erarbeitet und präsentiert werden.
Das Ziel ist es, die Gebühren im nächsten Jahr „loszuwerden“, wie die Zeitung eine nicht näher genannte Quelle aus dem Umfeld der Kommission zitiert. Für EU-Bürger würde die Nutzung des Mobilfunks im EU-Ausland somit nicht teurer als in der Heimat werden. Die EU Kommission hatte die maximale Höhe der Roaming-Gebühren in den vergangenen Jahren in mehreren Schritten abgesenkt, die vorerst letzte Stufe tritt am 1. Juli in Kraft. Dann dürfen die Anbieter für ausgehende Telefonate je Minute lediglich bis zu 24, für eingehende bis zu 7 Cent verlangen. Die Preise pro SMS belaufen sich in der Spitze auf 8, die je übertragenem Megabyte auf 45 Cent.
Während die grundsätzlichen Pläne bereits seit Monaten bekannt sind, überrascht die Geschwindigkeit, mit der diese umgesetzt werden sollen. Denn erst vor wenigen Tagen hatte Verbraucherschutzkommissarin Neelie Kroes erklärt, dass die Gebühren bis Ende 2016 wegfallen sollen. Ab Sommer 2014 sollten Verbraucher übergangsweise die Möglichkeit erhalten, unabhängig vom genutzten Mobilfunkvertrag einen sogenannten zeitlich begrenzten Roaming-Vertrag mit einem anderen Anbieter abzuschließen. Während so einerseits die Erreichbarkeit unter der bisherigen Rufnummer gewährleistet wäre, würden andererseits geringe Kosten anfallen. Warum der Zeitplan nun aber verändert wurde, ist nicht klar, ein Grund könnte jedoch die Europawahl im Mai 2014 sein. Denn die Bekämpfung der Roaming-Gebühren gilt als Vorzeigeprojekt der Europäischen Union, die Abschaffung könnte somit als Werbung genutzt werden.
Abzuwarten bleibt jedoch, wie die Mobilfunkbranche auf die neue Entwicklung reagieren wird. Schätzungen zufolge machen die Gebühren für die Mobilfunknutzung im EU-Ausland etwa zwei Prozent der Umsätze aus, allein die vier großen deutschen Anbieter müssten so pro Jahr auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag verzichten.