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Hinter vorgehaltener Hand wurde schon lange über eine Ehe zwischen O2 und E-Plus gesprochen, nun sollen die Ringe tatsächlich getauscht werden. Je nach Quelle lässt der spanische Telekommunikationskonzern Telefonica sich die Übernahme der KPN-Tochter insgesamt zwischen 3,7 und 5 Milliarden Euro kosten, hinzu kommen Anteile am neuen Unternehmen Telefonica Deutschland.
Für die Niederländer, die sich Gerüchten zufolge schon seit längerer Zeit von E-Plus trennen wollten, wohl kein schlechtes Geschäft. Für den Verbraucher dürfte aber das gelten, was Kritiker - fälschlicherweise, wie man nun weiß - schon zur Kooperation zwischen Microsoft und Nokia äußerten: Zwei Truthähne machen keinen Adler. Denn nicht ohne Grund liegen beide Mobilfunkanbieter mit deutlichem Abstand auf den Plätzen drei und vier, der Ruf beider Anbieter ist nicht der beste.
Dies liegt aber nicht nur am teils wohl eher zweifelhaften Kundendienst - daran haben alle Anbieter zu knabbern, sondern eher am Netz. Mangels Masse konnten weder O2 noch E-Plus in der Vergangenheit mit dem - ohnehin schon eher gemächlichen - Ausbautempo der beiden großen Anbieter T-Mobile und Vodafone mithalten. Während die Telefonica-Tochter immerhin punktuell über LTE verfügt, verkündete das KPN-Unternehmen zuletzt stolz, dass man den HSPA+-Ausbau demnächst abgeschlossen haben werde. Angesichts des Datenhungers deutscher Smartphone-Nutzer zumindest ein kleines Armutszeugnis für eine in Teilen verfehlte Unternehmenspolitik.
Generell galt bislang aber für beide Anbieter: Wer ein schnelles und stabiles Netz benötigt, geht lieber zur Konkurrenz. Und genau dies dürfte sich auch in Zukunft nicht ändern. Denn in den sorgsam formulierten Pressemitteilungen aller Beteiligten lassen sich Formulierungen wie „schnellerer Netzausbau“ oder „höhere Investitionen“ gar nicht erst finden. Im Gegenzug ist auffällig häufig die Rede von „Synergien“, „Skaleneffekten“ und Einsparungen. Es ist also davon auszugehen, dass die Einsparungen durch „Synergien“, die auf bis zu 5,5 Milliarden Euro beziffert werden, zumindest zu großen Teilen in die Taschen der Anteilseigner fließen werden.
Sollten die KPN-Aktionäre sowie das Bundeskartellamt der Übernahme zustimmen, bleibt abzuwarten, ob die Zahl der Kunden, die nach aktuellem Stand dann bei etwa 43,2 Millionen (T-Mobile: 37,0 Millionen; Vodafone: 32,4 Millionen) liegt, stabil bleiben wird. Einen generellen Nachteil dürfte die Übernahme für alle Verbraucher haben: Der verringerte Wettbewerb durch den Wegfall eines Teilnehmers dürfte den Preisverfall bei der Handy-Nutzung entschleunigen.