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Amazon-Chef kauft die Washington Post

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Amazon-Chef kauft die Washington Post
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Eine der renommiertesten Tageszeitungen der Welt hat einen neuen Eigentümer. Wie die Verlegerin der Washington Post, Katharine Weymouth, am späten gestrigen Abend deutscher Zeit der Belegschaft mitteilte, hat der Gründer und Vorstandsvorsitzende von Amazon, Jeff Bezos, das Blatt für 250 Millionen US-Dollar übernommen. In einer eigens einberufenen Mitarbeiterversammlung erklärten Unternehmensleitung und Aufsichtsrat, dass es eine „sehr überraschende Ankündigung“ gebe.

Nach 80 Jahren im Familienbesitz hätten die Eigentümer entschieden, sich aus dem Geschäft mit Printmedien zurückzuziehen. Ein Grund dafür dürfte der Auflagenrückgang sein, der nicht nur Deutschland, sondern auch die USA bereits vor geraumer Zeit getroffen hat. Erst vor zwei Wochen sorgte der Axel-Springer-Verlag mit einem umfangreichen Verkauf diesbezüglich für Schlagzeilen. Laut dem bisherigen Eigentümer und Aufsichtsratsvorsitzenden Donald Graham mussten in den vergangenen Jahren immer wieder Verluste beglichen werden, obwohl die Zeitung nach wie vor als Eckpfeiler der politischen Berichterstattung und als Lieferant qualitativ hochwertigen Journalismus galt.

Dass der neue Eigentümer sein Geld dabei ausgerechnet mit dem Internet gemacht hat, dürfte bei vielen Mitarbeitern als weniger gutes Vorzeichen verstanden werden. Denn nicht nur, dass Bezos viel Wert auf eine hohe Effizienz legt und dementsprechend auch vor Streichungen nicht zurückschreckt: Erst im vergangenen Jahr erklärte er im Gespräch mit der Berliner Zeitung, dass gedruckte Zeitungen in 20 Jahren nicht mehr existieren würden. Der Journalismus hingegen würde aber nicht verschwinden, so sein Zusatz damals. Allerdings wird sich dieser bei der Washington Post verändern, dies kündigte Bezos unmittelbar nach der Bekanntgabe des Kaufs in einer E-Mail an die Belegschaft an, Entlassungen oder Gehaltskürzungen seien aber kein.

Abseits davon nannte er keine Einzelheiten, klar dürfte aber sein, dass er die Zukunft des Blattes eher im Online- als im Print-Bereich sieht. Aber: Für das Tagesgeschäft soll weiterhin Katharine Weymouth zuständig sein, Bezos selbst sehe seinen Lebensmittelpunkt auch weiterhin im Nordwesten der USA. Zudem soll die Zeitung nicht Teil der Amazon-Familie werden. Die ersten Reaktionen fielen sehr unterschiedlich aus. Während The Verge von einer Stimmung wie auf einer Beerdigung schreibt, soll es laut Spiegel Online auch Zustimmung von Seiten der Belegschaft gegeben haben. Aber auch die Medien selbst scheinen zwiegespalten zu sein. So nennt die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Verkauf eine „Kapitulation der Verleger“, das Handelsblatt spricht von einem „Alarmzeichen für die ganze gebeutelte Branche“, die nur online erscheinende Huffington Post hingegen sieht Bezos‘ Engagement als Hoffnungsschimmer für Tageszeitungen.

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