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Der im vergangenen Jahr gestartete Streaming-Dienst Watchever steht laut der französischen Tageszeitung Les Échos zum Verkauf. Als Grund hierfür geltenden die anhaltenden Verluste, die sich im vergangenen Jahr auf etwa 66 Millionen Euro beliefen - im ersten Quartal des aktuellen Jahres soll das Minus trotz 300.000 bis 500.000 Kunden bei 21 Millionen gelegen haben.
Der Mutterkonzern Vivendi wollte sich zu den Spekulationen nicht äußern, soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge aber bereits vor einigen Wochen die Prüfung verschiedener Zukunftsstrategien in Auftrag gegeben haben.
Der Zeitpunkt dürfte dabei nicht zufälliger Natur sein. Denn nahezu zeitgleich hatte Netflix erklärt, im Laufe des Jahres auch in Deutschland aktiv werden zu wollen. Laut Les Échos ist Watchever somit das erste Opfer des Branchenprimus, der sich vor allem in den USA auch aufgrund eigener Produktionen wie „House of Cards“ großer Popularität erfreut.
Dass Vivendi schon vor dem eigentlichen Start den Ausstieg plant, könnte mit Netflix’ aggressiver Werbe- und Preispolitik zusammenhängen. Derartiges konnte schon bei den bisherigen Expansionen des Dienstes beobachtet werden. Dennoch konnte das erste Quartal 2014 mit einem Gewinn in Höhe 53 Millionen US-Dollar abgeschlossen werden, mittlerweile kann Netflix mehr als 48 Millionen Kunden vorweisen.
Ob es bereits Interessenten für Watchever gibt, ist unbekannt. Ein möglicher Kandidat könnte das zur ProSiebenSat.1-Gruppe gehörende Portal Maxdome sein. Der deutsche Marktführer hatte den Deutschlandstart von Netflix gelassen kommentiert, jedoch ebenfalls auf die Gefahr günstiger Monatsgebühren hingewiesen. Sollte der Konkurrent auf diesem Wege um Kunden buhlen, so Maxdome-Chef Andreas Heyden, könnte es jedoch schwierig werden.
Selbst wenn Vivendi das Thema Watchever mit einem Verkauf abschliessen kann, intern dürfte es dennoch anhaltende Diskussionen geben. Denn der zukünftige Vorsitzende des Verwaltungsrats hatte schon vor dem Start des Dienstes kritisiert, dass man nicht den hauseigenen, in Frankreich bereits etablierten Streaming-Dienst des Senders Canal+ als Ausgangspunkt genutzt hatte. Statt dessen zogen es die Verantwortlichen vor, den gescheiterten Musikdienst Zaoza als Plattform zu nutzen.