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Während die Politik hierzulande noch immer darüber streitet, wer wann in welchem Umfang öffentliche Teststrecken für autonome Fahrzeuge anbieten darf, legen die USA ein anhaltend hohes Tempo an den Tag. Denn schon heute ist der Einsatz derartiger Fahrzeuge dort in sechs Bundesstaaten respektive Regionen erlaubt, mit Virginia kommt nun der nächste hinzu. Interessant ist das Engagement des Ostküstenstaats vor allem aus einem Grund. Denn mit Nokia ist ausgerechnet das Unternehmen als Partner dabei, dessen Kartensparte HERE auch von deutschen Automobil-Herstellern umworben wird.
Im Rahmen der Virginia Automated Corridors genannten Teststrecken, die rund 70 Meilen umfassen, werden die Finnen hochauflösende 3D-Karten der entsprechenden Abschnitte anbieten. Anhand dieser sollen die selbstfahrenden Fahrzeuge leichter die eigene Spur halten und die vorausliegende Strecke besser planen und einschätzen können. Wie wichtig dies für die Praxis sein wird, hatte Audi schon vor einem Monat betont. In Ingolstadt kommen erstmals vergleichbare Karten zum Einsatz, die schon jetzt Vorteile bieten sollen. So verspricht man einen verringerten Kraftstoffverbrauch, da der im neuen Q7 verbaute Prädiktive Effizienzassistent Hinweise zum Fahrverhalten geben kann. Meldet das Navi aufgrund der Kartendaten ein Gefälle nach der nächsten Kurve, wird dem Fahrer dies signalisiert – dieser muss entsprechend nicht oder nur weniger stark beschleunigen.
Aber auch den zweiten Schritt will man in Virginia schon gehen. Denn einige Teile der neuen Teststrecken sollen „Smart Highways“ werden. Hier sollen Strecke und Fahrzeug selbstständig miteinander kommunizieren, beispielsweise um auf Gefahrenstellen hinzuweisen. Auch hier werden hochauflösende Karten eine Rolle spielen.
Bis zum Start der ersten Testfahrten wird es nach Aussage des Virginia Tech Transportation Institute’s Center for Automated Vehicle Systems noch etwa ein Jahr dauern. Dann aber sollen alle Maßnahmen abgeschlossen sein, damit Fahrzeuge autonom genutzt werden können. Auf einen menschlichen Fahrer darf aber auch dann nicht verzichtet werden. Denn auch in den USA sieht die Rechtslage derzeit noch vor, dass die Kontrolle jederzeit übernommen werden können muss.
Geht es nach Nokia, werde es maximal noch zehn Jahre dauern, bis autonome Fahrzeuge zum alltäglichen Leben gehören werden. Es werde bis dahin jedoch keine großen Sprünge geben. Stattdessen erwarte man, dass die Hersteller Schritt für Schritt die notwendigen Komponenten einsetzen werden. Dass Nokia dabei eine Rolle spielen wird, ist spätestens nun klar. Schließlich dürfte man das Engagement in Virginia auch als Werbung in eigener Sache verstehen und so am Ende den Kaufpreis nach oben treiben.