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Kaum ein Thema hat in der vergangenen Woche die Gemüter so bewegt, wie die Schaltung der Werbeblockersperre des Axel Springer Verlages auf Bild.de. Wer das Portal mit eingeschaltetem Werbeblocker besucht, wird mit einer Warnmeldung begrüßt, die den Nutzer darauf hinweist, dass er einen Adblocker verwendet und daher nicht auf die Inhalte auf Bild.de zugreifen kann. Mit Hinweis auf das Abonnement könne man entweder auf das Bezahlangebot wechseln oder aber solle den Adblocker ausschalten.
Es dauerte natürlich nicht lange und die erste Mittel und Wege die Werbeblockersperre zu umgehen wurden bekannt. Schnell fanden sich auch komplette Anleitungen und fertige Skripte, die den Filtern der Adblocker beigefügt werden müssen. In der Folge erreichten die ersten Abmahnschreiben die Autoren solcher Hinweise. In den Schreiben forderte die Kanzlei Lubberger Lehment im Auftrag der Bild GmbH die betroffenen Nutzer auf, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen sowie die Anwaltskosten in Höhe von fast 1.800 Euro zu übernehmen. Die Argumentation der Kanzlei ist eine Urheberrechtsverletzung gemäß Paragraf 95 a des Urheberrechtsgesetzes. Laut einhelliger Fachmeinung steht die Argumentation von Bild.de bzw. den beauftragen Anwälten aber auf wackeligen Beinen und hätte vor Gericht vermutlich keinen Bestand. Daher wurden die Abmahnungen auch schnell als Einschüchterungsversuch eingestuft, was an der Tatsache und dem Vorgehen des Axel Springer Verlages aber wenig ändert. Hier sieht man sich noch immer im Recht.
Offenbar planen nun auch weitere Verlage und Online-Portale eine Werbeblockersperre. So vermeldet das Magazin Horizont (eine Plattform für Marketing, Werbung und Medien), dass der Verlag Gruner + Jahr eine ähnliche Sperre im kommenden Jahr zunächst auf kleineren Angeboten testen möchte, um sie dann möglicherweise auf die bekannteren Auftritte auszuweiten. Zu Gruner + Jahr gehört unter anderem der Stern mit seinem Online-Auftritt Stern.de. An Gruner + Jahr beteiligt ist aber auch der Bertelsmann Verlag, so dass eine Entscheidung für Werbeblockersperren hier eine weitaus größeren Einfluss haben könnten.
Gegenüber Horizont bestätigte Stefan Plöchinger, Chefredakteur von Sueddeutsche.de, dass man ebenfalls über ähnliche Schritte nachdenke. Man könne derzeit schwer abschätzen, wie die Nutzer auf eine solche Sperre reagieren würden, daher müsse man dies testen. Bei Spiegel Online liegen demnach ähnliche Pläne in der Schublade und auch kleinere Zeitungen und Verlagen prüfen nun, ob Werbeblockersperren und Verweise auf ein Bezahlangebot wieder die Erlöse steigern können. Dazu gehören die Rheinische Post, die Berliner Zeitung und den Kölner Stadt-Anzeiger aus dem DuMont-Verlag.
Der Leidensdruck der Verlage und Publikationen muss hoch sein, denn im Vergleich zu Technikseiten wie Hardwareluxx.de, wo der Adblocker-Anteil bei etwa 50 Prozent liegt, müssen größere Nachrichtenportale mit weitaus geringeren Blockquoten umgehen. So gibt Sueddeutsch.de etwa 30 Prozent an, während der DuMont-Verlag von 15 Prozent spricht.