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Angst vor Spionage

Huawei kann US-Provider nicht überzeugen

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Huawei kann US-Provider nicht überzeugen
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Es hätte einer der Höhepunkte der insgesamt eher ruhigen CES 2018 werden können. Doch die kurz zuvor aufgetauchten Gerüchte haben sich bewahrheitet: Anders als zunächst selbst in Aussicht gestellt, wird weder AT&T noch irgendein anderer US-Provider Huawei-Smartphones in sein Sortiment aufnehmen. Die Angst vor Konsequenzen oder der Druck seitens der US-Regierung waren zu groß.

Wie die Planungen zwischen Huawei und AT&T ausgesehen haben, ist zumindest derzeit noch unbekannt. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass Huawei über einen längeren Zeitraum mit AT&T verhandelt hat und sich beide Unternehmen letztlich einigen konnten. Kern der Abmachung dürfte der Start des Mate 10 Pro (Test) beim US-Provider gewesen sein. Denn das aktuelle Topmodell der Chinesen feierte in der vergangenen Nacht seine USA-Premiere - allerdings ohne die Rückendeckung der Provider.

Die wäre nach Angaben von Richard Yu, CEO der Consumer-Sparte des Konzerns, aber durchaus wichtig gewesen. Denn Yu zufolge werden in den USA etwa 90 % der Smartphones über Provider verkauft, bei hochpreisigen Geräten dürfte der Anteil noch etwas höher sein. Kein Wunder also, dass Huawei bereits vor Jahren damit begonnen hat, Gespräche zu führen.

Deren Ziel dürfte vor allem das Aufbauen von Vertrauen gewesen sein. Das, so Yu während der Pressekonferenz, hätte man zunächst in der eigenen Heimat aufbauen müssen, später dann in Europa. Inzwischen würden jedes Jahr Millionen Kunden Huawei ihr Vertrauen schenken. Man habe die eigene Qualität unter Beweis gestellt und gezeigt, dass man Sicherheit und Datenschutz ernst nehme.

Das besondere an diesem Teil von Yus Rede: Sie war weder abgelesen, noch wirkte sie von langer Hand vorbereitet. Stattdessen dürfte sich hier jemand ein Stück weit den Frust von der Seele geredet haben - und dabei gleichzeitig indirekt der US-Politik die Schuld gegeben haben.

Denn genau die soll Medienberichten zufolge dafür gesorgt haben, dass AT&T in letzter Sekunden einen Rückzieher macht. So schrieb das Wall Street Journal vor einigen Tagen, dass der US-Senat vor Verbindungen Huaweis zur chinesischen Kommunistischen Partei und den chinesischen Geheimdiensten gewarnt und die Aufsichtsbehörde FCC informiert habe. Ähnliche Vorwürfe gab es bereits vor einigen Jahren, damals ging es um die Netzwerksparte des Konzerns. Bis heute gibt es allerdings keine Beweise für derartige Verbindungen oder das heimliche Sammeln und Weiterleiten von Daten durch Huawei.

Welche Konsequenzen dies haben wird, ist noch nicht absehbar. Für Yu sind zumindest vorerst alle Verlierer. Die Kunden, weil sie weniger Auswahl haben. Die Provider, weil sie die Geräte des drittgrößten Smartphone-Herstellers weiterhin nicht verkaufen wollen oder dürfen. Und natürlich Huawei selbst, denn die USA sind einer der wichtigsten Smartphone-Märkte und für weiteres Wachstum des Unternehmens unumgänglich.

Wann Huawei den nächsten Anlauf starten wird, verriet man noch nicht. Bis dahin kann das Unternehmen seine Smartphones, zu denen ab sofort auch das Mate 10 Pro gehören wird, lediglich über den freien Handel anbieten.