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35 USD pro CPU

AMD beendet Bulldozer-Rechtsstreit

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AMD beendet Bulldozer-Rechtsstreit
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Wer sich an den Herbst 2011 zurückerinnern kann, kann sich sicherlich noch an den kläglichen Versuch seitens AMD erinnern es mit den damals aktuellen Sandy-Bridge-Prozessoren von Intel aufzunehmen. Der AMD FX-8150 alias Bulldozer versprach acht Kerne und eine herausragende Leistung. Doch der Leistungsvorteil löste sich ebenso in Rauch auf, wie die Stromrechnung und die versprochenen acht Kerne entsprachen nicht dem technischen Verständnis von acht Kernen – eben darauf beruht eine Klage in den USA.

Die von AMD vierfach als Dual-Core-Modul beschriebenen Komponenten des Prozessors hatten in der Tat jeweils zwei Integer-Rechenkerne, diese mussten sich allerdings weite Bereiche des Moduls teilen. Dazu gehören das Front End, der Cache und die Flißekommaeinheit. Demzufolge konnten die beiden Rechenkerne nicht unabhängig voneinander arbeiten. AMD beruhte jedoch darauf, dass es sich um ein Dual-Core-Modul handelt, viele sahen dies jedoch anders und darauf entwickelte sich ein Rechtsstreit über falsche Werbeversprechen.

2015 begann der Prozess darüber und in den vergangenen Tagen wurde offenbar eine Einigung gefunden. AMD muss 12,5 Millionen US-Dollar zahlen. 30 %, also 3,6 Millionen US-Dollar gehen an die Kläger-Anwälte und die verbleibenden 8,9 Millionen US-Dollar können sich die betroffenen Nutzer teilen. Dies setzt allerdings voraus, dass die Kunden auch einen Anspruch geltend gemacht haben. Es wird vermutet, dass nur rund 20 % der Käufer eines Bulldozer-Prozessors von AMD dies getan haben.

Nach derzeitigen Schätzungen können sich Kunden in den USA damit über 35 US-Dollar pro Prozessor freuen. Nach mehreren Jahren Wartezeit sicherlich nicht mehr wirklich relevant, aber ein deutliches Zeichen, dass der Kunde seine Rechte auch wahrnehmen sollte.

Die 12,5 Millionen US-Dollar sind für AMD weitaus weniger schlimm als der Imageschaden, der nach dem Marktstark der Bulldozer-Prozessoren über das Unternehmen hineinbrach. Die Tests des FX-8150 als Spitzenmodell der Desktop-Serie waren vernichtend. Aus unserem Test damals:

"Trotz höherem Takt schafft es der FX nicht, an den alten, aufgebohrten Phenom-Kernen (Anm. d. Red.: das sind die noch älteren Vorgänger von Bulldozer) vorbeizuziehen. Und ein ähnliches Ergebnis zeigt sich leider auch in vielen Spielen und anderen Anwendungen, die nicht acht, sondern nur vier, drei oder zwei Kerne nutzen. Dann kann Intels Sandy Bridge deutlich davonziehen und weist AMDs neuen Prozessor in die Schranken."

"Ganz abgeschlagen liegt man im Bereich der Stromaufnahme. Vergleicht man den momentan schnellsten Sandy-Bridge-Prozessor (Intel Core i7-2600K) mit AMDs FX-8150, so verbraucht AMD bei im besten Falle gleicher Leistung ganze 90 Watt mehr unter Last und immer noch fast 40 Watt mehr im Idle-Betrieb. Damit wird der FX-8150 zum Effizienz-Desaster, trotz 32-nm-Fertigung und eigentlich intelligenten Stromsparfeatures."

Die Bulldozer-Architektur sollte aufgrund der Vielzahl an Kernen auch im Servermarkt ihre Fußabdrücke hinterlassen. Doch auch diese Strategie konnte aufgrund der genannten Fehler nicht aufgehen.

Schon bald nach dem Start der Bulldozer-Prozessoren wurden die Pläne für die Server eingestellt und die Desktop-Varianten auf Sparflamme gefahren. Intern wurde auf die vielversprechende Entwicklung der Zen-Architektur umgestellt, die sich als Erfolg feiern darf. Aktuell kann AMD sowohl bei den Desktop- als auch bei den Server-Prozessoren die Pläne mit den Zen-Nachfolgearchitekturen umsetzen und Intel unter Druck setzen – etwas was Bulldozer nie gelungen ist.