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Mit rund 40 Milliarden US-Dollar gehört die geplante Übernahme des britischen Chip-Designers Arm durch NVIDIA zu den größten Übernahmegeschäften in der IT-Branche. Doch in den vergangenen Monaten mehrte sich der Widerstand einiger Wettbewerbsbehörden in Großbritannien, Europa, in Asien und nun auch in den USA. Die FTC (Federal Trade Commission) strebt eine Klage gegen die Übernahme an und könnte sie damit letztendlich verhindern.
Die FTC hat dabei offenbar weniger Bedenken aus geopolitischer Sicht, ganz im Gegenteil, es wäre in dieser Hinsicht sogar ein Zugewinn für ein US-Unternehmen, man fürchtet aber eine Benachteiligung der Konkurrenz durch NVIDIA, sollte die Übernahme abgeschlossen sein. Innovationen könnten gebremst werden und am Ende könnte ein erheblicher Wettbewerbsnachteil für alle Lizenznehmer bei Arm entstehen.
Ein weiterer Effekt durch die Übernahme könnte ebenfalls schwerwiegend sein: NVIDIA bekäme Einblick in die Entwicklung und zukünftigen Pläne einiger Konkurrenten. Arm-Kerne stecken in vielen Bereichen, in denen auch NVIDIA aktiv ist. Zwar liegt der Fokus für die Lizenznehmer von Arm größtenteils auf den Smartphone- und Mobilprozessoren, wo NVIDIA nicht primär aktiv ist, aber auch hier liegen sicherlich bereits vertrauliche Informationen vor, die von Arm zu NVIDIA abfließen könnten.
"The complaint also alleges that the acquisition will harm competition by giving Nvidia access to the competitively sensitive information of Arm’s licensees, some of whom are Nvidia’s rivals, and that it is likely to decrease the incentive for Arm to pursue innovations that are perceived to conflict with Nvidia’s business interests. (...) The acquisition is likely to result in a critical loss of trust in Arm and its ecosystem, the complaint alleges." - so die Mitteilung der FTC.
Am schwerwiegendsten wird dies im Hinblick auf die Entwicklung zukünftiger Datacenter-Prozessoren. NVIDIA selbst ist hier Lizenznehmer und entwickelt unter anderem die Grace-CPU. Aber Arm-Kerne nehmen im Datacenter/Cloud-Geschäft eine zunehmend wichtigere Rolle ein. Amazon präsentierte erst vorgestern den Graviton3 auf Basis des Neoverse-V1-Designs von Arm. Dies gilt auch für die Ampere Altra-Prozessoren. In den vergangenen Monaten rückte zudem die Infrastruktur im Datancenter-Bereich in den Fokus bzw. bekommt eine immer größere Bedeutung. Auch hier ist NVIDIA aktiv, verwendet teilweise selbst Arm-Technik, genau wie seine Konkurrenten.
NVIDIA wollte viele der Bedenken durch Gespräche mit den Wettbewerbshütern in den verschiedenen Regionen ausräumen. Mit der FTC ist man seit November in engen Gesprächen, die offenbar aber nicht alle Probleme beseitigen konnten. NVIDIA wolle nun noch einmal Argumente anbringen, wie die Übernahme für alle zum Vorteil werden kann. Aufgrund der vielen Bedenken aus fast allen Richtungen könnte die Übernahme nun aber ernsthaft ins Wanken geraten, was sicherlich ein herber Schlag für NVIDIA wäre.
Der Beginn des Verfahrens ist für den 9. August 2022 angesetzt.