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Mit der ersten Lichtfeldkamera für den Consumer-Einsatz machte sich Lytro einen Namen. Auch in Deutschland war und ist der kleine Kasten zu bekommen, besitzt aufgrund seiner Größe und Konzeption aber nicht die Auflösung, die sich (semi)-professionelle Anwender wünschen. Offenbar hat Lytro den Ruf erhört und nun eine zweite Version seiner Lichtfeldkamera auf den Markt gebracht, die auf den Namen Illum hört.
Zunächst einmal aber noch ein paar Worte zur Lichtfeldfotografie bzw. der plenoptischen Kamera. Im Gegensatz zu einer konventionelle Kamera erfasst eine Lichtfeldkamera neben Farbe und Intensität des Lichts auch die Richtung, aus der der Lichtstrahl eingefallen ist. Technisch umgesetzt wird dies durch ein Gitter aus mehreren Mikrolinsen vor dem Bildsensor. Die Fokusebene eines Bildes wird also nicht durch einen Fokuspunkt vorher ausgewählt, sondern kann auch nachträglich noch gesetzt werden, da im Bild alle nötigen Informationen festgehalten wurden. Auf technischer Ebene galt es also die Mikrolinsen in den Griff zu bekommen und die aufwendigen Berechnungen durch einen kleinen Chip anstelle eines Supercomputer auszuführen, der früher notwendig war. Die erste Lytro war ein Kompromiss aus technischer Umsetzung und möglichst geringen Kosten. Aus diesem Grund konnte sie in Sachen Fotoqualität und hier vor allem der Auflösung aber auch bei der Optik nicht allen Ansprüchen gerecht werden.
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Die nun vorgestellte Lytro Illum setzt die frühere Entwicklung der ersten Kamera aus gleichem Hause fort und greift genau dort an, wo die Kritikpunkt zu suchen sind. So verfügt die Kamera nun über eine ernstzunehmende Optik in Form eines 8fach Zooms, was einem 30-250-mm-Äquivalent entspricht. Die größte Blende wird mit 2.0 angegeben. Dabei werden an die Optik einer Lichtfeldkamera besondere Anforderungen gestellt, denn das Licht darf nicht möglichst plan auf den Sensor treffen, wie das bei klassischer Fotografie der Fall ist, sondern die Richtungsinformationen müssen erhalten bleiben. Trotz dieser Komplexität hat es Lytro geschafft, die Linse mit nur 13 Glaselementen und einem Gewicht von 750 g relativ simple zu halten. Zum Vergleich: Ein Canon 70-200 mm mit Blende 2.8 verfügt über 22 Elemente und wiegt doppelt so viel.
Der Sensor als solches kann 40 Millionen Lichtstrahlen erfassen. Bei der ersten Lytro-Kamera waren es nur 11 sogenannte Megarays. Damit bietet die Lytro Illum die vierfache Auflösung bei gleichem Bildausschnitt, was deutlich mehr Details in Erscheinung treten lassen soll. Die Berechnung der Bilddaten erfolgt auf einem Qualcomm Snapdragon 801, also einem der schnellsten mobilen SoCs, der aktuell in Smartphones und Tablets wie dem Samsung Galaxy S5 und HTC One M8 zu finden ist.
Neben dem Zoom-Ring verfügt die Optik auch über einen Fokus-Ring und nun könnte man sich bei einer Lichtfeldkamera mit der Möglichkeit den Fokus nach der Aufnahme des Bildes zu setzen natürlich fragen, wozu dieser nötig ist. Über das Display zeigt die Illum dem Fotographen die Tiefeninformationen über ein Farboverlay an. Ist also nicht auf Anhieb zu erkennen, welches Objekt sich im Vordergrund und welches sich im Hintergrund befindet, kann über den Zoom-Ring der Fokusbereich ausgewählt und über das Overlay die Tiefeninformation dargestellt werden. Außerdem können Optik und Sensor keinen beliebig großen Schärfebereich darstellen, so dass hin und wieder eine manuelle Auswahl für den Bildausschnitt erfolgen muss.
Um den professionelleren Ansprüchen auch in anderer Hinsicht gerecht zu werden, ist auch das Gehäuse deutlich überarbeitet worden. Über ein großes 4-Zoll-Display auf der Rückseite können bereits gespeicherte Aufnahmen betrachtet oder ein Livebild angesehen werden. Durch die Menüs und Optionen klickt man sich über zahlreiche Tasten sowie eine Touchscreen-Steuerung. Auf dem Kopf der Lytro Illum ist ein Blitzschuh vorhanden, der auch in dunkleren Situation für eine ausreichende Ausleuchtung sorgen soll. Die Bilder werden auf einer SD-Karte gespeichert, können aber auch per USB 3.0 direkt übertragen werden. Die eingebaute WLAN-Schnittstelle überträgt die Bilder direkt auf den Lytro-Server, den eigenen Desktop oder auf ein angebundenes iOS-Gerät.
Zur Verarbeitung der Bilddaten ist Lytros eigene Software notwendig, denn klassische Bildbearbeitungsprogramm können weder mit den Tiefeninformationen, noch mit dem eigentlichen Dateiformat in dem die Bilder abgespeichert werden, etwas anfangen. Lytro arbeitet aber laut eigenen Angaben mit Adobe und Apple zusammen, so dass zumindest ein einfacher Export in die entsprechende Bildbearbeitungssoftware ermöglicht wird, wenn der Fokusbereich einmal gesetzt ist.
Wie immer bei neuer Hardware stellt sich die Frage nach dem wann und wie viel. Ab dem 15. Juli will Lytro die Illum ausliefern. 1.599 US-Dollar soll sie kosten, wobei Vorbesteller ab sofort den Preis auf 1.499 US-Dollar drücken können.