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Nimmt man Werbeaufwand und -aussagen als Maßstab, hängt für Samsung einiges vom Galaxy S5 ab. Kein Wunder, denn noch nie war der Druck in der Smartphone-Oberklasse so hoch wie derzeit. Schon kurz nach der Vorstellung des neuen Topmodells musste der Hersteller sich jedoch Kritik gefallen lassen. Innovationen würden fehlen, zudem würden die Unterschiede zum Vorgänger zu gering ausfallen.
Tatsächlich sind beide Vorwürfe in Teilen nachvollziehbar. Hier ein schnellerer SoC, da eine Kamera mit mehr Megapixeln, ein minimal größeres, aber nicht höher auflösendes Display: Wie die Neuerfindung des Highend-Smartphones klingt dies nicht. Aber wie so oft offenbaren sich die Fortschritte nicht auf den ersten Blick, mitunter muss man mehr als nur fünf Minuten im Elektronikmarkt mit einem Gerät verbringen, um die echten Stärken und Schwächen zu erkennen. Gerade beim Galaxy S5 lohnt dies, denn so manche Werbeaussage entpuppt sich als wenig standfest, im Gegenzug wird so manches Highlight nicht oder nur kaum in den Vordergrund gestellt.
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Optik, Haptik, Hardware
Ein Beispiel hierfür ist das Gehäuse. Vor allem die Gestaltung der Rückseite sorgte für Häme, der Begriff Heftpflaster fiel in diesem Zusammenhang nicht nur einmal. Völlig von der Hand zu weisen ist eine gewisse Ähnlichkeit nicht, allerdings nur, wenn man sich auf Fotos bezieht. Denn in natura verleiht vor allem die Gestaltung des hinteren Bereichs dem Galaxy S5 eine hochwertige Optik - auch wenn man wieder nur auf Kunststoff gesetzt hat. Vor allem beim schwarzen Modell wird dies durch den chromfarbenen Rahmen unterstrichen, der an das Galaxy Note 3 erinnert und so einen Unterschied zum Galaxy S4 darstellt. Allerdings ist es Samsung nicht gelungen, das Äußere von Grund auf zu erneuen, auch ohne Herstellerlogo wäre das neue Modell problemlos als Gerät der Südkoreaner identifizierbar.
Im Detail gibt es aber durchaus Unterschiede - nicht nur in Form des Rahmens. So folgt das S5 in seiner grundsätzlichen Form dem ersten Modell der Reihe, das vor mehr als vier Jahren vorgestellt wurde. Und auch in verschiedenen Details lassen sich Unterschiede zwischen dem letztjährigen und dem aktuellen Modell entdecken. So wurde beim Galaxy S4 der Frontlautsprecher noch als Eyecatcher eingesetzt, beim Galaxy S5 verzichtet man darauf. Einen Wechsel hat es auch beim Home-Button und der Kameraeinfassung gegeben. War erstere im letzten Jahr eher eckig und letztere eher rund, ist es nun genau andersherum. In beiden Punkten handelt es sich nur um Details, die der Masse im einzelnen nicht auffallen dürften, in Summe unterstreichen sie aber das Umdenken hinsichtlich der Optik.
Auf Spielereien hat man beim Gehäuse allerdings verzichtet, wie in den Jahren zuvor dient das Äußere lediglich als Mittel zum Zweck. Die Rückseite ist noch immer problemlos entfernbar und erlaubt den schnellen Zugriff auf Akku, SIM- und microSD-Karte, LED-Blitz und der hintere Lautsprecher haben ihren Platz vom letzten Jahr im Wesentlichen beibehalten. Einen Wechsel hat es hingegen am oberen Rand gegeben, hier haben Headset-Anschluss und Infrarot-Sender ihre Plätze getauscht. Neu ist der Schutzdeckel des USB-Ports am unteren Ende. Dieser wurde in Folge der IP-Zertifizierung (IP67) notwendig und soll die Schnittstelle vor dem Eindringen von Wasser und Staub schützen. Beides soll dem Galaxy S5 kaum etwas anhaben. IP67 sieht vor, dass das Smartphone für maximal 30 Minuten bis zu einem Meter tiefem Wasser ausgesetzt werden kann und das Gehäuse vor dem Eindringen von Sand und Staub geschützt ist. Im Test konnten wir beides bestätigen, allerdings ist die Bedienung des Smartphones unter Wasser deutlich erschwert, da das Display bei Feuchtigkeit nicht immer wie gewünscht reagiert; ein Problem, das auch schon beim Galaxy S4 Active zu beobachten war.
Der verbesserte Schutz vor äußeren Einflüssen hat aber auch einen Nachteil. Denn obwohl das Display im Vergleich zum Galaxy S4 nur minimal gewachsen ist, hat das Gehäuse deutlich in fast alle Richtungen zugelegt. Insgesamt bringt es das Galaxy S5 nun auf 140,0 x 71,5 x 7,9 mm, vor einem Jahr waren es noch 136,6 x 69,8 x 7,9 mm. Ebenfalls zugelegt hat man beim Gewicht, hier zeigt die Waage nun 145 statt 130 g. Im direkten Vergleich mit der Highend-Konkurrenz schlägt man sich jedoch gut. Das HTC One M8 bringt es auf 146,4 x 70,6 x 9,4 mm und 160 g, das Sony Xperia Z2 auf 146,8 x 73,3 x 8,2 mm und 163 g.
Aber auch aus technischer Sicht bietet sich ein kurzer Vergleich der drei Modelle an. Denn in allen Smartphones kommt Qualcomms Snapdragon 801 zum Einsatz, der auf vier Krait-400-Kerne sowie eine GPU vom Typ Adreno 330 setzt. Während das One M8 - zumindest hierzulande - und das Xperia Z2 jedoch mit maximal 2,3 GHz auskommen müssen, erreicht der SoC im Galaxy S5 bis zu 2,5 GHz. Der interne Speicher kann in allen Fällen 16 GB fasst und per microSD-Karte um bis zu 128 GB erweitert werden, das Xperia Z2 kann allerdings mit einem 3 GB großen Arbeitsspeicher punkten, während One M8 und Galaxy S5 mit 2 GB auskommen müssen. Einigkeit herrscht jedoch wieder in Sachen Funkausstattung. Hier bietet das Galaxy S5 ebenso wie die beiden Kontrahenten Dual-Band-WLAN nach ac-Standard, LTE Cat 4 mit bis zu 150 Mb/s im Downstream sowie Bluetooth 4.0 und NFC.
Samsungs Topmodell kann sich jedoch mit seinem Download-Booster im Fall der Fälle absetzen. Denn die Funktion erlaubt das Zusammenschalten von LTE und WLAN, womit höhere Übertragungsraten ermöglicht werden. Angesichts meist knapper ungedrosselter Daten-Volumina dürfte diese Möglichkeit jedoch eher selten genutzt werden.
Die weitere Ausstattung umfasst das Übliche wie Lage- und Beschleunigungssensoren, Empfänger für GPS und GLONASS und die Unterstützung von ANT+ sowie das drahtlose Laden per Qi. Eher selten anzutreffen: Ein USB-3.0-tauglicher Anschluss. Diesen verwendet Samsung auch beim Galaxy Note 3 und bietet somit die Möglichkeit, Daten per Kabel deutlich schneller zu übertragen. Allerdings ist der Umgang mit dem Port anfangs gewöhnungsbedürftig, wenn lediglich ein Micro-USB-Kabel entsprechend Version 2.0 verwendet wird. Denn dieses belegt nur eine Hälfte des Anschlusses. Irritierend ist in diesem Zusammenhang, dass Samsung dem Smartphone lediglich ein 2.0-Kabel beilegt. Wer den Vorteil von USB 3.0 nutzen will, muss zusätzliches Geld investieren.
Im Preis inbegriffen ist hingegen die hohe Verarbeitungsqualität. Alle Tasten haben nicht mehr Spiel, als unbedingt erforderlich ist, die Spaltmaße sind am gesamten Gerät einheitlich. Darüber hinaus lassen sich die Rückseite und die Abdeckung des USB-Ports einfach entfernen respektive öffnen, obwohl beide sicher an Ort und Stelle gehalten werden. Leider vermittelt der USB-Schutz jedoch keinen sehr wertigen Eindruck, da er lediglich mit einem schmalen Kunststoffband mit dem restlichen Gehäuse verbunden ist.
Ergonomie
Der Trend hin zu immer größeren Displays und damit auch wachsenden Smartphones hat nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile. Denn wo Modelle mit 4,3 Zoll noch meist problemlos mit einer Hand bedient werden können, sind bei 5,1 Zoll zwei erforderlich. Immerhin liegt das Galaxy S5 aufgrund der sehr griffigen Rückseite sicher in der Hand - auch, wenn diese leicht feucht sein sollte. Interessenten sollten vor dem Kauf allerdings alle drei Farbvarianten - Schwarz, Weiß und Blau - in die Hand nehmen. Denn die unterschiedlichen Rückseiten sind auch mit einer jeweils eigenen Haptik versehen.
Einen leichten Vorteil gegenüber dem Galaxy S4 bietet der neue Rahmen, der aufgrund seines Profils etwas mehr Halt bietet. Mit 145 Gramm ist das Gerät zwar kein Leichtgewicht, die längere Nutzung macht sich aber nicht negativ bemerkbar - auch, weil Samsung den Schwerpunkt in die Mitte verlagert hat. Ein weiterer Pluspunkt aus ergonomischer Sicht: Mit rund 72 Prozent nimmt das Display einen großen Teil der Front ein. Besser schneiden hier nur wenige Smartphones ab, das Maximum liegt derzeit bei etwa 75 Prozent.