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Gebt uns endlich 4K auf Smartphone-Displays

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Gebt uns endlich 4K auf Smartphone-Displays
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Vielen Dank, Oppo! Vielen Dank, Samsung! Endlich haben die beiden ersten Smartphone-Hersteller erkannt, was der normalsterbliche Smartphone-Käufer bislang in seinem Leben vermisst hat. Bevor jetzt Missverständnisse aufkommen: Es geht hier nicht um den längst überfälligen Generationswechsel beim Akku oder ein Android-Smartphone, das zwei Jahre lang garantiert binnen weniger Tage alle Betriebssystem-Updates erhält oder einen wirklich intelligenten Sprachassistenten. Nein, die Rede ist von hochauflösenden Bildschirmen.

Jahrelang waren wir mit 800 x 480 Pixeln glücklich, vor gerade einmal dreieinhalb Jahren waren Oberklassegeräte wie das HTC Desire mit derart vielen Bildpunkten bestückt. Doch nun soll uns angeblich selbst Full HD nicht mehr ausreichen. Von 720p wollen wir da gar nicht erst anfangen, derartige Geräte reichen ja gerade einmal fürs Telefonieren aus - wenn überhaupt. Mit den nun versprochenen 2.560 x 1.440 Pixeln wird hingegen alles besser. Endlich muss ich mein WhatsApp nicht mehr mit lächerlichen 440 ppi (Samsung Galaxy S4) nutzen, sondern lasse mir Emoticons mit 587 ppi (5 Zoll mit QHD-Auflösung) anzeigen.

Mehr ist nicht immer besser

Man ahnt gar nicht, welchen Qualitätssprung alle Inhalte dadurch erfahren werden. Aus langweiligen Katzenbildern in der Facebook-App wird nun zeitgenössische Kunst, das bisher eher triste Ingress wird ein Grafikkracher. Und wenn ich erst daran denke, wie grobpixelig und matschig mir die letzten Hollywood-Blockbuster in der U-Bahn angezeigt worden sind … mit 2K wird das alles endlich der Vergangenheit angehören. Alles wird besser! Spiele werden unterhaltsamer, Facebook zeigt Nachrichten nun endlich korrekt an und Empfangsabbrüche im ICE oder in Unterführungen gehören endliche der Vergangenheit an. Aber halt: Wäre es nicht noch besser, uns gleich 4K zu liefern? Denn mit 881 ppi müsste es doch noch viel besserer werden, oder nicht?

Nein, liebe Hersteller. Habt ihr vielleicht einmal darüber nachgedacht, erst die Pflicht und dann die Kür zu erfüllen? Statt Geld und Zeit in aberwitzige Display-Auflösungen zu investieren, wäre es so viel sinnvoller, mal einen wirklich einheitlichen Standard für die drahtlose Video-Übertragung zu schaffen. Oder wie wäre es einfach mal mit einer wirklichen Optimierung eurer Software? Das würde sich natürlich in Werbebroschüren und Anzeigen nicht so gut machen wie „4K-Display“ oder „Quad-Core-Prozessor“ oder „20 Megapixel“. Und angesichts des sich sättigenden Smartphone-Markts müssen die Verbraucher mit derartigen Versprechungen zum Neukauf bewogen werden. „Dein Gerät vom letzten Jahr ist schlecht, das neue Modell kann so viel mehr!“ - so oder so ähnlich lassen sich eure leeren Versprechungen übersetzen.

2K unterwegs, Full HD zu Hause

Natürlich muss man eingestehen, dass zum Veräppeln immer zwei gehören: Der, der den einen hinters Licht führt und der, der sich hinters Licht führen lässt. Genügend Konsumenten unterstützen dieses unsinnige Wettrüsten und verweisen dabei gerne in Foren auf die deutlich bessere Bildqualität und andere angebliche Vorteile, verfasst werden solche Texte dann gerne aber auf Rechnern mit 23-Zoll-Displays, die lediglich Full HD bieten. Ich bin kein Technikverweigerer, im Gegenteil. Aber mit ein bisschen Nachdenken kommt man schnell darauf, dass nicht jede Weiterentwicklung wirklich sinnvoll - also im Sinne des Nutzers - ist.

Natürlich war der Sprung von WVGA hin zu HD angesichts wachsender Display-Diagonalen wichtig, hier waren klare Unterschiede zu erkennen. Allerdings sind die Grenzen der Physik mittlerweile erreicht. Schon bei Fernsehen können viele keinen Unterschied zwischen HD und Full HD erkennen, warum sollte dies ausgerechnet bei viel kleineren Anzeiger anders sein? Darum: 2K mag ein netter Werbe-Gag sein, im Alltag braucht das kein Mensch. Oder um es mit Gernot Hassknecht zu sagen: Wollt ihr mich verar…?

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