Werbung
Spätestens mit der Bekanntgabe des Preises war klar: Das OnePlus One könnte eine der Überraschungen des Smartphone-Jahres 2014 werden. Denn der Einstieg soll bereits bei 269 Euro möglich sein, wer mehr als 16 GB Speicher benötigt, kann die vierfache Größe für lediglich 30 Euro zusätzlich erhalten.
Die restlichen Daten sind mittlerweile bekannt, das noch junge chinesische Unternehmen hat sich aus der Fülle der Komponenten mit die besten ausgewählt, die derzeit für Geld erhältlich sind. Und dennoch: Der attraktive Preis, die - zumindest theoretisch vorhandene - hohe Leistung sowie das gefällige Design garantieren noch lange keinen Erfolg. Denn auch wenn OnePlus bis zu diesem Zeitpunkt alles richtig gemacht hat, drei sehr wichtige Punkte sind derzeit noch ungeklärt.
Wie wertig wird das One aus der Serienproduktion sein? Ist das Vertriebsmodell überhaupt erfolgversprechend? Kann der noch unbedeutende Hersteller ausreichende Stückzahlen liefern?
Wertigkeit
Ob das Smartphone in Sachen Haptik und Verarbeitungsqualität mit der Konkurrenz mithalten kann, wird sich in den ersten Tests zeigen müssen, für die nicht auf Vorseriengeräte zurückgegriffen wird. In der Vergangenheit hatte so mancher Hersteller mit deutlichen Schwankungen zwischen Vorserie und Serie zu kämpfen, auch wenn letztere meist besser als erstere abschnitt. Erschwerend hinzu kommt, dass es den aktuellen Planungen zufolge keine Möglichkeit geben wird, sich vor dem Kauf einen eigenen Eindruck zu verschaffen.
Hürde Online-Vertrieb?
Dies führt unmittelbar zum zweiten Punkt. OnePlus will sein neues Smartphone lediglich über eigene Online-Shops vertreiben, im klassischen Handel oder bei Mobilfunkanbietern wird man das One somit zumindest vorerst nicht antreffen. Zu welchen Probleme dies führen kann, musste vor nicht all zu langer Zeit Microsoft mit seiner ersten Surface-Generation erfahren. Aber auch Googles erste Versuche mit dem reinen Online-Vertrieb waren alles andere als erfolgreich.
Auf das „Erlebnis“, ein Produkt vor dem Kauf ausführlicher in Augenschein nehmen zu können, sich mit den äußeren und inneren Werten vertraut zu machen, muss somit entfallen. Zumindest innerhalb der EU bleibt hier der Ausweg Fernabsatz mit seinem Rückgaberecht.
Für alle oder nur für Nerds?
Der dritte Punkt ist wohl der, der derzeit am schwersten eingeschätzt werden kann. Übertrifft die Nachfrage das Angebot zu lange, könnten Interessenten schnell auf andere Geräte ausweichen. OnePlus muss somit sicherstellen, dass einerseits genügend Geräte gefertigt werden und man entsprechend von den Zulieferern versorgt wird, andererseits muss das Unternehmen aber die potentielle Nachfrage richtig einschätzen. Greifen nur technikaffine Menschen zum One? Oder erreicht die auf das Internet begrenzte Marketingkampagne auch „Otto Normalverbraucher“? Auch hier kann Microsoft als trauriges Beispiel herangezogen werden, das Surface mit Windows RT ist Zeugnis einer völlig falschen Prognose.
Doch selbst wenn die Nachfrage richtig eingeschätzt und die entsprechende Menge an Geräten bestellt wird, bleibt die Frage, ob die benötigten Komponenten auch zur Verfügung stehen. Vor einem solchen Problem stand vor nicht all zu langer Zeit mit HTC ein Unternehmen, das bedeutender für Qualcomm und Co. als OnePlus ist.
Wie reagiert die Konkurrenz?
Bis dahin werden aber noch einige Wochen vergehen, den breiten Verkaufsstart hat das Unternehmen bislang eher grob mit dem zweiten Quartal angekündigt. Damit steht der Konkurrenz genügend Zeit zur Verfügung, um auf den Kampfpreis zu reagieren, die Mittel hierfür dürften Samsung, HTC, Sony und Co. allemal haben. Die Frage ist: Fühlen sich die großen Anbieter durch das OnePlus One unter Druck gesetzt? Öffentlich wird sich hierzu niemand äußern, intern dürfte so manche Diskussion starten. Denn ein Blick in den Preisvergleich zeigt, dass keiner der üblichen Verdächtigen ein vergleichbares Gerät zu ähnlichen Preis in petto hat. Allenfalls das Nexus 5 oder älteren Vertreter wie das Sony Xperia Z oder Samsung Galaxy S4 sind für etwa 300 Euro zu haben, können in Sachen Ausstattung aber nicht mit dem One mithalten.
Zu hoffen bleibt, dass OnePlus’ Strategie aufgeht. Denn damit könnte so mancher Mitbewerber seine Hochpreisstrategie überdenken und schnelle Technik für deutlich weniger als 500 oder 600 Euro anbieten.