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Wie schnell man eine gute Position verlieren kann, beweist nicht nur Nokia. Der ehemalige Marktführer verschlief etliche Entwicklungen, am Ende wurde die Handy-Sparte für wenig Geld an Microsoft verkauft. Aber auch bei HTC und Sony konnte man in den vergangenen Jahren entsprechende Erfahrungen sammeln. Hier stießen zu wenige Innovationen auf einen zunehmenden Wettbewerb, die zuvor erfolgversprechende Strategie ging urplötzlich nicht mehr auf. Das Ergebnis sind rasant gefallene Marktanteile, in einigen Regionen sind nicht nur diese beiden Hersteller in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Gleiches steht mittelfristig auch Samsung bevor – behauptet zumindest der Analyst Ben Bajarin.
Seiner Meinung zufolge werde der derzeitige Marktführer sich innerhalber der kommenden fünf Jahre aus dem Geschäft mit Smartphones zurückziehen. Die Gründe dafür sollen die altbekannten sein: Wenig Neues und mehr Wettbewerb. Bajarin wird aber konkreter. Im Kern heißt das Problem Android. Durch die Vielzahl an Herstellern ging der Preis zuletzt immer weiter zurück, vor allem mit Auswirkungen auf die Oberklasse. Konnten entsprechende Geräte noch vor kurzem problemlos für 600 und mehr US-Dollar oder Euro verkauft werden, liegt der Preispunkt für derartige Smartphones nun zwischen 300 und 400 US-Dollar, Mittelklasse-Modelle würden derzeit vor allem im Bereich um 300 US-Dollar gut verkauft werden.
Die ersten Auswirkungen dürfte Samsung dem Analysten zufolge bereits gespürt haben. Denn etwa 80 % der ausgelieferten Smartphones sollen zuletzt im Bereich um 180 US-Dollar oder weniger gelegen haben, die deutlich teureren Topmodelle nahmen nur noch einen sehr kleinen Teil ein; Zahlen, die sich in den letzten Bilanzen des Unternehmens wiederfinden lassen. Dabei – auch dies ist kein Geheimnis – musste man auf hohe Rabatte zurückgreifen, um selbst dies zu erreichen. Darunter leiden die Margen, die ehemals lohnenswerten Oberklassegeräte spülen inzwischen nicht mehr Gewinn die die Kasse als die Mittelklasse.
Dass eben diese inzwischen eine so wichtige Rolle spielt, liegt laut Bajarin nicht nur am Budget der Verbraucher, sondern auch am „gut genug“-Faktor. Anders als noch vor einigen Jahren bieten die entsprechenden Smartphones eine oftmals ausreichende Leistung sowie gute Displays und Kameras, das Plus, dass die teureren Geräte versprechen, ist nicht selten nur noch gering. Innovationen würden daran nichts ändern. Doch Mittelklasse-Smartphones können jüngere Wettbewerber meist billiger produzieren, vor allem in China gibt es diverse Anbieter.
Bajarin verweist aber auch auf eine Parallele. So sei bei Zulieferern bereits seit einiger Zeit zu beobachten, dass diese Innovationen vor allem mit Blick auf Apple entwickeln würden. Denn die Kalifornier seien die einzige Möglichkeit, um Forschung und Entwicklung wirtschaftlich zu rechtfertigen. Dass Apple nicht vor den gleichen Problemen wie Samsung steht, führt der Analyst auf die besondere Lage zurück. Denn mit iOS habe man eine exklusive Plattform, direkte Konkurrenten wie bei Android gebe es somit nicht.
Ob es am Ende tatsächlich soweit kommen wird, darf jedoch bezweifelt werden. Denn trotz der wohl geplanten Massenentlassungen geht es Samsung finanziell gut. Auch das Smartphone-Geschäft konnte jüngst einen Aufschwung vermelden. Zudem übersieht Bajarin, wie wichtig die Handys inzwischen für das Unternehmen sind. Denn verbaut werden zahlreiche Komponenten aus eigener Fertigung, von SoCs über Speicher bis hin zu Kamera-Sensoren und Akkus. Ein Abschied vom Smartphone würde für Samsung also einen weitaus tiefergreifenden Einschnitt als beschrieben bedeuten.