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Der hinter USB Typ-C steckende Gedanke ist löblich: Ein beidseitig verwendbarer Anschluss, der darüber hinaus kompakt, robust und vielseitig genutzt werden kann. Letztlich ein Gegenstück zu Apples Lightning-Port. Inzwischen zeigt sich aber, dass das zuständige USB Implementers Forum (USB IF) an einigen Punkten keine gute Arbeit geleistet hat.
Nicht nur, dass für Verbraucher oft nicht erkannebar ist, welche USB-Verison sich hitner dem Stecker verbirgt, auch die Gefahr von Beschädigungen durch den Einsatz falscher Kabel besteht. Ein Grund, warum man an einer Authentifizierung arbeitet. Doch nicht immer trägt das USB IF die Verantwortung für Probleme mit dem noch neuen Stecker, wie das Beispiel Quick Charge zeigt.
Schon Ende November verwies der Google-Ingenieur Benson Leung darauf, dass Qualcomm mit seinem Ladeverfahren in den Versionen 2.0 und 3.0 den Typ-C-Standard verletze. Konkret geht es um die Spannung. Die Spezifikationen sehen in Punkt 4.8.2 vor, dass über die VBus-Leitung lediglich 5 V angeboten werden dürfen, zudem darf die Funktion der Leitung nicht geändert werden. Quick Charge kann diesen Wert aber auf 9 oder 12 V erhöhen und damit die deutlich kürzeren Ladezeiten realisieren und den VBus auf eine nicht vorgesehene Art und Weise nutzen.
Genau aus diesem Grund habe man sich im vergangenen Jahr dafür entschieden, das Nexus 5X und Nexus 6P ohne Unterstützung von Quick Charge anzubieten. Ob es durch die Verletzung des Standards zu größeren Problemen oder gar Schäden kommen kann, konnte Leung bislang noch nicht bestätigen oder verneinen. Für Nutzer verschmerzbar dürfte eine Einschränkung sein, die Qualcomms Abweichung mit sich bringt. Denn ist Quick Charge aktiviert, kann der Anschluss zeitgleich nicht für die Übertragung von Daten genutzt werden.
Auf den Vorwurf reagierte das Unternehmen bislang nur indirekt. Gegenüber US-Medien erklärte man, dass Quick Charge Stecker-unabhängig konzipiert worden sei. Es seien die Partner, die für das Einhalten der USB-Spezifikationen zuständig seien. Bislang habe man auch noch keine Meldungen über Fehlfunktionen erhalten.
Grundsätzlich schließen die Vorgaben für USB Typ-C den Einsatz proprietärer Ladeverfahren nicht aus. Dass aber eben die Veränderung des VBus untersagt wird, hat einen guten Grund. Denn mit USB Power Delivery (USB PD) bietet man eine Lösung an, die mehr Energie als bisher über USB verfügbar anbietet. Darüber sind bis zu 20 V und 5 A möglich, was selbst für viele Notebooks ausreicht.
Bislang sind von der Thematik vor allem zwei Geräte betroffen: LGs G5 und das HTC 10. Letzteres sorgt derzeit im Test in Hinblick auf USB Typ-C aus einem anderen Grund für Kritik.