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Innerhalb des letzten Jahres führten die drei verbliebenen Netzbetreiber nach und nach die Telefonie über das LTE-Netz namens VoLTE ein. Wenig später begannen dann die Netzbetreiber die Telefonie über WLAN zu implementieren. Hierbei gibt es auf dem deutschen Markt zwei Konzepte: Telefónica Deutschland bietet für seine O2-Kunden die Message+Call-App an, welche auf iOS- und Android-Geräten installiert werden kann. Hierfür setzt der Netzbetreiber auf RCSe, welches auch unter Joyn bekannt ist. Die beiden anderen Netzbetreiber Vodafone und Deutsche Telekom setzen auf den im Betriebssystem integrierten UMA-Standard, welcher auch in den USA von T-Mobile genutzt wird. Beide Arten zu Telefonieren haben eins gemeinsam: Die zugrundeliegende Technologie ist VoIP, also keine Leitungsbasierte Telefonie mehr wie noch bei GSM oder UMTS.
Das Problem hierbei ist nun, dass beim deutschlandweiten (im Falle der 112 sogar europaweiten) Notruf aufgrund des IP-Telefonats der Standort des Anrufenden mit der aktuellen Infrastruktur nicht mehr zuverlässig möglich ist. Ähnliche Beschränkungen haben auch andere VoIP-Dienste wie beispielsweise Skype, welche Notrufe im deutschsprachigen Raum von Skype aus nicht zulassen. Die Deutsche Telekom weißt auf diesen Umstand in den aktualisierten Leistungsbeschreibungen hin. Bei Vodafone und Telefónica fehlt solch ein Passus leider noch.
Da aber in den meisten Fällen neben LTE zumindest GSM verfügbar ist, wird bei einem Notruf ein sogenannter Circuit Switched Fallback initialisiert, bei dem das Smartphone automatisch das Netz wechselt. Sollte allerdings neben WLAN oder LTE keine andere Netztechnologie verfügbar sein, so kann ein Notruf nicht durchgestellt werden. Unklar ist es, wie es sich verhält, wenn beispielsweise ein anderer Netzbetreiber GSM oder UMTS ausgebaut hat.
Bei solchen Einschränkungen merkt man, wie sehr das deutsche Notrufsystem eine Generalüberholung braucht. Mittlerweile besitzt fast jedes Smartphone ein GPS-Modul, welches weitaus genauer arbeitet als die grobe Positionsbestimmung über die aktuelle Mobilfunkzelle. Daher wäre es denkbar, dass in Zukunft genau solche Positionsdaten per GPS automatisiert bei einem Notruf mit übertragen werden, so wie es bei dem Autonotruf ab 2018 in jedem Neuwagen der Fall ist.