Der günstige Einstiegspreis des Steam Deck von 419 Euro hat in dieser Version auch zur Folge, dass anstatt einer NVMe-SSD nur 64 GB an eMMC zur Verfügung stehen. Hinsichtlich Kapazität und Geschwindigkeit wird man hier schnell an gewisse Grenzen kommen. Aber es gibt einen Ausweg: ein SSD-Upgrade. Wie dies vonstattengeht und welche Vorteile es in der Leistung gibt, haben wir uns mit der Corsair MP600 Mini angeschaut.
Ab 419 Euro ist das Steam Deck von Valve zu bekommen. Dank vergleichsweise ausgereifter Technik bietet es die konsistentere Leistung und ist vor allem deutlich zugänglicher als die Windows-Handhelds wie das ROG Ally von ASUS. Mehr dazu in unserem Vergleichstest beider Handhelds. Die günstigste Variante des Steam Deck ist sicherlich preislich deutlich attraktiver positioniert. Mit besserer Hardware und vor allem einer deutlich größeren und schnelleren SSD ausgestattet kosten die Windows-Handhelds gerne mal das Doppelte. Ging es uns im Vergleich zwischen dem Steam Deck und dem ROG Ally vornehmlich um die CPU- und GPU-Leistung, war dem Steam Deck der langsame eMMC-Speicher beim Installieren, Updaten und Ausführen der Spiele aber anzumerken.
Zeit also für ein Upgrade und Valve hat das Steam Deck so konzipiert, dass dem Käufer zumindest die Möglichkeit geboten wird, einige Komponenten auszutauschen und zu ersetzen. Die Reparierbarkeit ist einer der Punkte, den sich Valve auf die Fahnen geschrieben hat und so können nahezu alle Komponenten beim Partner iFixit bestellt und nach Anleitung ausgetauscht werden.
Grundsätzlich können alle M.2-2230-SSDs im Steam Deck verbaut werden. Die Länge ist mit 30 mm der begrenzende Faktor und daher auch die Beschränkung auf das Format. Diese sind im Preisvergleich mit 256 GB ab 32 Euro zu finden. Sollen es 1 TB sein, geht es ab 100 Euro los. Die von uns verwendete Corsair MP600 Mini kostet 105,90 Euro.
Bei der MP600 Mini handelt es sich um eine NVMe-SSD mit PCIe-4.0-Controller (Phison PS5021-E21T) und Micron-Speicher (3D-NAND TLC, 176 Layer, RG NAND Generation 2), die nominell Datenübertragungsraten von 4.800 MB/s erreichen können soll. Der eMMC-Speicher im Steam Deck ist vom Hersteller (meist Samsung) mit etwa 250 MB/s angegeben und erreicht in den Tests auch etwa diese 250 MB/s. Wir können also davon ausgehen, dass der Einsatz einer SSD einen signifikanten Einfluss auf die Ladezeiten haben dürfte. Die im ASUS ROG Ally verbaute SSD kommt im CrystalDiskMark auf 4.300 MB/s für das Lesen und 1.850 MB/s für das Schreiben von Daten.
Zu den Benchmarks kommen wir später. Nun aber zunächst ein paar Worte und Erläuterungen zum Einbau bzw. Austausch der SSD:
Umbau ist schnell und einfach möglich
Für den Umbau benötigt werden ein Kreuzschlitz #0 und #1, ein Plektrum oder ein Plastikspatel, eventuell eine Pinzette, ein USB-Stick und natürlich die SSDs selbst. iFixit bietet Upgrade Kits mit einer Kapazität von 512 GB, 1 TB und 2 TB an. Neben einer Micron-SSD liegt hier auch das notwendige Werkzeug bei.
In Vorbereitung auf das Öffnen des Steam Decks sollte der Akku auf 25 % oder darunter entladen werden. Sollte man den Akku versehentlich beschädigen, können sie die Gefahren minimiert werden. Das Netzteil sollte während des Umbaus natürlich nicht angeschlossen sein und man sollte Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von elektrostatischen Entladungen treffen – wie sich vorher zu erden. Eine eventuell verbaute MicroSD-Speicherkarten sollte aus dem Slot entfernt werden.
Mittels des Kreuzschlitz-Schraubendrehers werden die acht Schrauben auf der Rückseite gelöst. Die vier mittleren sind kürzer als die äußeren vier – dies nur zur Zuordnung beim späteren Zusammenbau.
Mit einem Plektrum oder einem Plastikspatel können dann die zwei Hälften des Gehäuses voneinander getrennt werden. Kleine Nasen ringsum halten die beiden Schalen zusammen. Das Plastikwerkzeug wird einfach ringsum durch den sich öffnenden Spalt geführt und die Rückseite des Steam Decks kann abgenommen werden.
Danach zeigt sich obiges Bild. Hier müssen nun noch drei Schrauben gelöst werden, vom denen sich eine unter einer Platinenabschirmung befindet.
Sind auch diese drei Schrauben entfernt worden, kann die Platinenabschirmung herausgenommen werden und wir sehen noch etwas mehr von der Hardware – darunter auch den M.2-Slot mit dem verbauten eMCC-Speicher. Auch hier muss wieder eine kleine Schraube gelöst werden, um das M.2-Modul zu entfernen.
Das Modul klappt nach oben, sobald die Schraube entfernt ist. Es kann dann herausgezogen werden. Wer schon einmal eine M.2-SSD seines Desktop-Systems eingebaut oder gewechselt hat, wird mit dem Umbau keinerlei Schwierigkeiten haben. Über dem bereits verbauten M.2-Modul befindet sich eine weitere ESD-Abschirmung, die einfach entfernt und über die neue SSD gestülpt werden kann.
Nun kann die Corsair MP600 Mini eingebaut werden. Die ESD-Abschirmung wird darüber gezogen und die SSD mittels der kleinen Schraube nach unten gedrückt. Für den Zusammenbau werden die vorherigen Schritte in umgekehrter Reihenfolge durchgeführt.
Image-Wiederherstellung mit Tücken
Nun ist die Hardware verbaut, aber auf der neuen SSD muss das SteamOS noch installiert werden. Valve bietet dazu eine Anleitung an, der wir auch gefolgt sind. Ein Anfängerfehler war es, eine Wiederherstellung mit der xxx.img.bz2-Datei zu versuchen. Natürlich muss das Image erst entpackt werden, bevor dann mittels Rufus oder Balena Etcher ein USB-Stick damit beschrieben werden kann.
Hat man den USB-Stick mit SteamOS vorliegen, kann es auf dem Steam Deck installiert werden. Da dieses aber nur einen USB-Typ-C-Anschluss besitzt und zudem im Idealfall der Akku geladen bzw. das Steam Deck am Netzteil betrieben werden sollte, haben wir ein entsprechendes Dock verwendet, welches wir auch kurz vorstellen wollen.
Valve verkauft natürlich ebenfalls ein Dock für das Steam Deck. Dieses bietet DisplayPort 1.4, HMDI 2.0, Gigabit Ethernet und 3x USB 3.1. Zu den mindestens 419 Euro für das Steam Deck kommen dann aber noch einmal 99 Euro für das Dock.
Eine günstigere Alternative ist die Docking-Station von Syntech. Diese ist mit 39,99 Euro günstiger als das offizielle Dock. An I/O-Optionen geboten werden hier HDMI 2.0, Gigabit-Ethernet und 3x USB 3.0. Man muss also auf einen DisplayPort-Ausgang und nominell schnellere USB-Anschlüsse verzichten.
Neben dem Steam Dack können natürlich auch noch anderen Handhelds in die Docking-Station von Syntech gestellt und mit dem kurzen Typ-C-Kabel an das Dock angeschlossen werden. An diese werden dann wiederum das Netzwerkkabel, Netzteil, weitere USB-Geräte oder wenn gewünscht ein externer Monitor angeschlossen. Die Handhelds sind durchaus in der Lage, im stationären Betrieb auch als Konsolen-Ersatz verwendet zu werden, auch wenn sich der Fokus immer auf den mobilen Einsatz richtet. Theoretisch ist mit den Windows-Handhelds (oder bei einer Windows-Installation auf dem Steam Deck) auch eine Office-Anwendung möglich.
Die Docking-Station von Syntech tut was sie soll. Das Ethernet erreicht das theoretische Maximum, die USB-Anschlüsse zeigen auch keine offensichtlichen Probleme und die Bildausgabe per HDMI funktionierte reibungslos. Aber es handelt sich auch einfach nur um ein Dock, welches aus USB Typ-C eine größere Anschlussvielfalt macht – nicht mehr und nicht weniger.
Zurück zur Wiederherstellung des SteamOS:
Mit dem USB-Stick im Dock und einem komplett ausgeschalteten Steam Deck werden die Leisertaste (Lautstärke –) und die Power-Taste gedrückt. Sobald der Boot-Ton des Steam Deck erklingt, kann die Leisertaste wieder losgelassen werden. Als nächstes sollte der Boot Manager starten (wo dann der USB-Stick ausgewählt wird) oder man landet direkt bei den Wiederherstellungsoptionen.
In der Desktopumgebung der Wiederherstellungsoptionen wird per Trackpad und Trigger navigiert bzw. gesteuert. Hier stehen dann die folgenden Optionen zur Verfügung:
- Re-image Steam Deck (Steam Deck auf werksseitiges Abbild zurücksetzen): Mit dieser Option setzt ihr euer System auf das werkseitige Abbild zurück. Sämtliche Nutzerinformationen, installierte Spiele, Anwendungen und Betriebssysteme werden gelöscht und mit der Standard-SteamOS ersetzt.
- Clear local user data (Lokale Nutzerdaten löschen): Die Option formatiert die Heimpartitionen des Steam Decks neu. Sämtliche auf dem Steam Deck gespeicherten heruntergeladenen Spiele und persönlichen Inhalte inklusive der Systemkonfiguration werden dabei entfernt.
- Reinstall Steam OS (SteamOS neu installieren): Über diese Option wird das SteamOS auf dem Steam Deck neu installiert. Spiele und persönlichen Inhalte bleiben dabei erhalten.
- Recovery tools (Wiederherstellungswerkzeuge): Diese Option öffnet eine Aufforderung mit der Möglichkeit, Änderungen an der Boot-Partition des Steam Deck vorzunehmen.
Wir wählen hier die dritte Option, um das SteamOS auf der neuen SSD zu installieren. Nach ein paar Minuten zeigt das Display den Einrichtungs-Assistenten und das Steam Deck kann erneut mit den notwendigen Nutzerdaten konfiguriert werden.
Messungen und Benchmarks
Nachdem die neue SSD im Steam Deck verbaut und das SteamOS neu installiert sind, kommen wir zu ein paar Messungen und Benchmarks.
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Zwischen 200 und 300 MB/s liegt der Durchsatz für den eMMC-Speicher, der im Steam Deck in der günstigsten Varianten verbaut ist. Während dies für die reine Installation eines Spiels kein großes Hindernis ist, wird ein großes Update zu einer großen Herausforderung. Die Daten werden hier nicht sequentiell gelesen und geschrieben, sondern zufällig. So kann auch 10 oder gar 60 GB an Spieldaten zu verschieben oder zu verändern eine gewisse Zeit dauern. Mal eben ein Update machen und losspielen wird dann schwierig.
Nun ist der CrystalDiskMark aber ein rein synthetischer Benchmark, der mit der Alltagsleistung nicht immer viel zu tun hat. Die Ladezeiten sind aber sehr wohl etwas, was in der Praxis relevant sein kann. Gemessen wurde die Dauer ab der Auswahl eines Spielstands oder dem Start aus dem Hauptmenü heraus.
Die Ladezeiten werden in etwa halbiert. Keinerlei Vorteile aber gibt es bei den FPS oder während des Spiels. Das Nachladen von Assets erfolgt hier auch vom eMMC schnell genug. Aber die Übergänge zwischen den Leveln, die ansonsten mit einem Ladebildschirm aufwarten, sind natürlich deutlich kürzer und das Spielvergnügen wird nicht noch länger unterbrochen.
Unterschiede im thermischen Verhalten des Steam Deck konnten wir nicht feststellen. Sicherlich aber wird die MP600 Mini wärmer als das eMMC-Modul. Auswirkungen auf die Hardware selbst hat dies aber nicht.
Fazit
Das Steam Deck in der Einstiegsvariante mit 64 GB eMMC bietet preislich die geringsten Einstiegshürden, aber es dürfte jedem klar sein, dass mit 64 GB an Kapazität nur wenige Spiele (wenn überhaupt) darauf neben dem SteamOS ihren Platz finden werden. Die Erweiterung per MicroSD-Speicherkarte ist natürlich auch noch möglich, allerdings sind darauf abgelegte Daten noch langsamer angebunden, als der eMMC selbst.
Die höhere Kapazität und vor allem der deutlich höhere Datendurchsatz sprechen also für das SSD-Upgrade. Sich gleich vor eine NVMe-Variante des Steam Deck zu entscheiden, ist natürlich auch möglich, mit 512 GB kostet es aber bereits 549 Euro – der DIY-Ansatz ist mit 419 Euro (Steam Deck) und 105 Euro (für die MP600 Mini mit 1 TB) aber günstiger und bietet die doppelte Kapazität.
Theoretisch ist es sogar möglich eine M.2-2230-SSD mit 2 TB zu verbauen. Neben der Kapazitätserweiterung aber gewinnt das Steam Deck durch den Einbau einer SSD auch an Geschwindigkeit. Selbst in SteamOS selbst ist dies spürbar, die häufig riesigen Updates und verkürzten Ladezeiten sind aber ebenfalls ein entscheidendes Argument.
Den Umbau selbst sehen wir als einfach an. Das Erstellen des USB-Sticks mit dem SteamOS und die Wiederherstellung könnten für so manchen die größeren Hürden sein. Da es aber genügend Anleitungen gibt, dürfte auch dies für die Mehrzahl machbar sein.
Preislich liegt die Corsair MP600 Mini bei 105,90 Euro bei der Konkurrenz für M.2-2230-SSDs. Die fehlende 2-TB-Variante ließe sich noch als Kritikpunkt anbringen.
- einfacher Umbau
- deutlicher Kapazitäts- und Geschwindigkeits-Gewinn
- günstiges Upgrade
- keine 2-TB-Variante verfügbar
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