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Schnellerer SoC, neues Betriebssystem und mehr Auswahl als bislang: Mit SYNC 3 hebt Ford seine Infotainment-Plattform auf ein höheres Niveau. In Nordamerika ist die schon seit einigen Monaten verfügbar, in Europa geht es erst langsam in den ersten Modellen los, beispielsweise im aktuellen Mondeo oder S-MAX. Letzterer stand uns für eine kurze Testfahrt zur Verfügung.
Der auf dem aktuellen Mondeo basierende Van wird seit Spätsommer 2015 in der zweiten Modellgeneration angeboten. Zur Verfügung stand die höchste Ausstattungslinie Vignale, die bei 44.000 Euro startet, mit dem derzeit einzigen damit angebotenen Benziner. Der 2,0 l große EcoBoost-Motor bietet eine Leistung von 177 kW (240 PS), ein maximales Drehmoment von 345 Nm zwischen 2.300 und 4.500 U/min und beschleunigt innerhalb von 8,4 s von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Ford mit 226 km/h an, den NEFZ-Verbrauch mit 6,5/10,3/7,9 l (außerorts/innerorts/kombiniert).
Eigene Erfahrungswerte zu den Fahrleistungen und Verbräuchen konnten aufgrund der knappen Zeit sowie des dichten Berliner Stadtverkehrs nicht gesammelt werden. Angedeutet haben sich aber eine vergleichsweise sportliche Fahrwerksabstimmung, ein trotz der Größe (4,796 x 1,916 x 1,655 m) einfaches Handling des leer etwa 1,7 t schweren S-MAX. Einzig die Bremse könnte bissiger zupacken.
SYNC 3
Auf den ersten Blick unterscheidet sich SYNC 3 nicht von SYNC 2, das im Mai nicht völlig überzeugen konnte. Das liegt vor allem daran, dass Ford am 8 Zoll großen Display mit Multi-Touch-Unterstützung festhält. Zur Panel-Technik oder Auflösung gibt es keine Angaben, letztere dürfte aber bei 800 x 480 Pixeln liegen. Kontrast und Helligkeit reichen für eine gute Ablesbarkeit auch bei direkter Sonneneinstrahlung aus. Dass im Hintergrund ein neuer Dual-Core-SoC, der von Texas Instruments geliefert wird, sowie nun QNX zum Einsatz kommen, ist dem System ebenfalls nicht anzusehen – man spürt es aber schon nach den ersten Betriebsminuten. Die Reaktionszeiten fallen spürbar kürzer als bei SYNC 2 aus.
Der größte Unterschied betrifft den Aufbau der Benutzeroberfläche. Während SYNC 2 im Wesentlichen auf vier Hauptbereichen verteilt auf die vier Display-Ecken basiert, sind es bei SYNC 3 mit Audio, Klima, Telefon, Navigation, Mobile Apps und Einstellungen nun sechs, die zudem am unteren Rand der Anzeige gruppiert sind. Was sich am Ende hinter jedem der Menüpunkte verbirgt, stimmt in weiten Teilen mit dem in SYNC 2 überein, einzig die grafische Darstellung wurde überarbeitet. Entsprechend fallen alle Schaltflächen ausreichend groß und selbsterklärend beschriftet aus, mitunter ist das Design jedoch sehr schlicht ausgefallen – die Ablenkungsgefahr wird dadurch aber minimiert.
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Zu den größten Abweichungen gegenüber SYNC 2 gehören die Integration von AppLink sowie Android Auto und CarPlay. Hinter AppLink verbirgt sich ein SDK, dass es App-Entwicklern ermöglicht, ihre bereits bestehenden Programme auch auf das Infotainment-System zu bringen – gewisse Parallelen zu MirrorLink sind vorhanden. Nach wie vor ist die Auswahl entsprechender Applikationen sehr gering, der prominenteste Vertreter ist Spotify. Mithilfe von Entwickler-Veranstaltungen wie der AppLink Mobility Challenge, die nun in Berlin stattfand, soll das Interesse gesteigert werden. Ausgerechnet von AppLink konnten wir uns während der Testfahrt aber nicht überzeugen. Zwar erkannte SYNC 3 die auf dem Smartphone installierten kompatiblen Applikationen, diese ließen sich aber nicht starten. Dafür funktionierte der Einsatz von Android Auto und CarPlay reibungslos, wie bei allen anderen Herstellern muss die Verbindung aber auch bei Ford noch per USB-Kabel erfolgen. Die dafür vorgesehenen Anschlüsse sind im S-MAX zwar in der Mittelkonsole verbaut, für den Fahrer aber nur schlecht erreichbar.
Im Vergleich zu SYNC 2 fällt schon nach wenigen Minuten positiv auf, dass sich nun zumindest die Grundfunktionen auch vom Lenkrad aus bedienen lassen, tiefergreifende Dinge wie das Starten der Navigation oder die Zieleingabe sind aber weiterhin nur per Sprachkommando oder Touchscreen möglich. Bei der Spracherkennung setzt Ford weiterhin auf bestimmte Schlüsselwörter, die Kommunikation mit dem System ist im Vergleich zu Siri also noch immer eher hölzern. Immerhin wurden die Kommandos auch bei lauten Nebengeräuschen problemlos erkannt. Als negativ zu bewerten ist jedoch, dass noch immer jegliche Online-Funktionalität fehlt. Für die Navigation bedeutet das beispielsweise, dass die Verkehrsinfos nur per TMC oder TMC Pro übermittelt werden und die POI- und Adressensuche lediglich die Daten der Navigations-Software nutzt.
Wie sich die Änderungen im Alltag bemerkbar machen, muss ein späterer vollwertiger Test des Systems zeigen. Es deutet sich aber an, dass das man aus vielen Schwächen von SYNC 2 gelernt hat.
Angeboten wird SYNC 3 derzeit für die Modelle C-MAX, Kuga, Mondeo, Mustang, Edge, S-MAX und Galaxy. Die Preise variieren je nach Modell und Ausstattungslinie zwischen 150 und 1.340 Euro.
Blick in die Zukunft
Mit der Integration von CarPlay und Android Auto sowie der höheren Leistung hat Ford seine Infotainment-Lösung auf den derzeit üblichen Stand gebracht. Doch angesichts des immer höheren Entwicklungstempos sowie der voranschreitenden Digitalisierung dürften die Arbeiten an SYNC 4 längst begonnen haben.
Zwar spricht Ford darüber nicht offiziell, doch im Gespräch mit Don Butler, Executive Director Connected Vehicle and Services, wurde klar, in welche Richtung sich das Unternehmen bewegen dürfte. Seiner Meinung nach werden vor allem die Unterhaltungsfunktionen mit zunehmender Autonomie wichtiger, auch die Flexibilität wird einen größeren Stellenwert einnehmen. Denn laut Butler werden im selbstfahrenden Auto Anzeigen für Navigation, Geschwindigkeit und anderes unwichtiger als heute – es steht somit mehr Platz für andere Zwecke zur Verfügung.
Zu klären sei aber noch, welchen Stellenwert man der Integration von Smartphones sowie Lösungen wie CarPlay und Android Auto künftig einräumt. Dass Apple und Google noch mehr Zugriff auf Fahrzeugfunktionen- und -daten haben wollen, ist kein Geheimnis, noch sperren sich viele Hersteller – darunter auch Ford – aber dagegen.
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Nicht kommentieren wollte Butler die Spekulationen rund um einen erneuten Wechsel des hinter SYNC steckenden Betriebssystems. Nach dem Abschied von Windows auch aufgrund der schwachen Performance mehrten sich schnell die Gerüchte, dass die Entwickler mit QNX unzufrieden seien. Der Programmieraufwand sei hier deutlich größer, so die Kritik. Ebenfalls eine Antwort schuldig blieb er hinsichtlich des künftigen SoC-Lieferanten, mit Qualcomm und NVIDIA gibt es schon jetzt zwei wichtigen Anbieter entsprechender Lösungen und auch Intel möchte Marktanteile hinzugewinnen.
Konkreter wurde er hingegen auf die Frage, ob man sich über das Thema Modularität Gedanken mache. Angesichts der noch immer noch weit auseinanderklaffenden Entwicklungszyklen wirken Infotainment-Systeme schnell veraltet. Denkbar sei deswegen laut Butler, die wichtigsten Bausteine austauschbar zu gestalten. So könnte die Recheneinheit beispielsweise nach einigen Jahren gegen eine modernere mit mehr Funktionen ausgewechselt werden, gleiches gilt für ein fortschrittlicheres Display. Für Besitzer von SYNC 2 spielt das aber keine Rolle. Nicht nur, dass dies nur mögliche Zukunftspläne sind, auch die Art und Weise der bisherigen Integration spricht dagegen. Bereits im Februar hatte Ford erklärt, dass der Wechsel von Generation 2 zu 3 mit weitreichenden Änderungen jenseits des Cockpits und der Mittelkonsole verbunden und somit nur im Zuge einer größeren Modellpflege vorgesehen sei.