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Nach teils unverständlichem Verteidigen der Autopilot-Funktion nimmt Tesla nun doch tiefgreifende Änderungen vor. An der bislang verbauten Hardware hält man zumindest vorerst aber weiterhin fest, angepasst wird lediglich die Software, womit auch schon im Einsatz befindliche Model S und Model X sicherer werden sollen.
Die Liste der Anpassungen enthält vor allem zwei wichtige Punkte: Der erste sieht vor, dass die Prioritäten zwischen den verschiedenen Sensoren geändert werden. Kommt bislang die Kamera in der Windschutzscheibe federführend bei der Erkennung von Objekten zum Einsatz, wird mit Software-Version 8.0 der Autopilot-Funktion das integrierte Radar-System diese Funktion übernehmen. Möglich wird dieser Wechsel nach Angaben des Unternehmens durch die bislang gewonnenen Erfahrungen sowie umfangreiche Änderungen an der Software. So könnte das Radar nun nicht nur sechsmal soviele Objekte wie in der Vergangenheit erkennen, auch seien sie detaillierter. Das sei wichtig, da es andernfalls schnell zu Verwechslungen kommen könnte, so Tesla.
Die Kamera mitsamt Bildverarbeitung wird künftig hingegen nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Für was sie konkret verantwortlich sein wird, verrät Tesla zwar nicht, beschreibt dafür aber ausführlich die Schwächen des Systems, mit denen man bislang zu kämpfen hatte.
Punkt zwei auf der Liste dreht sich um den Umgang mit Objekten, die in der Vergangenheit zwar grundsätzlich erkannt, aber falsch eingestuft wurden. Bislang konnte es passieren, dass eine Schilderbrücke als Hindernis auf der Fahrbahn eingestuft wurde, was automatisierte Bremsungen nach sich zog – oder wie beim tödlichen Unfall in Florida, bei dem ein Anhänger vermutlich als harmlose Schilderbrücke eingestuft wurde. Das lag vor allem daran, dass die Gesamtheit an zur Verfügung stehenden Informationen nicht präzise genug war, Tesla nennt unter anderem ungenaue Höhenangaben auf GPS-Basis. Abhilfe soll hier ein neuer Daten-Pool schaffen.
Mithilfe der verfügbaren Sensoren wird die unmittelbare Umgebung des Fahrzeugs kartografiert, erfasst werden vor allem Straßenschilder, Brücken und andere stationäre Gegenstände sowie die Information, ob das Fahrzeug im Autopilot-Modus gebremst hätte. Daraus soll das System erkennen, ob es sich beim erkannten Objekt um eine Gefahr handelt oder nicht. Wird ein Gegenstand von mehreren Fahrern als harmlos erkannt, wird es auf eine „geocoded whitelist" gesetzt. Mit dieser Datenbank, die mit allen Model S und Model X geteilt wird, soll der Autopilot unterstützt werden. Allerdings weist Tesla darauf hin, dass den Daten nicht blind vertraut wird. Im Zweifelsfall kann das Fahrzeug immer noch eine leichte Bremsung einleiten, auch eine Vollbremsung ist in letzter Sekunde noch möglich.
Darüber hinaus nimmt Version 8.0 weitere Änderungen an der Autopilot-Funktion vor. Dazu gehören ein schnelleres Ansprechen des adaptiven Tempomaten, das Erkennen von Objekten vor dem vorausfahrenden Fahrzeug, das automatische Abfahren auf Highways, Verbesserungen hinsichtlich des Rechtsüberholens in Europa und des Spurwechselns und -haltens im Allgemeinen sowie eine Autolenk-Funktion für den Fall einer Kollision.
Ebenfalls umgesetzt werden die vermuteten Änderungen hinsichtlich der Fahrerüberwachungsfunktionen. Erkennt das System keine Hand am Lenkrad, wird eine entsprechende Warnung nun deutlich prominenter platziert. Erfolgt auch nach der dritten Warnung keine Reaktion, wechselt das Fahrzeug langsam auf die äußerst rechte Spur und kommt dort zum Stehen. Erst nach dem Wechsel in den Parkmodus durch den Fahrer kann das System wieder aktiviert werden.
Die Veröffentlichung der neuen Software soll in den kommenden Wochen erfolgen.