Werbung
Während die offiziellen Ermittlungen zum tödlichen Unfall mit einem Tesla noch nicht abgeschlossen sind, verhärten sich die Fronten zwischen dem kalifornischen Autobauer und Mobileye. Der israelische Zulieferer hatte kurz nach dem Vorfall die Zusammenarbeit aufgekündigt. Zu den Gründen äußerten sich beide Seiten unterschiedlich, inzwischen hat sich die Angelegenheit aber zu einer offenen Auseinandersetzung entwickelt, die – falls die Anschuldigungen stimmen – Tesla in ein schlechtes Licht rücken.
Auslöser dürfte eine Aussage der Kalifornier von Anfang Juli sein. Nach dem Bekanntwerden des Unfalls in Florida mit tödlichem Ende für den Fahrer eines Model S hatte Tesla einen Teil der Verantwortung auf das Kamerasystem geschoben. Mobileye konterte dies mit der Aussage, dass die Hardware für die Erkennung von kreuzendem Verkehr nicht ausgelegt sei, genau dies war aber die Unfallursache. Die Beendigung der Zusammenarbeit wurde kurze Zeit später bekannt gegeben, der Streit ging hinter den Kulissen aber weiter.
Hands-free zugesagt, hands-on umgesetzt
So erklärte Mobileye, dass Tesla die Assistenzsysteme für mehr als vorgesehen einsetze, Hard- und Software, die als Autopilot zusammengefasst werden, seien für eine derartige Autonomie nicht ausgelegt. Tesla konterte dies und verwies auf die klaren Hinweise in Richtung der Fahrzeugnutzer. Man habe diesen von Anfang an deutlich gezeigt, dass sie auch bei aktiviertem Autopiloten aufmerksam bleiben und die Hände am Lenkrad haben müssen. Und schließlich hätte sich gezeigt, dass Mobileyes Technik nicht den wachsenden Ansprüchen Teslas entsprochen hätte, so das Unternehmen; das Resultat ist die nun höhere Priorisierung des Radars gegenüber der Kamera. Deshalb sei das Auseinandergehen unvermeidlich gewesen.
Den vorläufigen Höhepunkt bildet aber nun eine ungewohnt scharfe Aussage der Israelis. Man hätte Elon Musk mehrfach klargemacht, dass die zur Verfügung gestellten Komponenten nicht für den „hands-free“-Einsatz – assistiertes Fahren ohne Hände am Lenkrad – konzipiert sei. Der Tesla-Gründer hätte daraufhin zugesagt, dass die Autopilot-Funktion nur im „hands on“-Modus, also mit Händen am Lenkrad, nutzbar sei. Am Ende hätte das Unternehmen den Autopiloten zum Start Ende 2015 dann aber doch als „hands free“ gestartet. Seitdem hätte man versucht, die Sicherheit so weit wie möglich zu erhöhen, so Mobileye.
Für den Zulieferer, zu dessen Kunden nahezu alle großen Automobilhersteller gehören, will künftig auf Kommentare zu der Angelegenheit verzichten, Tesla hingegen rechtfertigt sein Handeln weiterhin. So heißt es inzwischen, dass Mobileye versucht hätte, neue Verträge mit besseren Konditionen für sich selbst auszuhandeln. Nachdem man darauf nicht eingegangen sei, hätte das israelische Unternehmen die Zusammenarbeit beendet.