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Nicht erst in diesem Jahr ist AMD mehrfach heftig in die Kritik geraten, da bis auf die neuen Grafikkarten mit Fiji-GPU, nur ein Rebranding bei den weiteren Karten stattgefunden hat. Größtenteils besteht die aktuelle R7- und R9-Serie aus bekannten GPUs, die teilweise bereits 2012 vorgestellt wurden und damit alles andere als aktuell sind. So lange die Leistung und Einordnung innerhalb der Produktlinie stimmt, ist dagegen auch nichts auszusetzen, allerdings bekommt AMD für diese Produktpolitik zunehmend Gegenwind.
Gerne werden große Unternehmen bzw. deren Chefetage auf Analysten-Treffen eingeladen, auf der nicht weniger häufig auch einige interessante Details über zukünftige Produkte verraten werden. Meistens bleiben die Informationen zwar nebulös, dennoch ist daraus ein Erkenntnisgewinn möglich. So wurde AMDs CEO Dr. Lisa Su zur Credit Suisse Annual Technology Conference eingeladen und beantwortete dort auch einige Fragen.
Bereits als bekannt darf der Codename der kommenden GPU-Generation angesehen werden. Arctic Islands wird die Serie heißen. Kürzlich von AMD gemachte Anlehnungen zum Polarstern bestätigen dies. Die dazugehörigen Codenamen der einzelnen GPU-Modelle kursieren ebenfalls bereits seit geraumer Zeit im Netz. Baffin (eine Insel im Norden Kanadas), Ellesmere (ebenfalls eine in der Arktis gelegene Insel Kanadas) und Greenland (die größte Insel der Welt) dürften in dieser Reihenfolge auch hinsichtlich der Leistung einzustufen sein. Details zu den einzelnen GPUs gibt es natürlich noch nicht.
Global Foundries hat bereits bestätigt, dass man die nächste GPU-Generation von AMD fertigen wird. Zum Einsatz kommt dabei ein neues 14 nm Low Power Plus (14LPP) Verfahren. Kurz umschrieben handelt es sich dabei um ein FinFET-Verfahren in 14 nm, welches Global Foundries im Jahre 2016 in großen Stückzahlen will fertigen können. Erst kürzlich äußerte sich Global Foundries zu diesem Thema – der Artikel enthält auch noch weitere Informationen dazu bereit.
Kommen wir nun aber zu den Äußerungen von Dr. Lisa Su, die eventuell den Rückschluss zulassen, dass AMD im kommenden Jahr eine größere Runderneuerung seines Produktportfolios bei den disktreten Grafikkarten vornehmen wird. Den zwei wichtigen Säulen bei AMD, den GPUs und CPUs wird in kommenden Jahr eine größere Aufmerksamkeit zuteil. Man sieht sich bei AMD offenbar noch stärker aufgestellt, als man dies aus der eigenen Sicht aktuell ohnehin schon ist:
"I think as our portfolio becomes stronger with our graphics refresh and our Zen CPU core that will bring on additional opportunities in the semi custom space.", so Dr. Lisa Su. Weiter sagt sie: "With the product portfolio, I am very excited about what we're doing in discrete graphics and the opportunity to reposition ourselves in the PC business and then in the medium term with our datacenter play."
In Anbetracht der neuen Fertigungstechnologie sieht man dem kommenden Jahr gespannt entgegen, da auch von NVIDIA der Wechsel in neue Technologiebereiche erwartet wird. Neben der Fertigung dürfte dies vor allem den Einsatz von High Bandwidth Memory betreffen:
Dr. Lisa Su: "Yeah, so discreet graphics it's always been a back and forth between us and NVIDIA. I think it’s a market where it really is driven by the technology and the inflection points and so very key inflection point for us is if you think about it, discreet graphics have been on 28 nanometers since like 2012. So, it’s been a long time in the same process technology. Next year is an important inflection point. I think moving discreet graphics to FinFET devices. We'll get a incrementally significant power performance improvement. So I think that’s one growth driver for us. Direct X12 and new games coming out in that area another driver."
Auch in Zukunft sieht sich AMD als Technologietreiber, der an der Spitze steht, wenn es darum geht, neue Technologien einzuführen. Diese sieht man aber vor allem als Chance weiterhin eine wichtige Rolle im Grafikkarten-Markt zu spielen.
"So I think we view that discreet graphics is an opportunity for us to grow share as well as just content in the market is going up as well. So from my perspective, I think Fury was a strong launch. It’s the first graphics card. The first really chip in the market using high bandwidth memory. I think it's at the high end," so wieder Dr. Lisa Su.
Dann die hinsichtlich der Einführung neuer Produkte vielleicht entscheidende Aussage:
"We expect to refresh our entire portfolio in 2016. So I do view discreet graphics over the next number of quarters as an important data point for what we can do in the market."
Demnach könnte nicht nur ein neues GPU-Modell eingeführt werden, sondern derer gleich mehrere. Ob dies zeitlich geschieht, oder gestreckt über mehrere Monate, ist aus der Aussage aber nicht abzusehen. In diesem Jahr darf sich nur die Fiji-GPU auf der Radeon R9 Fury X, Radeon R9 Fury und Radeon R9 Nano als echte Neuerscheinung zählen. Die Tonga-GPU im Vollausbau auf der Radeon R9 380X ist nur eine Erweiterung der vorangegangenen GPU-Generation. Davor waren Hawaii und Tonga die wichtigsten neuen GPUs der R7- und R9-Serie, die noch immer heute größtenteils ihre Gültigkeit besitzt.
Gespannt wird auch zu sehen sein, wo AMD die aktuelle High-End-Fiji-GPU einordnen wird und ob diese dann zur Mittelklasse wird, während nur das neue High-End-Segment und der Low-Cost-Bereich wirklich erneuert wird. Dies wird wohl auch davon abhängig sein, wie AMD die neuen GPUs positionieren wird.
Zum Thema Rebranding haben wir noch einige Anmerkungen aus unserem Test der Radeon R9 390X, 390 und 380, die wir hier anhängen wollen:
[h3]Rebranding nicht gleich Rebranding[/h3]
Einmal mehr wird AMD mit dem Vorwurf konfrontiert, man lege die neue Serie zum Großteil aus altbekannten GPUs aus. Auf den ersten Blick ist dies auch der Fall. Allerdings betont AMD auch, dass kein Hersteller es sich leisten kann eine GPU, also das konkrete ASIC, 1:1 über eine oder mehrere Generationen zu übernehmen. Dies sei sowohl für AMD als auch Intel und NVIDIA der Fall.
Dass die Änderungen recht weit gehen, zeigt der Vergleich einiger Modelle. So hat AMD die Anzahl der Shadereinheiten zwischen der Radeon R7 260X und R7 360 reduziert. Weitreichender aber sind die Änderungen auf viel tiefergehender Ebene. In Zusammenarbeit mit TSMC hat AMD die Fertigung weiter optimiert. Inzwischen verfügen alle Chips über eine Echtzeit-Überwachung von Temperatur, Strom und Spannung. Daher erreichen die neuen Varianten mit vermeintlich alten GPUs eine laut AMD höhere Leistung. Die genauere Überwachung erlaubt es AMD Takt und Spannung länger zu halten. Ein genaue Einschätzung dieser Aussage ist zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht möglich.
Es bleibt jedoch dabei: Wer bereits eine Karte aus der Radeon-200er-Serie verwendet, wird mit einem gleichwertigen Modell aus der Radeon-300er-Serie kein großes Leistungsplus erwarten können. Doch die Aufrüst-Zyklen sieht AMD auch nicht aus der direkten Vorgänger-Generation, sondern schaut dafür deutlich weiter zurück und hier kann ein Kauf einer Karte aus der Radeon-300er-Serie schon deutlich mehr Sinn machen.