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In den vergangenen Wochen haben die Preise bei den Grafikkarten noch einmal einen deutlichen Sprung gemacht. Händler und Distributoren sprechen davon, dass kaum noch Karten in den offenen Handel gelangen. Auch wenn das Bitcoin und anderen Kryptowährungen zuletzt Kurseinbrüche oder zumindest eine Konsolidierung erfahren mussten, so scheint der Bedarf der Miner noch längst nicht gestillt zu sein.
Doch wie dem entgegenwirken? Die Kryptowährungen werden nicht von heute auf morgen verschwinden, auch wenn Experten immer mal wieder davon ausgehen und Länder versuchen den Handel einzuschränken.
Wie groß der Bedarf an Mining-Hardware geworden ist, zeigen einige Beispiele: So erreichen uns mehrfach in der Woche E-Mails von Minern/Investoren, die daran interessiert sind an Kontaktadressen von Grafikkarten-Herstellern zu kommen – am besten gleich die der Sales-Abteilung. Gleiches gilt für einen direkteren Kontakt zu Online-Shops und Distributoren. Diese Anfragen ignorieren wir natürlich.
Uns ist ebenfalls bereits mehrfach die Praxis einiger Grafikkarten-Hersteller oder ODMs (Original Design Manufacturer) zu Ohren gekommen, die ihre Karten nicht mehr in den Handel überführen, sondern direkt an Miner verkaufen. Teilweise werden sogar bestückte PCBs ohne Kühler verkauft, die dann mit günstigeren Kühlern als die üblicherweise vom Hersteller verwendeten, bestückt in Mining-Farmen verwendet werden.
Bisherige Gegenmaßnahmen offenbar wirkungslos
Die bisherigen Gegenmaßnahmen scheinen wirkungslos zu sein. AMD kündigte zum Start der Radeon-RX-Vega-Serie sogenannte Radeon-Packs an. Vergünstigungen auf Monitore, Mainboards und Prozessoren sowie Spiele-Gutscheine sollten dafür sorgen, dass die Hardware nur noch für Spieler interessant ist.
Doch dies darf als Feigenblatt bezeichnet werden. AMD und NVIDIA dürfte es schlicht gesagt egal sein, an wen sie ihre Karten verkaufen. Nahezu das komplette Sortiment an Radeon- und GeForce-Karten ist für Miner interessant – jede einzelne Karte die produziert wird, wird auch verkauft. Lagerbestände gibt es weder beim Hersteller selbst, noch beim Zwischen- oder Online-Händler.
Auch wenn es den Herstellern recht egal sein dürfte, an wen sie ihre Karten verkaufen, so wollen sie nach Außen natürlich den Eindruck erwecken, Spieler lägen ihnen besonders am Herzen. Besonders AMD hinterlässt hier einen zwiespältigen Eindruck. Zum Start der Radeon-RX-Vega-Serie betonte AMD mehrfach, dass ihnen Spieler besonders wichtig sind. Nahezu zeitgleich aber veröffentlicht man einen auf das Mining hin optimierten Treiber. Zudem wird die Vega-Architektur mit besonderen Befehlssätzen beworben, die beim Hashing der Kryptowährungen hilfreich sein können und die Leistung in diesem Bereich steigern.
Auch scheint AMD mächtig stolz auf neue Leistungsrekorde für verschiedene Kryptowährungen im Zusammenhang mit der Vega-Architektur zu sein.
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Solche Maßnahmen helfen natürlich nicht, wenn man das eigene Image bei den Spielern aufpolieren möchte.
NVIDIA will limitierte Stückzahl pro Bestellung
Offenbar hat NVIDIA die Händler nun dazu bewegen wollen, pro Bestellung nur noch zwei Karten desselben Modells zu verkaufen. Gegenüber Computerbase bestätigte NVIDIA dies:
"Für NVIDIA stehen Gamer an erster Stelle. Sämtliche Aktivitäten rund um unsere GeForce-Produktreihe sind auf unsere Hauptzielgruppe ausgerichtet. Um den GeForce-Gamern auch in der aktuellen Situation weiterhin eine gute Verfügbarkeit von GeForce-Grafikkarten zu gewährleisten, empfehlen wir unseren Handelspartnern, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, um den Bedarf der Gamer wie gewohnt abzudecken."
Die größten deutschen Online-Shops wie Alternate, Caseking, Mindfactory, MIX und einige mehr scheinen dies übernommen zu haben und bieten bei der Auswahl der Stückzahl bzw. Eingabe nur noch ein bis zwei Karten an. Allerdings sind diese Einschränkungen schon seit einigen Monaten aktiv. Zudem kann NVIDIA auf die Shops keinerlei Druck ausüben und möchte dies auch nicht. Man habe hier nur eine "Empfehlung" ausgesprochen würde "niemals in die Freiheit und Unabhängigkeit des Handels" eingreifen.
Ohnehin bleibt zunächst einmal abzuwarten, ob die Auswirkungen dieser Maßnahmen überhaupt zu spüren sein werden. Die Einschränkung von AMD zur Radeon-RX-Vega-Serie darf als gescheitert bezeichnet werden, gleiches gilt für solche Einschränkungen im Online-Handel, denn die großen Miner sind auf diesen gar nicht angewiesen. Zudem lassen sich die Maßnahmen der Shops recht einfach umgehen. Wer zehn GeForce GTX 1080 Ti kaufen möchte, kauft einfach jeweils zwei Modelle von ASUS, Gigabyte, MSI, ZOTAC und EVGA und kann so dann doch zehn Karten bestellen. Ob in diesem Fall eine Prüfung der Bestellung stattfindet, ist schwer abzuschätzen.
Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob das Mining oder die Spieler der wichtigere Faktor in dieser Branche sind.