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Der 12VHPWR als Brandgefahr

Enge Biegeradien sollten vermieden werden (5. Update)

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Enge Biegeradien sollten vermieden werden (5. Update)
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Der 12VHPWR-Anschluss sorgt in regelmäßigen Abständen für Kontroversen. Seine Einführung auf den Founders Editions der GeForce-RTX-30-Serie wurde durch den ersten Aufschrei begleitet, bei der GeForce RTX 3090 Ti wurde er erstmals Pflicht und mit der GeForce RTX 4090 und den kolportierten 600 W an Leistungsaufnahme sowie der notwendigen Zusammenarbeit mit dem Netzteil über vier Sense-Pins führt wohl kein Weg mehr daran vorbei.

Der wichtigste Vorteil ist sicherlich, dass anstatt drei Kabelsträngen nur noch einer an die Karte herangeführt werden muss. So lange man allerdings einen Adapter mit kurzen Kabeln einsetzen muss, verpufft dieser Vorteil meist. Bereits vor der Veröffentlichung wurde also wieder einmal heiß diskutiert. ZOTAC spezifizierte den Adapter für nur 30 Zyklen. Vielerorts wurde über Aderstärken, Kontaktwiderstände und vieles mehr geredet. Gar von Feuerrisiko war die Rede.

Nun ist bei Reddit ein Post aufgetaucht, der einen durch Überhitzung beschädigten 12VHPWR-Stecker zeigt. Die GeForce RTX 4090 von Gigabyte war in diesem Fall über den Adapter angeschlossen und der gezeigte Stecker ist auch der des Adapters. NVIDIA macht zum Adapter eine Vorgabe, so dass alle Hersteller eben genau diesen verwenden müssen – entweder mit drei oder vier 8-Pin-Buchsen.

Also bricht erneut die Diskussion aus, ob der 12VHPWR-Anschluss eine Gefahr darstellt oder nicht. Dabei sei zu Anfang gesagt, dass es auch schon bei Verwendung der bekannten 8-Pin-Anschlüsse zu solchen Problemen gekommen ist. Im Einzelfall ist es nicht immer ganz einfach herauszufinden, warum es zu einem solchen Fehler kommt. Daher ist aktuell die Frage, wie generell die Probleme mit dem 12VHPWR-Anschluss sind.

Je nachdem welchen Adapter man verwendet, fügt dieser neun oder zwölf 12-V-Pins (aus drei, bzw. vier 8-Pin-Anschlüssen) zusammen auf derer sechs im 12VHPWR-Anschluss. Das jeweilige Rating der Anschlüsse und Stecker sieht 150 W für jeweils einen 8-Pin und 600 W für den 12VHPWR vor. Beim 8-Pin fließen demnach theoretisch 4,16 A pro Pin, beim 12VHPWR-Anschluss sind es 8,3 A. Soweit stellt dies in der Auslegung aber kein Problem dar.

Theorie und Praxis können sich jedoch unterscheiden.

CableMod verweist darauf, dass der 12VHPWR-Anschluss auf zu enge Biegeradien nach dem Stecker eher empfindlich reagiert. Hier heißt es:

"Unsere umfangreichen Tests haben ergeben, dass sich durch das Biegen der Kabel zu nahe am Stecker einige der Anschlüsse lösen oder im Stecker selbst falsch ausgerichtet werden können. Dies kann zu einer ungleichmäßigen Belastung der anderen Kabel führen, was das Risiko von Überhitzungsschäden erhöht. Dieses Risiko ist wesentlich höher, wenn die Biegung horizontal in Bezug auf die Ausrichtung des Steckers (von links nach rechts) vorgenommen wird."

In den dazugehörigen Grafiken wird dies noch einmal verdeutlich und empfohlen, dass die Kabelstränge erst mit einem Abstand von 35 mm vom Stecker gebogen werden soll. Dies soll den physikalischen Stress von den einzelnen Pins an der Kontaktstelle minimieren.

Aber hier gibt es gleich zwei Schwierigkeiten: Einerseits ist es durch die Flexibilität des Kabelstrangs nicht möglich, diesen Winkel bis zu einem gewissen Abstand genau einzuhalten. Andererseits können viele Nutzer diesen Abstand auch gar nicht einhalten, weil der Stecker schon recht nahe am Seitenteil des Gehäuses sitzt. Durch die enorme Bauhöhe vieler Karten ist der Abstand zum Seitenteil ohnehin schon nur noch sehr gering.

Noch sind die genauen Gründe für ein solches Schadensbild noch nicht bekannt. Es dürfte bei vielen aber wenig Vertrauen in den 12VHPWR-Adapter erwecken. Die Hintergründe müssen zunächst noch etwas beleuchtet werden. Bisher sind keine weiteren Ausfälle in dieser Form bekannt – im Auge behalten sollte man dieses Thema allemal.

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1. Update:

Ein weiterer Nutzer einer GeForce RTX 4090 hat auf Reddit ein ähnliches Problem geäußert. Dabei handelt es sich um eine ASUS GeForce RTX 4090 TUF Gaming OC Edition bzw. um den beiliegenden Adapter, den NVIDIA in dieser Form freigegeben hat und der allen Karten entweder mit drei oder vier 8-Pin-Anschlüssen beiliegt. Der Schaden ist nicht ganz so groß wie im ersten Fall, aber dennoch besorgniserregend.

Die Taiwanesische Hardwareseite Uniko's Hardware zeigt zudem einen 12VHPWR-Adapter, vermeintlich ein solcher, der von einem Netzteil-Hersteller angeboten wurde. Hier wurde eines der Kabel durch eine zu hohe Belastung komplett aus dem Pin bezogen.

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2. Update:

Inzwischen gibt es einige offizielle Äußerungen einiger Hersteller. Gegenüber TheVerge sagte NVIDIAs-Spracher Bryan Del Rizzo: "We are investigating the reports. We are in contact with the first owner and will be reaching out to the other for additional information." - "Wir gehen den Berichten nach. Wir stehen in Kontakt mit dem ersten Besitzer und werden den anderen für weitere Informationen kontaktieren."

In der chinesischen BiliBili-Community spricht Netzteil-Hersteller Seasonic auch von ersten Warnzeichen, die an die PCI-SIG gingen. Gegenüber einige YouTubern sprach unter anderem Corsair davon, dass diese nicht wissen wovon sie hier sprechen – schon vor den ersten Fällen mit dem 12VHPWR musste man sich entschuldigen. Zudem verweist man bei Seasonic auf einen 90°-Winkel-12VHPWR-Stecker, den man für seine Netzteile anbieten wird. Auch CableMod wird Ende Oktober einen solchen Adapter anbieten.

3. Update:

Zunehmend rücken die 12VHPWR-Adapter anderer Hersteller in den Fokus, wenngleich es verschmorte Anschlüsse bisher nur mit dem von NVIDIA bzw. den Boardpartnern ausgelieferten 3x 8-Pin- bzw. 4x 8-Pin-Adaptern zu sehen gab.

Die Ausführungen der Adapter sind höchst unterschiedlich. Obiges Bild zeigt den von NVIDIA und den Boardpartnern verwendeten Adapter, der allen Modellen der GeForce RTX 4090 beiliegt. In der Mitte ist beispielhaft für einen Netzteilhersteller der Adapter zu sehen, wie be quiet! ihn ausliefert. Ganz rechts ist die Variante von ASUS zu sehen.

In unserem Forum haben sich gleich drei Nutzer (#1, #2, #3) gemeldet, die mit der Ausführung von be quiet! das Problem haben, dass sich hier einzelne Pins aus dem Stecker haben ziehen lassen. Zwar verwendet be quiet! eine Zugentlastung mittels eines Kabelbinders etwa 40 mm hinter dem Stecker, zu enge Radien und zu großer Zug auf den Adern zwischen dieser Zugentlastung und dem Stecker könnten aber dennoch dazu führen, dass die Pins herausgezogen werden. be quiet! hat in unserem Support-Forum bzw. über den Support-Mitarbeiter bereits reagiert – man geht das Sache nach.

4. Update:

Wie AMD soeben durch Scott Herkelman, SVP und GM der Radeon-Sparte, bestätigt hat, werden die kommenden Radeon-Karten auf Basis der RDNA-3-Architektur den 12VHPWR-Anschluss nicht verwenden.

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Da sich auch Intel bei den Arc-Grafikkarten der ersten Generation entschieden hat diese nicht zu verwenden, bleibt NVIDIA auf absehbare Zeit der einzige Nutzer dieses Anschluss-Typs.

5. Update:

In den vergangenen Tagen gab es eine gewisse Weiterentwicklung bei diesem Thema. Einerseits hat NVIDIA damit begonnen die defekten Karten einzusammeln. Dazu werden die Boardpartner gebeten sich mit den Kunden in Verbindung zu setzen, damit die Karten in das Headquarter von NVIDIA in die USA geschickt werden können. Dort sollen weitere Untersuchungen stattfinden.

Igor's Lab hat sich mit dem Stecker selbst und dessen Ausführung beschäftigt. Das Zubehör-Kabel scheint in der Ausführung fehlerhaft zu sein. Ein schlechtes Verlöten und zu dünne Folie, die Kontakt über die Pins herstellen soll, sind demnach der Grund für die späteren Schäden am Stecker. In der besagten Form liegt das Kabel als 3x 8-Pin- und 4x 8-Pin-Adapter den Karten bei. Kabel von den Netzteilherstellern sind somit zunächst einmal nicht mehr direkt unter Verdacht. Zwar gab es auch hier Qualitätsmängel, diese sind aber nicht direkt mit geschmolzenen 12VHPWR-Steckern in Verbindung zu bringen.

Igors Analyse scheint aber auch nicht allumfassend zu sein bzw. den Kern zu treffen. Gamers Nexus hat sich den Adapter ebenfalls genauer angeschaut und kommt zu leichten Differenzen in der Analyse.

So hat Igor die Masse-Seite des Steckers betrachtet, laut der Fotos häufig betroffen sind aber die Pins auf der 12-V-Seite des Steckers. Masse und 12 V Bereich des Steckers dürften aber gleich ausgeführt sein. Eine weitere Differenz in der Betrachtung zeigt sich am Adapter selbst. Die zuführenden Kabel des Adapters bei Igor sind jeweils für 150 V und 105 °C (14AWG-Leitungen) ausgelegt. Die von Gamers Nexus betrachteten Adapter haben Leitungen, die für 300 V (16AWG-Leitungen) ausgelegt sind. Uns liegen insgesamt fünf Adapter vor, allesamt mit 16AWG-Leitungen.

Es gibt hier also schon einmal größere Unterschiede im Adapter. Dies betrifft auch die Lötpads bzw. die Art und Weise, sie die Kabel und die Pins im Stecker miteinander verbunden werden. Während es beim von Igor analysierten Adapter sechs Pads für sechs Pins gab, die miteinander verbunden werden sollten, sind es bei den Adaptern mit 16AWG-Leitungen zwei Pads, die jeweils drei Pins versorgen und die vier Zuleitungen teilen sich zu jeweils zwei Leitungen auf ein Pad auf. Diese Konstruktion wirkt deutlich stabiler und besser verarbeitet.

Die Frage ist nun, wie sich die Verteilung der unterschiedlichen Adapter darstellt. Die Adapter mit den 300 V (16AWG-Leitungen) scheinen deutlich stabiler zu sein. Hier war es Gamers Nexus auch nicht möglich diesen durch zu enge Biegeradien zu beschädigen. Probleme mit zu hohen Temperaturen konnte Gamers Nexus ebenfalls nicht feststellen, selbst wenn die beiden äußeren der sechs Kontakte abgetrennt wurden und die Versorgung über nur noch vier Pins erfolgen musste.

Zum aktuellen Stand kann man also folgendes festhalten: Ohne ein komplettes Bild der bisher defekten Adapter zu haben, lassen sich kaum Rückschlüsse ziehen. Einen funktionierenden Adapter auseinandersägen und daraus eine Analyse zu erstellen, scheint kaum sinnvoll zu sein. Zunächst einmal scheint es sinnvoll zu sein möglichst viele defekte Adapter zu sammeln und sich anzuschauen, an welchen Punkten diese ausgefallen sind bzw. wo es hier zu den Beschädigungen gekommen ist. NVIDIA sammelt die defekten Karten bzw. Adapter und wird diese analysieren. Gamers Nexus will ebenfalls entsprechende Daten sammeln: Welche Adapter sind im Umlauf (150 V / 14AWG-Leitungen und 300 V / 16AWG-Leitungen)? Defekte Adapter müssen untersucht werden und nicht ausschließlich solche, die noch voll funktionsfähig waren. Natürlich können auch Analysen auf Basis funktionsfähiger Adapter gemacht werden, daraus aber finale Rückschlüsse zu ziehen scheint nur schwer möglich zu sein.

Womöglich wird es in den kommenden Tagen neue Erkenntnisse von offizieller Seite geben. Diese bleibt es abzuwarten.

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