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Selbst Mittelklasse-Smartphones verfügen inzwischen über genügend Leistung für nahezu alle Anwendungsfälle. Entsprechend versuchen die SoC-Entwickler, Aspekte abseits der Leistung bei Neuentwicklungen in den Vordergrund zu stellen. So auch Qualcomm beim neuen Snapdragon 630 und Snapdragon 660, die der 800er-Reihe teilweise überraschend nahe kommen dürften.
Beide SoCs zielen auf die Mittelklasse und sollen die bisherigen Modelle Snapdragon 625 und Snapdragon 653 ablösen, die beide in zahlreichen Smartphones wie dem ASUS ZenFone 3, Huawei nova oder Samsung Galaxy C9 zum Einsatz kommen.
Technisch nicht ganz auf der Höhe der Zeit
Trotz leicht unterschiedlicher Positionierungen gibt es zwischen beiden Chips zahlreiche Parallelen. Gefertigt werden beide im 14-nm-FinFET-Prozess, was dem technischen Stand von vor etwa anderthalb Jahren entspricht; das Aushängeschild Snapdragon 835 lässt Qualcomm in 10 nm produzieren.
Ebenfalls altbekannt ist das X12-Modem, das Bestandteil beider neuen SoCs ist. Das ermöglicht dank Cat 12 und 13 Down- und Upload-Raten von bis zu 600 und 150 Mbit/s, die hauseigene TruSignal-Technik verspricht im Vergleich zu den Vorgänger-Chips bessere Verbindungseigenschaften. Verbessert haben will Qualcomm auch die Lokalisierung per GPS und Galileo, vor allem in Hinblick auf den Energiebedarf. Nicht fehlen darf Bluetooth 5 – ebenfalls sparsamer als der vorherige Standard.
Die Verarbeitung von Bilddaten, die die Kameras liefern, übernimmt der neue ISP Spectra 160. Der unterstützt auch Dual-Kamera-Lösungen und soll nach eigenen Angaben dafür sorgen, dass derartige Konfigurationen verstärkt auch in der Mittelklasse angeboten werden. Zudem verspricht Qualcomm eine höhere Bildqualität, auch dank besserer Stabilisierung, Rauschunterdrückung und schnellerem Autofokus. Beide SoCs sollen Videos in UHD-Auflösung aufnehmen können, zudem verspricht der Spectra 160 Funktionen wie Eye Tracking oder das Erstellen von Dateien mit Tiefeninformationen. Was genau von all dem in den Smartphones tatsächlich verfügbar sein wird, hängt wie üblich vom Gerätehersteller ab.
Letzte wichtige Parallele: Beim Laden des Akkus können beide Chips Quick Charge 4 bieten, das sowohl die Vorgaben von USB Typ-C als auch USB PD einhalten soll. Dabei wagt Qualcomm den Sprung von USB 2.0 mit Micro-Buchse hin zu USB 3.1 Gen 1 mit Typ-C-Anschluss. Quick Charge 4 soll gegenüber früheren Versionen vor allem beim kurzen Laden im Vorteil sein. Versprochen wird eine Laufzeit von fünf Stunden nach fünf Minuten am Ladegerät. Wirklich neu ist die Schnellladetechnik aber nicht, vorgestellt wurde sie bereits im vergangenen November und wird schon im Snapdragon 835 verwendet.
Kryo 260 gibt es nur für den Snapdragon 660
Bei CPU und GPU gibt es die wohl größten Unterschiede zwischen beiden SoCs. Denn nur dem Snapdragon 660 spendiert Qualcomm die Eigenentwicklung Kryo 260, der Snapdragon 630 muss mit gewöhnlichen Cortex-A53-Kernen auskommen, über je ein Performance- und Efficiency-Cluster verfügen beide. Im Snapdragon 660 arbeitet die CPU-Kerne des schnelleren Clusters mit bis zu 2,2 GHz, im langsamen reicht die Taktung bis zu 1,8 GHz. Allerdings soll der Snapdragon 630 exakt die gleichen Geschwindigkeiten erreichen, eventuelle Performance-Vorteile dürfte der Snapdragon 660 somit nur durch ein aggressiveres Takten oder die Anpassungen der CPU erreichen.
Vorteile in puncto GPU-Leistung dürfte der Snapdragon 660 aber ebenso haben – wenn auch vermutlich nur geringe. Denn hier setzt Qualcomm auf die neue Adreno 512, im Snapdragon 630 steckt lediglich eine Adreno 508. In beiden Fällen spricht Qualcomm von einer Steigerung gegenüber den Vorgängern von bis zu 30 %, nennt allerdings keine Details. Verraten wird lediglich noch, dass die neuen Grafiklösungen Vulkan unterstützen und die maximal QHD- respektive Full-HD-Auflösungen (Snapdragon 660/Snapdragon 630) möglich sind. Dem Snapdragon 660 attestiert man zusätzlich eine um bis zu 20 % höhere CPU-Leistung. Ein anderes Abgrenzungsmerkmal: Der schnellere der beiden neuen SoCs bietet ac-WLAN mit 2x2-Antennendesign, Angaben zum WLAN des Snapdragon 630 fehlen noch, Qualcomm deutet eine ac-Lösung mit MIMO-TEchnik aber an.
Machine Learning in der Mittelklasse
Viel Konjunktiv steht hinter dem Punkt Machine Learning. Nicht nur, dass Qualcomm auch hier mit Details geizt, am Ende dürfte die konkrete Unterstützung durch die Gerätehersteller entscheidend sein dürfte. Immerhin verrät man, dass mit Caffe und Caffe 2 zwei der wichtigsten Bibliotheken unterstützt werden und lediglich der Snapdragon 660 die notwendigen Fähigkeiten mitbringt.
Eher am Rande spricht Qualcomm einige andere Aspekte an. So habe man dem Thema Sicherheit viel Aufmerksamkeit geschenkt, unter anderen mit der Unterstützung von Dingen wie biometrischer Authentifizierung per Kamera. Aber auch an der Effizienz habe man gearbeitet, Details werden aber auch hier nicht verraten.
Offener geht man mit Terminen um. Schon ab sofort soll der Snapdragon 660 verfügbar sein, erste damit bestückte Smartphones erwartet Qualcomm für das laufende zweite Quartal. Ab Ende Mai will man den Partnern dann den Snapdragon 630 zur Verfügung stellen, Geräte sollen im Laufe des dritten Quartals die Händler erreichen.