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Windows on ARM könnte trotz aller Anlaufschwierigkeiten eines der wichtigeren Themen auf der diesjährigen Computex werden. Denn nicht nur, dass ARM kurz vor der Messe mit dem Cortex-A76 einen CPU-Kern vorgestellt hat, der klar in Richtung Windows-Notebook zielt - mit dem Snapdragon 850 stellt Qualcomm gleich einen kompletten SoC vor, der nur für diese Plattform gedacht ist.
Woran es genau bei Windows on ARM hapert, bleibt weiterhin eine unbeantwortete Frage. Dass sich ARM und Qualcomm dem Thema aber weiterhin widmen, kann als gutes Zeichen verstanden werden. Zudem dürften in den kommenden Tagen einige Windows-on-ARM-Endgeräte der zweiten Generation gezeigt werden. Ob die - anders als die ersten Modelle - aber auch zeitnah in den Handel kommen, ist hingegen ein ganz anderes Thema.
Obwohl zwischen der Ankündigung des bislang für Windows on ARM genutzten SoCs Snapdragon 835 und dem nun neuen Modell etwa eineinhalb Jahre liegen, liegen die Chips technisch betrachtet lediglich ein Jahr auseinander. Denn der Snapdragon 850 basiert in wesentlichen Teilen auf dem im Dezember 2017 angekündigten Snapdragon 845, der beispielsweise im OnePlus 6 steckt.
Den CPU-Part übernehmen entsprechend acht Kryo-385-Kerne, für GPU-Berechnungen ist eine Adreno 630 zuständig. Allerdings hat Qualcomm - zumindest - den CPU-Takt angehoben. Ist das Limit beim Snapdragon 845 mit 2,8 GHz angegeben, sollen nun 2,95 GHz möglich sein. Zudem verspricht das Unternehmen, dass es im Betrieb eines entsprechend bestückten Notebooks nicht zu einer Drosselung kommen soll. Möglich wird das durch eine höhere TDP, zu der man aber keine Details verrät. Taktplus und höhere TDP sollen aber dafür sorgen, dass die Leistung etwa 30 % höher als beim Snapdragon 835 ausfällt. Gefertigt wird der Snapdragon 850 wie auch der Snapdragon 845 im 10-nm-LPP-Verfahren von Samsung.
Offener ist Qualcomm in Bezug auf andere Funktionen, die dank des neuen SoCs nun auch in Windows on ARM Einzug halten. So profitiert die Audio-Ausgabe von aptX HD und Qualcomm Aqstic über 3,5-mm- und USB-Typ-C-Buchse, Video-Material kann nun nicht mehr nur in 4K wiedergegeben, sondern auch aufgenommen werden. Wichtiger könnte jedoch die Unterstützung des Microsoft-Machine-Learning-SDKs sein. Unter anderem sollen davon die Sprachassistentin Cortana sowie die Windows-Ink-Funktion profitieren.
Dank Snapdragon 850 sollen aber auch die Laufzeiten besser ausfallen, die Rede ist von einem Plus in Höhe von 20 %. Ob das allein durch den neuen SoC oder aber auch durch Anpassungen an Windows 10 zustande kommt, wird nicht verraten. Die zusätzlichen Stunden sollen aber dafür sorgen, dass entsprechende Notebooks nicht nur einen, sondern gleich mehrere Tage bei gewöhnlicher Nutzung ohne Laden auskommen.
Ausgehend von unserem Windows-on-ARM-Test würde das bei der Wiedergabe von Videos Laufzeiten von etwa 24 Stunden bedeuten. Während Nutzer davon tatsächlich profitieren könnten, dürfte das beim Download von Daten über das Mobilfunknetz ganz anders aussehen. Zwar werden die dank X20-Modem von 1,0 auf 1,2 GBit/s beschleunigt, deutsche Mobilfunknetze sind auf derartige Geschwindigkeiten allerdings nicht ausgerichtet. Wichtiger ist da schon, dass die technischen Anforderungen für das Erreichen von Gigabit-Tempo durch den Modemwechsel gesenkt werden. Damit können laut Qualcomm 90 % aller weltweit aktiven Netzbetreiber 1 GBit/s oder mehr zumindest theoretisch anbieten.
In anderen Bereichen ändert sich durch den Snapdragon 850 nichts, auch das Konzept bleibt das alte. Entsprechend spricht Qualcomm nach wie vor vom Always Connected PC (ACPC), der dank des Windows 10 April 2018 Updates mehr Leistung und durch das 64-Bit-Win32-SDK mehr native Software erhalten dürfte.
Welche Hersteller Windows-on-ARM-Hardware der zweiten Generation zeigen werden, dürften die kommenden Stunden zeigen. Derzeit sieht es aus, als ob die Zahl aber höher als im vergangen Jahr ausfällt. Denn Qualcomm scheint parallel zum Snapdragon 850 ein Referenzdesign entwickelt zu haben. Bei dem handelt es sich um ein 2-in-1-Modell, zu dem es aber derzeit noch keine weiteren technischen Daten gibt. Was es vermutlich nicht geben wird, sind abgesehen vom SoC unveränderte Geräte der ersten Generation. Denn der einfache Wechsel des Chips ist mangels Pin-Kompatibilität nicht möglich.