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Die Gerüchte aus dem November 2019 manifestierten sich über die vergangenen Tage und heute lässt AMD die Blase platzen: Für den Workstation-Markt stellt AMD die Ryzen-Threadripper-Pro-Prozessoren vor. Diese bieten neben einigen Pro-Funktionen vor allem die volle Anbindung des Arbeitsspeichers über acht Kanäle. Damit schließt AMD die Lücke, die aktuell noch zwischen den EPYC-Prozessoren und den Ryzen-Threadripper-Modellen besteht, denn die Servermodelle bieten bereits acht Speicherkanäle.
Die 50-prozentige Limitierung beim Speicherinterface ist mit den Ryzen-Threadripper-Pro-Modellen jedoch ebenso aufgehoben, wie die bei den PCI-Express-Lanes. Als aktuelle Generation unterstützen natürlich auch die Pro-Modelle PCIe 4.0. Die Standardmodelle bieten allerdings "nur" 64 Lanes, die vom Prozessor zur Verfügung gestellt werden. 24 weitere kommen über den Chipsatz. Die Pro-Modelle bieten nun die vollen 128 Lanes. Also auch hier gibt es keinerlei Einschränkungen mehr.
Bei der Speicherunterstützung gibt es neben den acht Speicherkanälen nun jedoch die Möglichkeit, UDIMM, RDIMM und LRDIMM einzusetzen. Die ECC-Unterstützung gab es zuvor schon optional. Der maximale Speicherausbau steigt von 256 GB auf 2 TB.
Die Ryzen-Threadripper-Pro-Prozessoren wird es nicht im Einzelhandel geben. Somit wird es keine Mainboards zu kaufen geben, die solche Prozessoren aufnehmen. Es handelt sich hier also um ein reines OEM-Produkt. Die OEM-Mainboards verwenden den Sockel sWRX8 (die Ryzen-Threadripper-Prozessoren den Sockel sTRX4), der die zusätzlichen Speicherkanäle und PCI-Express-Lanes zugänglich macht. Zwar verfügt auch der sTRX4 über die notwendigen Pins, diese sind an den Prozessoren aber nicht belegt. Hinzu kommt der WRX80-Chipsatz, der die zahlreichen I/O-Optionen wie weitere SATA-Anschlüsse, USB 3.2 und weitere PCI-Express-Lanes zur Verfügung stellt. Detaillierte technische Details zum Chipsatz stehen noch aus.
Interessanterweise bietet AMD bei den Pro-Modellen vier Varianten an, während es für den HEDT (High End Desktop) derer nur drei sind:
Modell | Kerne / Threads | Taktraten | L3-Cache | TDP | RAM | Preis |
Ryzen Threadripper Pro 3995WX | 64 / 128 | 2,7 / 4,2 GHz | 256 MB | 280 W | Octa-Channel DDR4-3200 | - |
Ryzen Threadripper 3990X | 64 / 128 | 2,9 / 4,3 GHz | 256 MB | 280 W | Quad-Channel DDR4-3200 | 3.729 Euro |
Ryzen Threadripper Pro 3975WX | 32 / 64 | 3,5 / 4,2 GHz | 128 MB | 280 W | Octa-Channel DDR4-3200 | - |
Ryzen Threadripper 3970X | 32 / 64 | 3,7 / 4,5 GHz | 128 MB | 280 W | Quad-Channel DDR4-3200 | 1.850 Euro |
Ryzen Threadripper 3960X | 24 / 48 | 3,8 / 4,5 GHz | 128 MB | 280 W | Quad-Channel DDR4-3200 | 1.470 Euro |
Ryzen Threadripper Pro 3955WX | 16 / 32 | 3,9 / 4,3 GHz | 64 MB | 280 W | Octa-Channel DDR4-3200 | - |
Ryzen Threadripper Pro 3945WX | 12 / 24 | 4,0 / 4,3 GHz | 64 MB | 280 W | Octa-Channel DDR4-3200 | - |
Der Ryzen Threadripper Pro 3995WX ist das Spitzenmodell und bietet 64 Kerne. Im Vergleich zum HEDT-Modell ist der Basis-Takt um 200 MHz geringer und im Boost soll das Pro-Modell mit 4,2 GHz um 100 MHz langsamer sein. Die Thermal Design Power ist mit 280 W hingegen identisch. Entsprechend der Verwendung acht vollbestückter CCDs ist der L3-Cache satte 256 MB groß. Konsequenterweise ist der Ryzen Threadripper Pro 3975WX ein Modell mit 32 Kernen. Hier reduziert AMD den Basis-Takt um 200 MHz und der Boost-Takt fällt sogar um 300 MHz geringer aus. Da nur noch vier CCDs mit jeweils acht Kernen verwendet werden, halbiert sich der zur Verfügung stehende L3-Cache auf 128 MB. Einen Ryzen Threadripper Pro mit 48 Kernen gibt es weiterhin nicht. Es gäbe allerdings EPYC-Prozessoren in dieser Konfiguration. AMD verbleibt hier aber auf dem Standpunkt, dass wem 32 Kerne nicht genug sind, der wechselt ohnehin gleich auf 64 Kerne.
Ein Modell mit 24 Kernen gibt es ebenfalls nicht. Stattdessen plant AMD zwei Pro-Modelle mit weniger als 24 Kernen ein. Der Ryzen Threadripper Pro 3955WX bietet derer 16. Dafür fällt der Basis-Takt mit 3,9 GHz recht hoch aus. Allerdings liegt die TDP auch hier bei 280 W, so dass AMD erst in die Lage versetzt wird, den Basis-Takt derart hoch anzusetzen. Einzelne Kerne sollen per Boost einen Takt von 4,3 GHz erreichen können. Der L3-Cache wird hier von 128 auf 64 MB halbiert, da neben dem IOD nur vier CCDs zum Einsatz kommen.
Das kleinste Modell ist der Ryzen Threadripper Pro 3945WX. In ihm arbeiten nur noch zwölf Kerne, die mit 4 GHz jedoch einen hohen Basis-Takt besitzen und den Unterschied zum Boost-Takt mit 4,3 GHz noch geringer werden lassen. Der L3-Cache ist nur noch 64 MB groß, die TDP verbleibt bei 280 W.
Die Ryzen-Threadripper-Pro-Modelle verwenden den integrierten Security-Prozessor, der unter anderem eine Full System Memory Encryption, also eine vollständige Verschlüsselung des Arbeitsspeichers und des Massenspeichers, ermöglicht. AMD nennt diese Funktion Memory Guard. Darüber hinaus gibt es natürlich eine Verflechtung mit den Sicherheitsfunktionen des Betriebssystems. Dazu gehören unter anderem bestimmte Remote-Funktionen, die dann natürlich auch bestimmte Betriebssystemoptionen mit einschließen.
Zu den Pro-Funktionen gehört außerdem, dass AMD über 24 Monate eine garantierte Verfügbarkeit der Hardware bieten wird. Allerdings kommt uns dieser Zeitraum fast schon etwas gering vor, denn bei den Ryzen-Pro-Prozessoren sind es mindestens fünf Jahre.
Erste Benchmarks liefert AMD ebenfalls:
Zunächst einmal konzentriert man sich auf den Ryzen Threadripper Pro 3945WX, der mit seinen zwölf Kernen sicherlich eine Besonderheit in dieser Serie darstellt, da es einmal nicht um die maximale Anzahl an CPU-Kernen geht. AMD vergleich sich hier mit einem Konkurrenzmodell mit ebenfalls zwölf Kernen und sieht sich sowohl in der Single- wie auch Multi-Threaded-Leistung im Vorteil.
Dür viele Kerne kann AMD nach eigenen Angaben inzwischen in der IPC-, Single-Threaded- und Multi-Threaded-Leistung ein deutliches Leistungsplus anbieten. Auf den Workstation-Markt bezogen und ohne eigene Benchmarks gemacht zu haben, sind diese Annahmen mehr als wahrscheinlich. Allerdings vergleicht AMD hier mit zwei Xeon Platinum 8280 (Test), die für den Serverbereich vorgesehen sind, aber immerhin auf 56 Kerne (2x 28 Kerne) kommen. Ein Xeon W-3275 (Test) bietet ebenfalls 28 Kerne und bringt diese auf einen Takt von 3,2 GHz. Allerdings ist dieser Workstation-Prozessor von Intel für den Single-Socket-Betrieb vorgesehen und damit bleibt es bei 28 Kernen.
Ryzen Threadripper Pro: Nische in der Nische
Mit den Ryzen-Threadripper-Prozessoren bietet AMD allen Nutzern, die von der Vielzahl an CPU-Kernen Gebrauch machen können, eine Option diese Mehrleistung zu nutzen. Die 64 dank 4.0-Standard schon schnellen und ausreichenden PCI-Express-Lanes werden im HEDT-Segment mit einem Quad-Channel-Interface kombiniert. Beides sollte wie gesagt nur in wenigen Fällen unzureichend in diesem Segment sein.
Doch es gibt eben auch Anwendungsbereiche, in denen die vollen acht Speicherkanäle der EPYC-Prozessoren, der größere Speicherausbau und eine nochmals gesteigerte Anzahl an PCI-Express-Lanes sinnvoll sein können. Eben hier kommen nun die Ryzen-Threadripper-Pro-Prozessoren ins Spiel. Den Vorteil der acht Speicherkanäle und der doppelten Anzahl der PCI-Express-Lanes kann auch mit nur zwölf und 16 Kernen ausgespielt werden – zumindest bietet AMD mit den zwei Modellen die entsprechende Option.
Über Erfolg oder Misserfolgt der Ryzen-Threadripper-Pro-Prozessoren werden die Erfahrungen der OEMs und Nutzer entscheiden. Eventuell bekommen wir ja einmal die Chance, uns ein solches System anzuschauen. Die Workstation ThinkStation P620 von Lenovo ist die erste, die auf die neuen Ryzen-Threadripper-Pro-Prozessoren setzt.