Werbung
Einige werden sich sicherlich an Zeiten erinnern, in denen ein Durchtrennen von Leiterbahnen und ein Verbinden an anderer Stelle dafür sorgte, dass Multiplikatoren geöffnet und Spannungen erhöht werden konnten. Dies war sowohl bei einigen Prozessor-Generationen bei AMD möglich, als auch bei einigen Grafikkarten. Hin und wieder reichte es sogar aus einen Kontakt via Bleistiftstrich zu schließen.
An diese gute alten Overclocking-Zeiten erinnert auch ein Vorgehen aus dem Vogons-Forum. Hier wurde aus einem AMD K6-2+ ein AMD K6-III+ mit doppelter Menge an L2-Cache. An der Prozedur beteiligt war bzw. ist auch Die-Shot-Lieferant FritzchensFritz. Aber wir müssen zunächst einmal in die Vergangenheit zurückspulen: Die K6-2-Serie (Wikipedia) stammt aus dem Jahre 1998. Im Falle des K6-2+ handelt es sich eigentlich um ein K6-III+ Design (Wikipedia), zu dem wir noch kommen werden, mit einem auf 128 kB halbierten L2-Cache. Gefertigt wurden die Prozessoren damals in 250 und 180 nm und sie liefen unter dem Codenamen Chomper. Der K6-2+ war ein Single-Core-Prozessor, der für den mobilen Einsatz vorgesehen war. Einige Hersteller boten damals aber auch BIOS-Updates für ihre Desktop-Boards an.
Der K6-III+ hingegen kam im Jahre 2000 auf den Markt. Der Codename lautet hier Sharptooth. Er verfügte ebenfalls über einen Kern, und taktete mit bis zu 500 MHz. Auf den eben erwähnten Desktop-Mainboards kannte er mit einem Multiplikator von "2" aber auch mit 550 MHz betrieben werden. Der Kernaufbau, die L1-Caches und vieles mehr sind zwischen den beiden Prozessoren identisch.
Wenn sich der K6-III+ und K6-2+ also so ähnlich sind, dann müsste es doch auch möglich sein aus dem kleineren Modell mit 128 kB an L2-Cache das größere mit 256 kB zu machen. Eben dies war das Ziel.
Und die Lösung erscheint einigermaßen einfach: Ein Austauschen bzw. Versetzen eines Kondensators reicht aus, damit der K6-2+ durch das Mainboard als K6-III+ mit eben 256 kB an L2-Cache erkannt wird. Dieser Prozess ist sogar rückgängig zu machen. CPU-Z erkennt den Prozessor korrekt und das 3DMark-2000-Ergebnis fällt als K6-III+ entsprechend höher aus. Auf dem Foto ist die Positionierung des Kondensators zu erkennen.
FritzchensFritz hat noch ein paar weitere Benchmarks gemacht und den Prozessor mit 500 und 600 MHz durch Super Pi geschickt. Als K6-III+ bei 500 MHz ist der Prozessor alleine durch den größeren L2-Cache um 13 % schneller. Übertaktet man den K6-2+ auf 600 MHz und macht ihn zu einem K-III+ sind es sogar 33 %.
Natürlich wird man mit einem K6-Design aus 1998 heute keine Leistungsrekorde mehr brechen. Dennoch ist es interessant und spannend zu sehen, dass es bei fast 25 Jahre alte Prozessoren noch immer eine aktive Community gibt. Heutzutage müssen wir uns mit einem offenen Multiplikator und der Möglichkeit des Speicher-Overclockings zufrieden geben. Eben aus diesem Grund hat das BCLK-OC der Non-K-Prozessoren seinen Reiz – es ist ein kleines Fenster in alte Zeiten, in denen es noch ganz andere Möglichkeiten gab. Man stelle sich einmal vor heute wäre es möglich den Cache einfach so zu verdoppeln. Die Chiphersteller sind aber inzwischen dazu übergangenen nicht genutzte Funktionseinheiten und Blöcke schon auf dem Chip selbst zu deaktiviere – also bevor sie in ein Package verpackt werden. Nachträgliche Modifikationen sind hier meist gar nicht mehr möglich.