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Kontrollierte Benchmarks auf einer Referenzplattform, allesamt vom Hersteller ausgesucht und ohne Eingriffsmöglichkeit seitens des Redakteurs: Das waren bisher die Benchmarks, die zum Qualcomm Snapdragon X Elite und Plus veröffentlicht wurden. Warum Qualcomm noch derart restriktiv mit Leistungswerten umgeht und keinerlei verifizierbare Ergebnisse Dritter zulässt, ist ein Rätsel, denn die Geräte sollen bereits in wenigen Tagen auf dem Markt sein.
Selbst zur TDP will man sich nicht äußern, wenngleich wir auf der Computex und auf Preview-Events verschiedener Hersteller bereits eine Spanne von 20 bis über 100 W erfahren haben. Dies ist natürlich von der jeweiligen Geräteklasse abhängig. Zudem ist zwischen TDP und einer Peak-Power zu unterscheiden, denn selbst wenn der Chip mit einer TDP von 20 W festgelegt ist, darf er sich kurzzeitig deutlich mehr genehmigen.
Von heise stammen nun einige weitere Benchmarks, die vor allem an der GPU-Leistung des Snapdragon X Elite so einige Zweifel aufkommen lassen. Hier hatte man auf der Computex offenbar Zugriff auf ein Notebook mit Snapdragon X Elite – genauer gesagt dem X1E-78-100 mit zwölf Kernen, aber eben auch dem kleinsten 12-Kerner. Laut heise geht man im getesteten Design des Notebooks davon aus, dass die TDP bei 15 bis 28 W gelegen haben dürfte. Genauer kann oder will man an dieser Stelle nicht werden, denn keinesfalls soll enthüllt werden, welcher Hersteller hinter den Ergebnissen steckt, bzw. wer die Benchmarks zugelassen hat.
Aber kommen wir nun zu den Benchmarks: Da wären zunächst der Cinebench 2024 in einer ARM-Version. Hier soll der X1E-78-100 etwas mehr als 100 Punkte im Single-Threaded- und fast 680 Punkte im Multi-Threaded-Test erreicht haben. Die M3-Chips von Apple kommen auf 140 Punkte im Single-Threaded-Test, das Modell des Snapdragon X Elite liegt damit eher auf Niveau der aktuellen mobilen Ryzen-7000/8000-Prozessoren von AMD. Auch die Core-Ultra-Modelle von Intel landen in etwa auf diesem Wert. Ähnliches gilt für den Multi-Threaded-Benchmark, allerdings sind die Ryzen-Modelle von AMD in diesem Bereich allesamt Achtkern-Modelle. Ein Core Ultra 9 155H kommt auf mehr als 750 Punkte.
Weiter geht es mit dem Geekbench 6. Im Single-Threaded-Test sollen es rund 2.200 Punkte gewesen sein, was den X1E-78-100 hinter der Konkurrenz von AMD, Apple und Intel einordnet. Die 13.800 Punkte im Multi-Threaded-Test aber ordnen den Prozessor etwas besser als seine Konkurrenz ein.
Im 3DMark ein eher gemischtes Bild: Mit 25.000 Punkte platziert sich der X1E-78-100 im Nigh-Raid-Benchmark leicht hinter den aktuellen Konkurrenten von AMD und Intel. Allerdings liegt dieser Test natürlich in einer ARM-Version vor, was für den Fire Strike mit 5.700 Punkten und den Time Spy mit 1.900 Punkten nicht gilt. Hier sieht die Leistung aufgrund der Emulationsschicht gegenüber der Konkurrenz deutlich schlechter aus.
Überrascht sind wir von den schlechten Ergebnisse im Steel-Nomad-Test. Nur 420 Punkte sollen es hier sein. Eine Radon 680M kommt auf ähnliche Ergebnisse, bei NVIDIA reden wir von einer GeForce GTX 1050 Ti. Den Steel Nomad Light erledigt der Qualcomm-Chip mit einem Ergebnis von etwa 1.900 Punkten – ebenfalls wieder Niveau der Radeon 680M, des kleinsten M1-Chips oder der GeForce GTX 1050 Ti.
Die Ergebnisse sind nicht ganz einfach einzuordnen. Wir haben es dennoch mit einigen Vergleichswerten getan. Für einen ersten (erneuten) Schritt in die Windows-on-ARM-Welt sind die Benchmarks gar nicht mal so schlecht. Aber es gibt auch Ecken und Kanten, die nicht überzeugen können. Vieles wird vermutlich davon abhängen, wie gut der Treiber bereits optimiert werden konnte. Dies trifft vor allem auf die GPU-Leistung zu. Bei der CPU messen wir im Grunde die Leistung der Kühlung, nicht das spezielle Modell des Snapdragon X Elite. Laut heise soll der CPU-Takt unter Volllast bei etwa 2 GHz gelegen haben. Der X1E-78-100 muss zudem ohne Turbo auskommen, was in den Single-Threaded-Tests sicherlich wenig hilfreich ist.
Die von Qualcomm veröffentlichten Benchmarks sehen den Snapdragon X Elite mehr als 30 % vor der Konkurrenz von AMD und Intel. Dabei dürfte sich Qualcomm aber wohl an der Leistung des stärksten Modells orientieren und diesem zudem eine etwas höhere TDP spendieren.
Am Ende bleibt das Bild neblig, so richtig wissen wir immer noch nicht, woran wir bei Qualcomm und der erneuten Windows-on-ARM-Initiative sind. Wir werden uns wohl noch ein paar Tage gedulden müssen.